Am Wochenende steht in der NFL die Divisional Round der Playoffs auf dem Programm. Für viele Fans ist diese Runde mit gleich zwei hochklassigen Doubleheadern vielleicht das größte Highlight der Saison. Das gilt natürlich auch für die deutschen Football-Fans, denen am Samstag (Ortszeit) ein ganz besonderes Duell geboten wird.
Denn mit Amon-Ra St. Brown und Brandon Coleman stehen sich beim Duell der Detroit Lions und der Washington Commanders (Sonntag 2 Uhr live bei RTL und auf RTL+*) gleich zwei Deutsch-Amerikaner gegenüber.
sport.de zeigt, was die beiden verbindet, wo die Unterschiede liegen und blickt neben der Verbindung zu Deutschland auch auf die Saison der beiden Akteure.
Gleicher Hintergrund, unterschiedlicher Werdegang
Sowohl Coleman als auch St. Brown haben einen amerikanischen Vater und eine deutsche Mutter. Nichtsdestotrotz unterscheidet sich ihr Werdegang dennoch enorm. Während Coleman nämlich in Deutschland aufwuchs, wo sein Vater beim Militär stationiert war, wurde St. Brown in Kalifornien geboren und wuchs dort größtenteils auch auf.
Coleman nennt Berlin seine Heimat, wo Football in seinem Leben noch gar keine Rolle spielte. 15 Jahre lebte er in der Hauptstadt, ohne aktiv in Kontakt mit Football zu kommen. Viel mehr war es der Basketball, dem er seine Aufmerksamkeit widmete.
Es war sogar der Traum von der NBA, der über Umwege den möglichen Weg in die NFL ebnete.

Mit 15 Jahren nämlich ging es für Coleman an eine High School in den USA. Im Hinterkopf dabei: Der Wunsch eines College-Basketball-Stipendiums. Die High School war in Denton/Texas. Dort lebte auch seine Schwester, die ihn bei sich aufnahm und drei Jahre mehr oder weniger groß zog.
Im Gespräch mit dem Youtube-Kanal "Frogs O'War", angelehnt an das College-Team TCU Horned Frogs, verriet Coleman, wie er zum Football kam. Football habe ihn schon immer interessiert, auch weil sein Vater selbst spielte, als er jung war. "Wir hatten so eine Kabelbox in Deutschland, so dass wir die NFL auch dort schauen konnten."
"Als ich in den USA ankam, sagten sie: 'Du bist ein großer Junge, du solltest versuchen, Football zu spielen' und so habe ich über den Sommer angefangen, zunächst als Quarterback", sagte Coleman.
Sommerferien im Rheinland
Was Amon-Ra St. Brown mit Deutschland verbindet, waren vor allem die Sommerferien bei den Großeltern. Immer wieder war er zu Gast in Leverkusen, der Heimat seiner Mutter. Dort besuchte er unter anderem Fußballcamps. Doch seine große Liebe blieb immer der Football.
Nachdem die Familie zwischenzeitlich nach Paris gezogen war, ging es für St. Brown 2014 an die High School in Kalifornien, wo er trotz zahlreicher Angebote später auch ans College ging und für die USC Trojans spielte.

Der Einstieg in die NFL
Sowohl Coleman als auch St. Brown entschieden sich am Draft teilzunehmen, galten aber beide nicht als Top-Prospects. So ließen sich im Falle von Amon-Ra St. Brown im Jahr 2021 die Teams drei Runden Zeit, ehe sie ihn auszuwählten. Den Zuschlag bekamen die Lions mit Pick 112. Noch heute kennt St. Brown alle Receiver auswendig, die vor ihm vom Board gingen. Er hat sie in seinem Notizbuch aufgeschrieben, um sich immer wieder daran zu erinnern.
Coleman war erst 2024 an der Reihe und ging in der dritten Runde vom Board, bekanntermaßen sicherten sich die Washington Commanders die Dienste des Offensive Lineman.
Auch hier ist eine Verbindung ersichtlich, denn sowohl die damaligen Lions als auch die Commanders vor dem vergangenen Draft befanden sich am unteren Ende der NFL, um es vorsichtig auszudrücken.
In beiden Franchises stand ein gewaltiger Umbruch an, samt neuem Coach, neuem Quarterback und jeder Menge neuem Personal.
Während die Lions damals etwas mehr Zeit brauchten, um in Schwung zu kommen, drehten die Commanders in dieser Saison die jüngere Vergangenheit umgehend auf links.
Die Saison der beiden Deutschen
Und Brandon Coleman war dabei mittendrin. Nachdem er in den ersten vier Spielen auf Left Tackle nur ein Rotationsspieler war, eroberte er zu diesem Zeitpunkt den wichtigen Job in der Offensive Line der Commanders.
Ein Blick auf seine Statistiken zeigt, dass bei Coleman allerdings nicht alles rund lief. So ließ er beispielsweise neun Sacks zu. Auch im Wild Card Game gegen die Buccaneers zahlte er viel Lehrgeld. Gleich sechs Pressures gelangen den Bucs an Coleman vorbei, einzig gegen die Eagles in Woche elf waren es in der Regular Season genauso viele. Nichtsdestotrotz hatte Coleman auch einige gute Spiele. Zudem ist der Berliner ein zuverlässiger Run Blocker.
Und wenn ihm vor der Saison jemand gesagt hätte, dass er ab Woche 5 in jedem Spiel auf Left Tackle starten und mit dem Commanders in der Divisional Round stehen würde, kann man sich sicher sein, dass Coleman dies sofort unterschrieben hätte. Mit seinen körperlichen Fähigkeiten hat der 1,98 Meter große Hüne ohnehin jede Möglichkeit durch wachsende Erfahrung noch besser zu werden und in der Zukunft die Blind Side von Jayden Daniels noch besser zu schützen.
St. Brown wird erneut zum All-Pro
Amon-Ra St. Brown ist hingegen in seinem vierten NFL-Jahr und bereits ein gestandener Profi oder viel mehr ein absoluter Superstar. Auch er hatte anfängliche Schwierigkeiten in den ersten Jahren, gehört mittlerweile aber zu den besten Receivern in der NFL.
Als solcher steht er zum zweiten Mal in Folge im All-Pro First Team, gemeinsam mit Ja'Marr Chase und Justin Jefferson. Eine Gesellschaft mit Rang und Namen also.
St. Brown schloss die Saison mit 115 Receptions, 1.263 Receiving Yards und 12 Touchdowns ab. Damit gelang es ihm, nach 2023 ein zweites Mal eine Saison mit mindestens 10 Touchdowns, 100 Receptions und 1000 Yards zu erzielen. In seinen ersten vier NFL-Jahren gelang das vorher in der Geschichte nur Larry Fitzgerald.
Im Saisonverlauf erzielte er in acht Spielen in Folge einen Touchdown und brach damit den Franchise-Rekord der Lions.
"Eine schöne Ausgangslage" für deutsche NFL-Fans
Auch der RTL-Experte und zweifache Super-Bowl-Champion Sebastian Vollmer freut sich auf das Duell der beiden Deutschen. "Für uns und das nicht als Experten, sondern einfach als Football-Fans, wir freuen uns natürlich sowas zu sehen. Wir kennen alle Amon-Ra, der mittlerweile einer der besten Receiver in der Liga ist. Im letzten Jahr ist er knapp gescheitert und wir wünschen uns als deutsche NFL-Fans natürlich, dass er endlich den großen Erfolg feiern kann. Auf der anderen Seite haben wir aber auch Brandon Coleman. Wir waren mit RTL beim Draft, als seine Reise begann. Er hat sich bei den Commanders etabliert. Als Football-Fan ist das natürlich eine schöne Ausgangslage, denn einer der beiden wird ja weiterkommen. Aber ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass die Commanders die Lions schlagen", wagte Vollmer am Ende noch eine Prognose für das Spiel.
So oder so. Von Coleman kann man sich als deutscher NFL-Fan sicherlich in der Zukunft noch einiges erwarten und für Amon-Ra St. Brown dürften die nächsten Jahre ohnehin rosig aussehen.
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