2024 schaffte Oberbayer Julius Welschof als Undrafted Free Agent den Sprung in die NFL. Für die Pittsburgh Steelers spielte er eine überragende Preseason, verletzte sich dann allerdings zur Unzeit.
Im exklusiven Interview mit sport.de-Redakteur Marcel Schmidt spricht Welschof über das Gefühl bei seinem ersten Sack und seine Ziele für die kommende Spielzeit. Zudem verrät er, was er Travis Hunter raten würde und wie T.J. Watt privat ist.
Herr Welschof, Sie sind aktuell mit und für die Steelers in Deutschland, was steht für Sie dabei an in den nächsten Tagen?
Anmerkung: Das Interview wurde 11. April geführt.
Julius Welschof: Wir sind heute im Headquarter der NFL Deutschland in Düsseldorf zu Gast, in den nächsten beiden Tagen dann bei Borussia Dortmund. Morgen gibt es eine kleine Rundtour, am Sonntag steht ein Flag-Football-Camp für Grundschulkinder an, die noch nie Football gespielt haben.
Da hake ich direkt mal ein: Wie gefällt dem gebürtigen Oberbayer Julius Welschof denn die Zusammenarbeit der Pittsburgh Steelers mit dem BVB?
Welschof: Gut! Bundesliga-Teams sind immer cool. Ich wollte als kleiner Junge immer gern Fußball-Profi werden, bis ich dann den Football für mich entdeckt habe. Deshalb ist es auf jeden Fall spannend, auch mal hinter die Kulissen eines Bundesliga-Teams zu schauen.
Was stand und steht für Sie ansonsten in der Offseason an?
Welschof: Ich habe die Offseason in Pittsburgh bei den Steelers verbracht und mit den Strength Coaches trainiert und auch meine Laufeinheiten absolviert. Ich habe direkt in der Facility alle Möglichkeiten genutzt, die es gibt.
Also haben Sie komplett durch trainiert und wenig freie Zeit gehabt?
Welschof: Ja!
Dann ist es nun sicherlich umso schöner Mal wieder in Deutschland zu sein, oder?
Welschof: Genau, also ich war tatsächlich vor zwei Monaten für zehn Tage in Deutschland, das war dann so mein Urlaub in diesem Jahr. Jetzt habe ich Glück gehabt, dass ich nochmal sozusagen einen bezahlten Urlaub bekommen habe.
Blicken wir auf das letzte Jahr, als sie in der Preseason mit drei Sacks in zwei Spielen richtig abgeliefert haben. Haben Sie das Gefühl noch vor Augen wie es war, als sie Ben DeNucci für ihren ersten NFL-Sack zu Boden gebracht haben?
Welschof: Ja, der erste Sack war einer der besten. Ich dachte zunächst, dass ich vorbei laufe und ihn nicht mehr erwische. Doch dann war es umso schöner, als er auf dem Boden lag. Man hatte den ersten Sack und zu sehen, wie sich die Teamkollegen gefreut haben, war schon ein cooles Gefühl.
Dann kam leider die Knieverletzung und stoppte die starke Preseason kurz vor den Roster Cuts. Wie nah haben Sie sich zu diesem Zeitpunkt am 53-Mann-Kader gefühlt?
Welschof: Schon sehr nah. Vor allem nach der guten Performance im letzten Spiel (zwei Sacks gegen die Detroit Lions, Anm. d. Red). Es gab auch gutes Feedback von den Coaches. Da hat mir die Verletzung leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Deswegen ist es das Ziel, in diesem Jahr nochmal eine solche Performance zu zeigen oder sogar noch besser zu spielen, um dann erneut eine Chance zu bekommen.
Das heißt, die Zielsetzung ist klar: Dieses Jahr soll der Sprung in den Kader klappen?
Welschof: Genau! Ich habe auch den Fokus aufs Special Team gesetzt, um dort nochmal nachzulegen, damit ich mir auch darüber den Platz sichern kann.
In wenigen Wochen steht der NFL Draft an. Was glauben Sie, was werden die Pittsburgh Steelers machen? Im einen oder anderen Mock Draft liest man immer wieder auch Quarterbacks, auch wenn der Name Aaron Rodgers durch die Medien schwirrt. Was ist die Voraussage von Ihnen?
Welschof: Da muss ich sagen, ich habe da keinerlei Kenntnisse. Das spielt sich alles hinter geschlossenen Türen ab. Ich weiß nicht, wo hier genau Not am Mann ist. Dass wir irgendwann noch einen Quarterback brauchen, ist klar. Ob der jetzt aus dem Draft kommt oder noch als Free Agent, weiß ich nicht. Aber da gibt es Leute, die sich darüber wirklich den ganzen Tag Gedanken machen. Deshalb habe ich da keinerlei Bedenken, dass diese Leute am Ende die richtige Entscheidung treffen werden.
Unabhängig von der Quarterback-Position und dem Team. Was sind für Sie die spannendsten Prospects im Draft? Sind es Spieler wir Travis Hunter oder Edge Rusher Abdul Carter?
Welschof: Ja es sind schon die beiden. Gerade Travis Hunter ist ein Spieler, den man nicht alle Jahre im Draft sieht. Es wird auf jeden Fall spannend zu sehen, wo er am Ende landet und wie er genutzt wird. Ob jetzt in der Offense oder Defense. Aber grundsätzlich habe ich das Gefühl, dass je später man in der ersten Runde den Pick hat, desto mehr passieren kann. Ich glaube nach den Top 5, vielleicht den Top 10, ist es wieder so, dass man drauf schaut, welche Position man braucht und ob noch ein dazu passender Spieler da ist. Deshalb ist es schwer zu sagen, wer wo landen könnte.
Glauben Sie denn, dass es in der NFL möglich ist, in der Offense und der Defense zu spielen und dabei auch eine gewisse Anzahl an Snaps zu bestreiten? Oder muss sich Travis Hunter doch spezialisieren?
Welschof: Ich glaube persönlich, dass es schwer wird. Der Unterschied zwischen College und NFL ist ein sehr sehr großer. Einmal ist die Frage, ob der Körper das mitmachen kann, so viele Snaps offensiv und defensiv zu spielen. Und dann auch so gut zu sein, dass er auf beiden Positionen dominiert, wird eine große Herausforderung. Wenn er sich das wirklich als Ziel setzt, kann er das schon schaffen, aber wenn ich jetzt mal für mich spreche: Ich bin froh, wenn die Offense auf dem Platz ist und ich auch mal durchschnaufen kann.
Am Ende bleibt mir noch übrig, Ihnen zu ihrer Verlobung zu gratulieren. Auf Instagram war einer der ersten Gratulanten T.J. Watt. Für uns Außenstehende ist das natürlich was Besonderes. Ist es für Sie schon normal, dass solche absoluten Superstars so nahbar sind? Ist der Umgang mit ihnen ein ganz normaler?
Welschof: Es ist schon ungewohnt, wenn man so in den Kommentaren sieht, wer einem da gratuliert. Das hätte ich mir auch nicht vorstellen können. T.J. hat selbst auch Nachwuchs bekommen und trainiert aktuell in der Facility. Da lernt man ihn besser kennen und auch auf eine persönlichere Art und Weise. Es ist cool, solche Spieler auch außerhalb des Platzes kennenzulernen.




































