Keine Dominanz, kein Glanz - stattdessen eine historische Blamage: Die deutsche Nationalmannschaft hat auf dem langen Weg zum erträumten fünften Stern bei der WM 2026 einen fatalen Fehlstart hingelegt.
Julian Nagelsmann stapfte völlig desillusioniert über den Platz, 50 Meter entfernt lag sein Taktikzettel als Sinnbild der historischen Blamage von Bratislava zerknüllt im deutschen Tor.
Keine Dominanz, kein Glanz - stattdessen erwischte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft einen fatalen Fehlstart, der massive Zweifel an den großen Titelambitionen für die WM im kommenden Jahr aufkommen ließ.
Das erschreckend wacklige und defensiv überforderte DFB-Team verlor mit 0:2 (0:1) gegen die Slowakei und kassierte damit erstmals überhaupt eine Auswärtspleite in einer WM-Qualifikation.
"Das war ein schwaches Spiel von uns"
"Wir müssen uns alle an die eigene Nase fassen. Es war für uns alle überraschend, dass das Spiel so gelaufen ist", sagte Jonathan Tah enttäuscht am "ARD"-Mikrofon. Er sprach von einer "verdienten" Niederlage. "Das können wir nicht leugnen. Das war ein schwaches Spiel von uns. Das müssen wir aufarbeiten und ehrlich mit uns sein." ARD-Experte Bastian Schweinsteiger äußerte gar die Sorge, dass das DFB-Team die WM verpassen könnte. "Wenn du so spielst wie heute, natürlich", kritisierte er: "So musst du froh sein, wenn du dich für die WM qualifiziert."
Die Niederlage gegen die Nummer 52 der Welt war ein herber Dämpfer - und zugleich die dritte Pflichtspielpleite nacheinander. Das hatte es bislang ebenfalls noch nicht gegeben. David Hancko (42.) und David Strelec (55.) bestraften das DFB-Team für einen indiskutablen Auftritt, in der Quali für die WM in den USA, Kanada und Mexiko steht die deutsche Auswahl nach dem Auftakt gegen den unangenehmsten Gegner bereits mächtig unter Druck. Im zweiten Spiel am Sonntag (20:45 Uhr/RTL) in Köln ist ein Sieg gegen Nordirland Pflicht, schließlich qualifiziert sich nur der Gruppenerste auf direktem Weg. Als dritter Gegner in der eigentlich machbaren Gruppe A wartet Luxemburg.
Vor rund 20.000 Fans im Nationalstadion von Bratislava begann, was am 19. Juli 2026 im MetLife Stadium erfolgreich enden soll. Zu Beginn des langen Weges sollte es keine Wackler, "keine Zweifel" geben, sagte Nagelsmann. Besonders wichtig war ihm nach der großen Enttäuschung in der Nations League mit Pleiten gegen Portugal (1:2) und Frankreich (0:2) "Stabilität". Dafür beorderte er seinen Kapitän Joshua Kimmich zurück ins Mittelfeld. Und sonst?
Den Platz auf der rechten Abwehrseite übernahm der Frankfurter Debütant Nnmadi Collins (21), Oliver Baumann vertrat im Tor einmal mehr den abermals verletzten Marc-André ter Stegen und Abwehrchef Antonio Rüdiger kehrte nach seinem Ausraster im spanischen Pokal sowie einer Verletzung zurück. Im Zentrum, dem "Herzstück", wo der Bundestrainer nicht mehr experimentieren will, durften neben Kimmich der Stuttgarter Angelo Stiller und etwas offensiver Bayerns Leon Goretzka ran.
Deutschlands Defensive unsortiert
Dennoch wurde das DFB-Team beinahe kalt erwischt. Die Slowaken weckten Nagelsmanns unsortierte Defensive aus dem Tiefschlaf, als Kapitän Milan Skriniar (2.) eine Hereingabe knapp verpasste. Die "Dominanz", die Nagelsmann gefordert hatte, brachte die deutsche Elf nicht auf den Platz. Das Pressing der Slowaken bereitete Probleme, dazu wirbelte der freche Leo Sauer die Abwehr um den wackligen Rüdiger in dessen 80. Länderspiel durcheinander. Baumann verhinderte zweimal einen Rückstand.
Das, was das DFB-Team bis auf einen Versuch von Maximilian Mittelstädt (24.) lieferte, gefiel Nagelsmann gar nicht. Er motzte, schrie und pfiff. Doch ohne Säulen wie Jamal Musiala, Kai Havertz oder Tim Kleindienst lief offensiv fast nichts. Die Abschlüsse von Nick Woltemade (31.) und Florian Wirtz (32.), die neuen, über 200 Millionen Euro schweren DFB-Stars aus der Premier League, blieben Ausnahmen. Hancko vollendete einen Konter zur "hochverdienten Führung", wie "ARD"-Experte Bastian Schweinsteiger betonte: "Das hat nichts mit Verteidigen zu tun."
Nagelsmann reagierte in der Pause und brachte David Raum für den überforderten Collins. Nach einem Versuch von Leon Goretzka (48.) verbesserte sich kaum etwas im äußerst konteranfälligen deutschen Spiel. Beim 0:2 sah Rüdiger erneut alles andere als gut aus, Strelec tanzte den Real-Verteidiger locker aus und traf in den Winkel. Auch Nebenmann Jonathan Tah leistete sich mehrere Aussetzer. Trotz der Einwechslungen von Nadiem Amiri und Karim Adeyemi blieb es in der Schlussphase bei Verzweiflungsangriffen, weder Kimmich noch Goretzka nahmen das Heft des Handelns in die Hand.