Die NFL-Saison geht auf die Zielgerade zu. Am Sonntag duellieren sich die letzten vier Teams in den Championship Games um die Tickets für den Super Bowl. Sebastian Vollmer wird für RTL dann vor Ort im Arrowhead in Kansas City sein. Dort sagt der zweifache Super-Bowl-Sieger eine Überraschung voraus.
Im exklusiven Interview mit RTL/ntv und sport.de spricht Vollmer zudem über die Sensations-Saison der Commanders mit Quarterback Jayden Daniels und erklärt wieso die Chiefs so schwer zu schlagen sind.
NFL: Commanders "spielen mit House Money"
Dass die Washington Commanders am Sonntag mit dabei sind im NFC Championship Game (ab 21 Uhr bei RTL und auf RTL+*), ist für Vollmer "irgendwie überraschend, aber irgendwie auch nicht, wenn man die letzten Wochen gesehen hat".
Nichtsdestotrotz hätte man einen solchen Durchmarsch sicherlich nicht erwarten können. "Du hast ein Team mit einem Nummer-Zwei-Pick und das heißt ja erstmal, dass das Team nicht wirklich gut ist und, dass die letzte Saison alles andere als gut gelaufen ist. Und dann marschierst du so durch die Saison. Das hat natürlich auch etwas mit Glück zu tun, weil vor allem die Defense nicht immer hochkarätig war. Aber du hast halt Jayden Daniels, der jeder Zeit für viele Punkte sorgen kann. Das hat man auch gegen die Lions gesehen, wo ich eine solche Leistung nicht erwartet habe", zeigt sich Vollmer beeindruckt.
Eine der Stärken der Commanders liegt laut Vollmer in der Underdog-Rolle des Teams. "Sie spielen aktuell mit House Money (risikofreudigeres Auftreten, weil man bereits gewonnen hat, Anm. der Red.). Denn es hat niemand erwartet, dass sie soweit kommen und jetzt im NFC Championship Game stehen. Dort muss man aber auch mit ihnen rechnen, es steht bei weitem nicht fest, dass die Eagles dieses Spiel gewinnen. Es ist für mich die Cinderella-Story der Saison, mit einem Jayden Daniels, der den Titel des Rookie of the Year natürlich verdient hätte", erklärt der frühere Brady-Bewacher.

Aus Fan-Sicht sei es zudem eine schöne Geschichte, dass man mit Brandon Coleman einen Deutschen bei den Commanders sehen kann. "Einen Deutschen im Super Bowl zu haben, würde uns sicher alle freuen. Er hat mit seiner Größe und seiner Reichweite tolle Voraussetzungen, weil er zudem sehr athletisch ist. Er steht jetzt im Championship Game und hat es geschafft über weite Strecken der Starter zu sein. Das ist nicht selbstverständlich. Sich so zu halten, obwohl er regelmäßig gegen starke Defenses spielt, davor hab ich großen Respekt. Er trägt seinen Teil dazu bei, dass Jayden Daniels so gut spielen kann und das Team diesen Erfolg hat", lobt Vollmer den jungen Deutschen.
Vollmer rechnet mit Hurts-Einsatz
Zu tun bekommen es die Washington Commanders bekanntermaßen mit den Philadelphia Eagles. Diese bangen seit dem Duell mit den Rams um Quarterback Jalen Hurts. Dieser schleppte sich durch das Spiel in der Divisional Round und hatte dabei "sicherlich das eine oder andere Schmerzmittel intus", wie Vollmer an dem anschließenden Interview von Hurts erkannt haben will.
Der frühere Patriots-Star rechnet derweil fest mit einem Einsatz von Hurts gegen die Commanders. "Die Eagles sind natürlich sehr vorsichtig mit dem, was sie durchsickern lassen, um den Commanders nichts zu verraten. Aber Hurts wird dabei sein und gut spielen. Er weiß auch, dass er drei Stunden auf die Zähne beißen muss, um dann zwei Wochen Pause bis zum Super Bowl oder ein halbes Jahr bis zur neuen Saison zu haben. Das gehört dazu und deshalb mach ich mir auch keine Sorgen um ihn", ist sich Vollmer sicher.
Nichtsdestotrotz kann die Verletzung natürlich eine Einschränkung sein, dessen ist sich Vollmer bewusst: "Natürlich wird es aber auch drauf ankommen, wie der Spielverlauf ist, ob Hurts viel selbst kreieren muss oder ob man einiges über den Lauf regeln kann", blickt der Deutsche auf die Situation am Sonntag.

Arrowhead ist "richtig, richtig laut"
Vollmer selbst wird zum Zeitpunkt des NFC Championship Games bereits vor Ort in Kansas City sein, wo er die Stimmung für das AFC Championship Game zwischen den Kansas City Chiefs und den Buffalo Bills (0:30 Uhr live bei RTL und auf RTL+*) für den TV-Zuschauer einfangen will.
Und diese Stimmung kann ein großer Vorteil für die Chiefs werden. "Ich weiß, wie unangenehm es ist, in Kansas City zu spielen. Ich war letzte Woche da und ich kenne auch die Spielerperspektive. Es ist kalt und laut, richtig laut. In den meisten Stadien ist es so, dass es immer mal wieder laut wird, im Arrowhead ist es durchgehend laut. Die Kommunikation wird damit richtig schwer, gerade in der Offensive Line. Und dann können sich immer wieder Fehler einschleichen. Es ist ein riesiger Vorteil für die Chiefs", warnt Vollmer.
Dennoch traut er den Bills die Überraschung durchaus zu. Die Buffalo Bills haben viele Veteranen, haben oft in Kansas City gespielt und werden vorbereitet sein. Es wird ein krasses Spiel werden", frohlockt der zweifache Champion.
Chiefs setzen Belichick-Motto perfekt um
Natürlich aber, und das weiß auch Vollmer, haben die Chiefs in den letzten Jahren die Sieges-Formel gefunden. Zwar sehe er die Bills als das bessere Team an, "doch die Chiefs erinnern mich an einige unserer Jahre bei den Patriots, wo wir nicht das beste Team waren, aber immer wieder Lösungen gefunden haben", zieht Vollmer einen spannenden Vergleich.
Und der ehemalige Left Tackle weiß auch ganz genau, wieso dies so ist. "Gegen die Texans ist es wieder deutlich geworden. Die Chiefs verlieren ihre Spiele nicht. Das heißt, sie sind nicht der Grund, dass sie Spiele verlieren. Sie werfen keine dummen Interceptions, sie fumbeln die Bälle nicht, sie haben keine wilden Play-Calls in entscheidenden Phasen. Du musst gegen die Chiefs absolut diszipliniert spielen. Bill Belichick hat immer gesagt: "You can’t win, until you keep from losing". Das heißt in 90 Prozent der Fälle sind die Teams selbst für ihre Niederlagen verantwortlich, zum Beispiel durch leichte Fehler. Wenn du diese vermeidest, gewinnst du in der Regel. Und das macht keiner aktuell so gut wie die Chiefs", zeigt sich Vollmer beeindruckt.
Sein Bauchgefühl jedoch sagt weiterhin, dass die Bills die Partie dennoch gewinnen können. "Auch, weil Josh Allen in einer überragenden Form ist. Ich bin sehr gespannt auf das Aufeinandertreffen."
Apropos Bauchgefühl: Seinen Super-Bowl-Tipp musste Vollmer nach dem Aus der Lions über den Haufen werfen. Nun bleibe er zwar bei den Bills, in der NFC wechselt sein Tipp nun zu den Eagles. Sicher ist er sich allerdings nicht: "Ich würde in beiden Fällen kein Geld drauf wetten", erklärt Vollmer.
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