Die deutschen Korbjäger spielen bei der EM um den ersten Viertelfinaleinzug seit zehn Jahren. Gegner Frankreich ist am Samstag in Istanbul der Favorit, aber kein Unbekannter.
Ein langes Wochenende in Istanbul? Das ist Dennis Schröder zu wenig. Zur Finalrunde der Europameisterschaft fliegt die Familie des 23-Jährigen ein und soll natürlich mehr zu sehen kriegen als nur das Achtelfinale gegen Frankreich. "Wir wollen Spiel für Spiel nehmen. Dann schauen wir, was drin ist", sagt der NBA-Profi zwar eher vorsichtig, träumt mit den Basketballern aber natürlich von einem richtigen Coup.
Schröder steht vor seinem mit Abstand wichtigsten Spiel im Nationaltrikot. Am Samstag (14:15 Uhr MESZ) geht es im Sinan Erdem Dome um nicht weniger als den ersten Viertelfinaleinzug seit zehn Jahren. Viel wird auch nach dem Umzug in die Türkei wieder vom jungen Spielmacher der Atlanta Hawks abhängen.
"Wer jede Possession besser spielt, in der Defense competed, hat die bessere Chance. Das versuchen wir zu machen", sagt Schröder in seinem typischen Mischmasch aus Deutsch und Englisch. Possession ist Ballbesitz, Defense die Abwehr, und wenn er von competen spricht, will sich Schröder auf Augenhöhe messen.
Starken Eindruck bestätigen
Nach der Vorrunde in Tel Aviv, wo die Auswahl des DBB abgesehen von kleinen Schwächephasen sowie der Pleite zum Abschluss gegen Litauen (72:89) überzeugte und Gruppenzweiter wurde, soll der bislang ausgezeichnete Eindruck bestätigt werden.
Den Dämpfer vor der Abreise sah im deutschen Lager niemand als Problem an. "Das war eine gute Vorbereitung auf das Frankreich-Spiel, die haben auch eins auf die Mütze bekommen", sagt DBB-Präsident Ingo Weiss. Es sei grundsätzlich aber egal, dass es beim Abschied in Israel nichts zu holen gab und die Franzosen gegen Slowenien ebenfalls untergingen (78:95). "Für Istanbul sind die Karten alle neu gelegt. Da weiß keiner was, wer, wo, wie."
Zumindest wissen beide Gegner, was auf sie zukommt. Gerade einmal zwei Wochen liegt das bislang letzte Duell zwischen den Nachbarn zurück, in Berlin gab es für die deutsche Mannschaft zum Abschluss der Vorbereitung ein 79:85. Die Franzosen waren lange überlegen, erst am Ende wurde es spannend.
Benzing: "Haben noch eine Rechung offen"
"Wir haben noch eine Rechnung offen", sagt Kapitän Robin Benzing. Für einen Erfolg sei eine Steigerung nötig, vor allem in der Problemzone unter dem eigenen Korb: "Beim Rebound müssen wir uns verbessern. Alle müssen den Großen helfen", fordert Benzing: "Wir können jeden schlagen, wenn wir die Bretter kontrollieren, wenn wir in der Defense einen gescheiten Rhythmus haben."
Bundestrainer Chris Fleming sieht gute Chancen, Grund dafür sei die Entwicklung seit dem vorherigen Spiel gegen die Equipe Tricolore. "Wir sind gewachsen als Team", meint der Amerikaner. "Die Herausforderung ist sicherlich groß. Aber ich glaube, dass wir keine Angst haben müssen."
In Berlin gab es große Probleme in der Abwehr. Die Guards Nando de Colo und Thomas Heurtel waren kaum zu stoppen, dazu haben die Franzosen noch den gefürchteten Schützen Evan Fournier und im bulligen Boris Diaw einen ganz schwer zu verteidigenden Großen in den Reihen. "Sie sind sehr stark am Korb", sagte Schröder am Freitag in Istanbul, sieht aber Chancen: "Es war super, dass wir in Berlin gegen sie gespielt haben."
"Die Franzosen sind sehr gefährlich", sagt "Big Man" Johannes Voigtmann, doch ein anderer wesentlicher Faktor sei nicht zu unterschätzen: "Es ist ein K.o.-Spiel, da muss man auch ein bisschen Glück haben."






