Super Bowl LIX steht in der NFL vor der Tür und einer der wohl wichtigsten Spieler auf dem Platz ist Linebacker Zack Baun von den Philadelphia Eagles. Ein Satz, den so sicherlich niemand auf dem Zettel hatte vor der laufenden Saison. Über eine Entwicklung, die kometenartig verlief und alle überraschte.
In den kommenden Tagen werden wir einiges über Schlüsselspieler, X-Faktoren und dergleichen auf dem Weg zu Super Bowl LIX zwischen den Kansas City Chiefs und Philadelphia Eagles (So., ab 23:15 Uhr live bei RTL und im Stream auf RTL+*) hören. Ein Mann, auf den dies mit Sicherheit zutrifft, ist Eagles-Linebacker Zack Baun, den vor der Saison keiner so recht auf dem Zettel hatte.
Für Zack Baun schließt sich am Sonntag ein Kreis, denn seine NFL-Karriere begann bei den New Orleans Saints als Drittrundenpick 2020 aus Wisconsin. Die Saints tragen ihre Heimspiele im Caesars Superdome aus, Austragungsort von Super Bowl LIX. Doch bei den Saints war Baun nichts weiter als ein Ergänzungsspieler. Die Eagles verpflichteten ihn in der vergangenen Offseason für 3,5 Millionen Dollar und keiner hätte damit gerechnet, dass er eine tragende Rolle einnehmen würde im Defensiv-Konstrukt des neuen Defensive Coordinators Vic Fangio. Baun war in vier Jahren bei den New Orleans Saints ein Rollenspieler, ein Special-Teamer.
Seine Beiträge in der Defense waren überschaubar. Er war von College-Tagen an zwar als guter Athlet bekannt, doch wollte es nie so recht klappen, weshalb die Erwartungshaltung an ihn entsprechend ausfiel. Vor allem aber war er für seine in New Orleans vorgesehene Rolle einfach nicht produktiv genug. Er wurde 2023 in fast 80 Prozent seiner Defensiv-Snaps (303 insgesamt) als Edge-Verteidiger eingesetzt, brachte es aber nur auf 2 Sacks und überschaubare 16 Pressures.
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Eagles: Fangio macht den Unterschied für Baun
Entsprechend war anzunehmen, dass er auch bei den Eagles nur eine Randnotiz werden würde, schließlich verfügen jene über zahlreiche namhafte Edge-Rusher, die sich von Baun sicher nicht verdrängen lassen würden.
Fangio allerdings hatte andere Pläne für Baun. Pläne, die ihn zum Aufsteiger der Liga in der Saison 2024 machten. Baun legte trivial formuliert seine mit Abstand beste Saison in der NFL hin. Er brachte es auf 151 Tackles, 14 Pressures und 3,5 Sacks. Hinzu kamen 80 Stops. Baun war so gut, dass er sogar zu den fünf Finalisten für den Defensive Player of the Year der "Associated Press" gehört. Er wurde erstmals ins All-Pro First Team und in den Pro Bowl gewählt, gehört nun also zur Elite der Verteidiger in der NFL.
Doch wie genau hat Fangio diese enorme Leistungssteigerung bewerkstelligt? In erster Linie mit einer neuen Position für Baun. Nachdem er bei den Saints hauptsächlich als Edge eingesetzt worden, stellte ihn Fangio hauptsächlich als Off-Ball-Linebacker auf. Dort spielte er in 75,3 Prozent seiner Snaps (1150 insgesamt), was ihm offenkundig deutlich besser lag als die klassische Pass-Rusher-Rolle.
Er brachte es auf 80 Stops und mit diesen verloren gegnerische Offenses -44,0 Expected Points Added, was der zweithöchste Wert der NFL gegen den Run war. Und er erzwang sage und schreibe sechs Forced Fumbles in dieser Saison inklusive der Playoffs. Zufall jedenfalls ist das nicht, denn Head Coach Nick Sirianni hat dazu ein Highlight-Reel vom früheren Bears-Cornerback Chris "Peanut" Tillman zusammengestellt, das sich Baun - und andere seiner Kollegen - offenkundig genau angeschaut haben. Der "Peanut-Punch" ist so ziemlich die beste Art, einem Gegenspieler den Ball aus den Armen zu boxen.
Damit aber nicht genug, denn Baun legte auch eine beeindruckende Range in Coverage an den Tag und brachte es auf -25,7 EPA als nächster Verteidiger, der drittbeste Wert eines Linebackers in den vergangenen fünf Jahren.

Eagles: Baun schließt große Lücke
Und das wiederum könnte auch ein wichtiger Faktor am Sonntag im Super Bowl werden, denn die Eagles haben hiermit eine enorme Lücke geschlossen. 2023, als sie nach starkem Start grandios eingebrochen waren und schon in Runde 1 der Playoffs die Segel streichen mussten, ließen sie bei Pässen über die Mitte noch eine Completion Percentage von 72,1 Prozent zu, was der neunthöchste Wert der NFL war. In diesem Jahr jedoch ließen sie auch dank Baun die niedrigste (59,9 Prozent) zu. Und das könnte ein Pfund sein gegen ein Chiefs-Team, das in diesem Jahr förmlich von kurzen Pässen lebt.
Mehr noch: Baun ließ in dieser Saison lediglich 5,4 Yards nach dem Catch pro Reception zu, was ebenfalls von entscheidender Bedeutung sein könnte, denn die Chiefs leben davon, Yards nach dem Catch zu generieren. Mit 2489 YAC liegen sie ligaweit auf Rang 3 der NFL hinter den Lions und Buccaneers. Kappt man diese Pipeline, hätte man einiges erreicht gegen diesen Gegner.
Dass sich Baun aber überhaupt in dieser Position wiederfinden würde, also als ein Schlüsselspieler im Super Bowl, der mithelfen muss, Mahomes' Top-Target Travis Kelce zu stoppen, ist schon ein enormer Turnaround im Vergleich zu seiner jüngeren Vergangenheit. NFL-Reporterin Jori Epstein von "Yahoo Sports" hatte am Ende des vergangenen Jahres in einem Artikel davon berichtet, wie Baun zu Saints-Zeiten nach Spielen weinend in der Kabine saß oder sich nach dem Training in sein Auto setzte und sich dachte: "Das wird ein langes Jahr ..."
Nun hat er andere Sorgen, bessere Sorgen, wenn man so will. Erst geht es darum, die Chiefs im Super Bowl zu stoppen. Und anschließend wird er sicherlich ein sehr gefragter Mann sein in der NFL, die ihn bislang nur als Nebendarsteller wahrgenommen hat. Baun wird wie schon 2024 Free Agent, dieses Mal jedoch mit deutlich besseren Voraussetzungen. War er damals noch einer von der Resterampe, wird man ihn nun im oberen Regal der Feinwarenabteilung antreffen.
Hat im vergangenen Jahr noch ein Einjahresvertrag ausgereicht, so wird ein Team nun tief in die Tasche greifen müssen, um sich seine Dienste zu sichern. Mit 28 Jahren ist er zwar nicht mehr der jüngste, aber es gibt eben auch nicht allzu viele elitäre Off-Ball-Linebacker in der Liga. Und dieser hier ist nach seiner mit Abstand besten Saison wahrscheinlich zu haben.
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