In der Liga hui - aber international zuletzt glücklos. Der VfB Stuttgart steht sich in der Europa League erneut selbst im Weg und erlebt im Hexenkessel von Fenerbahce ein bitteres Elfmeter-Drama. Im Fokus steht gleich zweimal DFB-Spieler Angelo Stiller.
Viel investiert, nichts mitgenommen: Der VfB Stuttgart hat das zweite hitzige Europapokal-Auswärtsspiel in Folge verloren und ein kleines Déjà-vu zu verarbeiten.
Wie schon beim FC Basel (0:2) vor drei Wochen stellen sich die Schwaben in der Europa League selbst ein Bein. In der Schweiz legte der VfB nach nicht einmal drei Minuten den Gegentreffer vor, in Istanbul kamen die Stuttgarter deutlich besser ins Spiel, verteilten aber erneut Geschenke und gingen leer aus.
Auch diesmal halfen die Schwaben bei der Niederlage mit. Durch eine unglückliche Aktion leitete Mittelfeldregisseur Angelo Stiller den Rückstand ein. Bei einer Ecke zupfelte er am Shirt seines Gegenspielers Milan Skriniar (38.). Das reichte für Schiedsrichter Jakob Kehlet, um auf den Punkt zu zeigen. Auch der Video Assistant Referee schritt nicht ein. Kerem Aktürkoglu verwandelte zum 1:0.
"Ich halte ihn, er macht es dann gut, ich glaube, es sieht ganz gut auf dem Video", sagte Stiller nach er Partie zur Elfer-Situation, betonte aber, die Szene noch nicht gesehen zu haben. "Er fällt sehr leicht, dann falle ich auf ihn drauf, vielleicht sieht es dann auf dem Video blöd aus."
VAR und Schiedsrichter stehen im Fokus
Noch wilder wurde es dann in der zweiten Halbzeit. Binnen sieben Minuten musste der dänische Referee zwei Elfmeter zurücknehmen. Erst war der VfB im Glück, als ein Foul von Luca Jaquez folgenlos blieb, weil ein Fenerbahce-Profi im Abseits stand. Kurz darauf fanden sich die Schwaben auf der anderen Seite wieder.
Alvarez grätschte an Stiller im Sechzehner heran, nachdem dieser abgeschlossen hatte. Der Treffer war zwar nicht besonders stark, die Stuttgarter aber reklamierten.
Wieder zeigte Kehlet zunächst auf den Punkt. Der VAR schickte ihn nach längerer und durch die gellenden Pfiffe der Fans erschwerten Kommunikation an den Bildschirm. Nach Ansicht der Bilder nahm er den Pfiff zurück.
Stiller am RTL-Mikro: "Es ging so schnell. Auf der Bank meinten sie, dass man ihn geben kann. Es ist schade, dass er ihn nicht gegeben hat."
Der Mittelfeldspieler habe "einen Kontakt gespürt". Wann genau dieser erfolgte, wusste er nicht mehr - vor oder nach dem Schuss, ob er Ball berührt hat. "Es ist auf jeden Fall schade, dass er ihn weggibt."
Elfer-Szene: Stiller hat "Kontakt gespürt"
So blieb den Stuttgartern ein Strafstoß verwehrt. Der Vollständigkeit aber sei gesagt: Bei der schwachen Elfer-Quote des Pokalsiegers in den vergangenen Wochen wäre ein Tor nicht gerade garantiert gewesen.
Was beide Spiele in Istanbul und Basel verbindet: Vorne fehlte es dem VfB eindeutig am entscheidenden Punch. Darin waren sich auch in der Analyse alle einig. Das lag nicht nur am fehlenden Mittelstürmer - Ermedin Demirovic fällt mit einer Fußverletzung lange aus.
"Wir machen kein schlechtes Spiel. Uns hat die Durchschlagskraft gefehlt", bilanzierte Stiller. "Wir wollen so viele Punkte wie möglich holen. Es war kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt."
Auch Deniz Undav und Trainer Sebastian Hoeneß nutzen den Begriff der fehlenden "Durchschlagskraft". Es ist so etwas die wie Überschrift über die bisherige Europa-League-Saison.
VfB Stuttgart: Hoeneß kritisiert und lobt
Hoeneß brachte es im RTL-Interview auf den Punkt: "Am Ende hat das Tor gefehlt. Die Durchschlagskraft im letzten Drittel. Wir hatten genug Chancen, um ein Tor zu machen, vor allem in der zweiten Halbzeit." Seine "junge Mannschaft" habe über weite Strecken das Spiel kontrolliert.
Der Coach räumte aber ein, dass sein Team sich "hintenraus von der Hektik" beeinflussen lassen habe. "Wir haben es nicht mehr hinbekommen, ein strukturelles Spiel auf den Platz zu bekommen", so Hoeneß. Dies sei kein Grund, sich "zu schämen". Aber: "Wir müssen unbedingt aus dem Spiel lernen."
Undav wurde deutlich: "Wir haben es nicht verdient, zu gewinnen", sagt der Stürmer, der in der 63. Minute eingewechselt worden war. Auch er vergab eine Chance zum möglichen Ausgleich kläglich (81). "Der Elfer war unglücklich. Wir hatten kaum Präsenz in der Box. Was uns stark gemacht hat in Wolfsburg, haben wir heute vermissen lassen", sagte er angesäuert.
Auf die Hexenkessel-Stimmung im Stadion wollte keiner der Spieler oder Hoeneß die Niederlage schieben. Die Lautstärke habe ihn und auch die Spieler nicht beeinflusst, sagte Hoeneß.
Undav befand die Stimmung als "geil", normalerweise würde so etwas ihn und das Team sogar anspornen. Zu einem Tor verhalft es allerdings nicht. Nach Abpfiff kam es sogar zu wilden Szenen und einer Rudelbildung. Auch Undav war involviert. Dann kochten die Gemüter aber wieder herunter.
Europa League: Gegen Feyenoord unter Druck
Wohin also geht der Weg des VfB?
Es warten richtungsweisende Wochen. Zunächst folgt der Doppelpack gegen Mainz - erst in der Liga, dann die zweite Pokalrunde - Anfang November ist der Klub dann zuhause gegen den niederländischen Meister Feyenoord fast schon zu einem EL-Heimsieg verdammt, um im Rennen für die K.o-Runde zu bleiben, auch wenn Hoeneß den Blick auf die Tabelle jetzt noch nicht richten will.
"Ich weiß, dass wir drei Punkte haben. Wir müssen mehr Punkte holen, um die Gruppenphase zu überstehen", so der Cheftrainer.
Eines ist auch klar: Gegen Feyenoord sollte der Klub das Geschenkverteilen auch international für mindestens 90 Minuten einstellen.














































