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Frankreichs Sorgenkind ein "Protagonist" der WM

Ousmane Dembélés überraschender Wandel

Ex-BVB-Star Ousmane Dembelé trumpft bei der Fußball-WM auf
Ex-BVB-Star Ousmane Dembelé trumpft bei der Fußball-WM auf
Foto: © IMAGO/JB Autissier
14. Dezember 2022, 15:56
sport.de
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Eine Verletzungswelle vor der Fußball-WM spülte Ousmane Dembélé in die Startelf der französischen Nationalmannschaft. In Katar zeigt sich der frühere BVB-Star wie verwandelt.

"Le Mosquito" wird Ousmane Dembélé in Frankreich genannt, weil er so pfeilschnell über den Platz fliegt und im entscheidenden Moment zusticht.

So lehrte er in seiner kurzen Zeit beim BVB seine Gegenspieler in der Bundesliga 2016/17 einst das Fürchten. Sechs Tore und zwölf Vorlagen standen am Ende seiner einzigen Spielzeit im deutschen Oberhaus zu Buche.

Seitdem ist viel passiert. Und das Megatalent entwickelte sich nachdem es den BVB streikend verließ zu einem echten Sorgenkind.

Über fünf Jahre trägt er nun bereits das Trikot des FC Barcelona. Und beinahe genauso lange wollten die Katalanen den Franzosen loswerden.

Starke Leistungen beim FC Barcelona

Bis Xaví Hernandez im November 2021 Trainer in der katalanischen Metropole wurde. Die Barca-Legende setzt große Stücke auf den flinken Außenstürmer: "Er kann auf seiner Position der beste Spieler der Welt sein, er kann den Unterschied machen", war sich Xavi von Beginn an sicher.

Mit dem Wissen um Dembélés schwierige Persönlichkeit fügte er jedoch hinzu: "Wir müssen ihm dabei helfen."

Der inzwischen 25-Jährige hat das Vertrauen von Trainer Xavi zurückgezahlt, mit 13 Torvorlagen in der Vorsaison und neun Scorerpunkten in der laufenden Spielzeit in der spanischen Liga.

Ousmane Dembélé profitiert bei Fußball-WM von Frankreichs Misere

Ähnlich scheint es sich mit seinem Nationaltrainer zu verhalten. Deschamps attestiert Dembélé etwas kryptisch "ein großes Spielvolumen". Davon hat man beim amtierenden Weltmeister allerdings einige Spieler, so dass Dembélé bei der WM-Endrunde eigentlich längst nicht so häufig auf dem Platz gestanden hätte, wie er es tut. Das Schicksal meinte es gut mit dem Ex-Dortmunder. Oder besser gesagt, die Verletztenmisere.

Denn Frankreich musste vor dem WM-Start etliche Ausfälle beklagen: Neben Stürmerstar Karim Benzema mussten auch N'Golo Kanté, Paul Pogba, Presnel Kimpembe und der Leipziger Christopher Nkunku verletzungsbedingt absagen. Deschamps passte sein System an und Flügelflitzer Dembélé profitierte davon.

Bei seinem dritten großen Turnier nach der WM 2018 und der EM im vergangenen Jahr bekommt der Flügelstürmer so viel Spielzeit wie nie zuvor. Nur im unbedeutenden dritten Gruppenspiel gegen Tunesien (0:1) stand Dembélé nicht in der Startelf.

Bemerkenswert auch, weil das einstige "Sorgenkind der Nation" seit der Europameisterschaft im Sommer 2021, bei der er sich am Knie verletzte, nur auf ganze elf (!) Einsatzminuten im Trikot von Les Bleus gekommen war.

"In defensiver Hinsicht mit großen Fortschritten"

"Er lässt mir viele Freiheiten", sagt der Flügelstürmer und meint Nationaltrainer Deschamps. Diese haben Dembélé schon immer gefallen. Diesmal nutzt er sie allerdings im Positiven und glänzt auf der rechten Seite im Zusammenspiel mit dem kreativen Antoine Griezmann, mit dem er immer wieder rochiert.

Zwei Torvorlagen steuerte Dembélé im Turnierverlauf bei. Von allen Spielern gaben nur Lionel Messi (18) und Dembélés Teamkollege Griezmann (17) mehr Torschussvorlagen als Dembélé (11). 

Eine rein offensive Spielweise reicht für den Flügelstürmer von heute zumeist nicht mehr aus. Und hier hat Dembélé zur Freude seines Trainers einen großen Sprung gemacht. "In defensiver Hinsicht hat er große Fortschritte gemacht. Wenn er nach hinten arbeiten muss, tut er das", lobt Deschamps. Den Beweis, wie viel Dembélé auch im Rückwärtsgang investiert, liefert die folgende Grafik aus dem Viertelfinalspiel gegen England: 

Für Ousmane Dembélé schließt sich der Kreis

Der Franzose selbst sagte vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Dänemark (2:1), dass er keine Fragen mehr zu seinem Privatleben und seiner in der Vergangenheit wenig vorbildlichen Lebensweise beantworten möchte.

"Einige Dinge waren nicht so, wie man es sich vorstellt. Aber ich bin reifer und verantwortungsbewusster geworden, in meinem Spiel und außerhalb des Platzes", sagte Dembélé. Er wolle ein "Protagonist dieser WM" werden.

Dass dies ausgerechnet in Katar passiert, ist aus Dembélés Sicht eine weitere schicksalhafte Fügung. Denn im Wüstenstaat legte der Franzose Ende 2019 den Grundstein für seinen Lebenswandel, als er sich in der Aspetar-Klinik - einer Spezialklinik für Verletzungsprävention - einem Reathletisierungs- und Präventionsprogramm unterzog.

Sollten die Franzosen am Mittwoch (20:00 Uhr) im Halbfinale gegen Marokko bestehen, winkt dem gereiften Barca-Star im Emirat sein erstes WM-Finale. 2018 lief im Endspiel auf seiner Position noch ein gewisser Kylian Mbappé auf. 

Lars Wiedemann

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