Bei den New York Jets beginnt in der NFL mal wieder eine neue Zeitrechnung mit neuem Regime und einem neuen Quarterback. Justin Fields tritt die Nachfolge von Aaron Rodgers an. Doch passt das überhaupt? Was ist vom Ex-Bears-Star zu erwarten und wird er der QB der Zukunft für Gang Green?
Nach der Trennung von Rodgers, dessen Zeit in New Jersey unterm Strich als teures Missverständnis abgetan werden muss, gilt es, den Blick nach vorne zu richten bei den New York Jets. Der neue Head Coach Aaron Glenn sowie General Manager Darren Mougey haben es sich auf die Fahne geschrieben, ein von Grund auf neues Team zusammenzustellen, das in absehbarer Zeit endlich konkurrenzfähig sein soll.
Bekanntermaßen ist dafür keine Position wichtiger als die des Quarterbacks. Die Jets entschieden sich für Justin Fields. Fields war ursprünglich der elfte Pick insgesamt im Draft 2011 von den Chicago Bears, die für ihn damals sogar von 20 mit den New York Giants hoch getradet haben.
Seither zeigte Fields vor allem, dass er ein sehr guter Runner ist, der großen Speed und Beweglichkeit mitbringt und mit seinen Füßen Plays machen kann. Geht es jedoch darum, den Ball zu werfen, ist es eine andere Geschichte.
Mehr dazu:
Jets-Offense nach Lions-Vorbild
Ungeachtet der weiteren Veränderungen am Kader - gerade die Offensive Line wird deutlich verändert daherkommen -, stellt sich zunächst mal die Frage, wie die Offense der Jets künftig überhaupt aussehen soll. Head Coach Aaron Glenn hat Offensive Coordinator Tanner Engstrand aus Detroit mitgebracht. Dort fungierte er unter OC Ben Johnson zuletzt als drei Jahre als Passing Game Coordinator und dürfte entsprechend einen ähnlichen Ansatz mitbringen wie sein früherer Vorgesetzter.
Das heißt dann, dass wir eine Form der West Coast Offense sehen werden, die viel mit Play Action und Bootlegs machen wird. Das passt zu dem, was Fields gerade im Vorjahr gespielt hat. In seinen sechs Starts für die Steelers setzte er in 31,5 Prozent der Snaps auf Play Action - das war der zweithöchste Wert seiner Karriere und der höchste seit 2022 (32,1). Schauen wir nun auf das, was die Lions in diesem Bereich gemacht haben, dann lag Jared Goff sogar bei einer Play-Action-Rate von 36,6 Prozent, was sein Karrierehöchstwert war.
Play Action, kurze Pässe und dergleichen vereinfachen Quarterbacks ihre Reads und das wiederum könnte nun auch Fields zugutekommen, dessen Übersicht nicht seine stärkste Waffe ist. Sein Plus gegenüber Goff ist in erster Linie seine Mobilität. Hier wird es spannend zu sehen, wie Engstrand diese PS auf die Straße bringen will. Vermehrte Bootlegs dürften ein Ansatz sein, denn damit kann Fields auch mit designten Runs viel Schaden anrichten.
Problematisch ist jedoch eher seine Tendenz, den Ball zu lange zu halten. Während Goff den Ball in diesem Scheme stets in unter 2,8 Sekunden los wurde, hielt Fields den Ball allein in der Vorsaison im Schnitt 3,04 Sekunden, was aber immerhin sein schnellster Wert seit seiner Rookie-Saison war (2,91).
Fields aggressiver als Goff
Was ebenfalls für Fields in dieser Art Offense sprechen dürfte, sind seine Zahlen bei kurzen (weniger als 10 Air Yards) und mittellangen (10-19 Air Yards) Pässen. In diesem Bereich hat er gerade zu seiner linken Seite und über die Mitte eine gute Konstanz an den Tag gelegt, die ihm auch bei den Jets zugutekommen könnte.

Schaut man genauer hin, fällt auf, dass Fields Aggressivität aus Bears-Tagen in Sachen Deep Shots auch in Pittsburgh beibehalten hat. 12,1 Prozent seiner Pässe flogen mindestens 20 Air Yards. Das war zwar sein geringster Anteil überhaupt in der Karriere, aber immer noch fast doppelt so hoch wie Goffs Wert in der vergangenen Saison (6,1). Gut möglich also, dass man sich dies ebenfalls zunutze macht, um auf dem Fundament der Johnson-Offense aufzubauen.
Letztlich wird es für Engstrand darauf ankommen, Fields' Vorzüge wie seine Athletik, Explosivität und den starken Arm zu maximieren, und seine Defizite - mangelnde Übersicht, Ungeduld in der Pocket, Zögerlichkeit - zu minimieren. Wenn das gelingt, dann könnte Fields so etwas wie Goff 2.0 auf Speed werden. Also ein Quarterback, der zwar nicht versucht, zu viel zu machen, der aber dennoch dazu in der Lage wäre.
Grundlegend wird man auch viel aufs Run Game setzen, um den QB zusätzlich Last von den Schultern zu nehmen, obgleich Fields in diesem natürlich auch ein Faktor ist aufgrund seiner Fähigkeiten. Die Idee ist es jedoch, dem QB das Leben so leicht wie möglich zu machen und ihn in eine Position zu bringen, in der er erfolgreich sein kann, ohne eben zu viel selbst machen zu müssen.
Jets haben kaum Risiko mit Fields
Gelingt das, könnte es für die Jets erstmals seit langer Zeit wieder in die richtige Richtung gehen. Und wenn nicht, wäre Fields zumindest mal kein langfristiger Klotz am Bein.
Das ist auch ein Zeichen für neue Weitsicht bei Gang Green, denn Fields' Vertrag ist äußerst teamfreundlich. Was rein formell ein Zweijahresvertrag über 40 Millionen Dollar ist, ist tatsächlich ein Einjahresvertrag über 30 Millionen Dollar. Im ersten Jahr sind 20 Millionen Dollar garantiert, im zweiten Jahr noch die Hälfte seines Jahresgehalts (20 Mio.) in Höhe von 10 Millionen Dollar. Sollte die Zusammenarbeit also nicht den gewünschten Ertrag erbringen, wäre eine Trennung nach 2025 machbar.
Gleichzeitig lässt dies erahnen, dass sich die Jets alle Optionen offenhalten. Sprich: Sollte ihnen im Draft - an Position 7 oder wahrscheinlicher in späteren Runden - ein verheißungsvolles Quarterback-Prospect über den Weg laufen, könnten sie dann durchaus in die längere Zukunft schauen und zuschlagen.
Schlimmstenfalls wird Fields also für ein Jahr den Statthalter bei den Jets geben, ehe dann jemand anderes übernimmt, der womöglich noch gar nicht in Sicht ist. Bestenfalls jedoch ist er genau der Typ Quarterback, der die Offense von Tanner Engstrand mit Leben befüllen und im Vergleich zu seiner ursprünglichen Version noch verbessern kann. Und dann könnte aus diesem Ein-Jahres-Experiment womöglich sogar etwas langfristiges werden.
Dementsprechend haben die Jets mit Justin Fields als Quarterback nichts zu verlieren.