Am Montag wurde offiziell verkündet, was sich seit Monaten angedeutet hatte: die Dallas Cowboys werden sich von Head Coach Mike McCarthy nach fünf Jahren Zusammenarbeit trennen. Einmal mehr wird dadurch deutlich, wie sehr Teameigner Jerry Jones diesem Franchise mittlerweile schadet. Ein Kommentar.
Die Cowboys trennen sich von Mike McCarthy. Wer genau hingeschaut hat in den vergangenen Wochen und Monaten, wird darüber jetzt nicht sonderlich überrascht sein, doch zeigt die Timeline dieser Trennung einmal mehr, was das größte Problem der Cowboys dieser Tage ist. Und das ist weder der Kader, der geschwächt in diese Saison gegangen ist, noch der Coach, der nun ein anderer sein wird.
Das größte Problem, das größte Hindernis auf dem Weg zurück zum (Playoff-)Erfolg der Dallas Cowboys ist Teameigner, Teampräsident und General Manager - so steht es auf seinem Briefkopf, selbst beim Statement zum Abgang von McCarthy! - Jerry Jones. Und nur Jerry Jones.
Will man ganz weit ausholen, dann war die damalige Trennung von Erfolgscoach Jimmy Johnson nach der Saison 1993 nach dem zweiten von drei Super-Bowl-Triumphen der 90er Jahre aufgrund von Eifersüchteleien und internen Querelen der Grundstein des Niedergangs der letzten Cowboys-Dynasty. Unter Barry Switzer gewann man zwar auch 1995 nochmal den Super Bowl, aber mit den Spielern, die größtenteils Johnson geholt hatte.
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Kein NFC Championship Game seit 1995
Seither haben die Cowboys nicht mal mehr einem NFC Championship Game auf dem Rasen beigewohnt. In den vergangenen fünf Jahren gelangen immerhin drei 12-5-Saisons in Serie und zudem ein Playoff-Erfolg (gegen die Buccaneers nach der Saison 2022 in Tom Bradys letztem Spiel). Die abgelaufene Saison jedoch endete mit 7-10 erfolglos, aber irgendwie auch mit Ansage, denn so wie Jerrah die vergangene Offseason gemanagt hat, ging man ohnehin mit einem verminderten Kader in die Saison - die Verletzungen, allen voran von Dak Prescott, gaben dem Team dann auch mangels der üblichen Kadertiefe den Rest.
Zur Erinnerung: Jones hielt die komplette Offseason der Cowboys damit auf, dass er mit den Agenten von Prescott und CeeDee Lamb einen völlig unnötiges Tauziehen veranstaltete, das jeweils damit endete, dass beide Spieler am Ende im Grunde die Verträge bekamen, die sie von Anfang an wollten. Und diese Verhandlungstaktik wendete er nicht zum ersten Mal aus seiner Sicht erfolglos an. Alles, was Jones damit erreichte, war, dass Lamb das Training in der Offseason verpasste und erst knapp vor Saisonstart wieder mit trainierte. Und er verhinderte gerade durch die Prescott-Verhandlungen, dass genügend Cap Space für dringend benötigte Verstärkungen nach den ganzen Abgängen vorhanden war.

In diesem Januar nun saß Jones offenbar erneut auf seinen Händen und nutzte sein quasi-exklusives Verhandlungsfenster mit McCarthy lediglich dazu, nicht-zielführende Gespräche zu führen, die nicht mal zu echten Verhandlungen führten. Aufgrund einer neuen Regel können Coaches mit auslaufenden Verträgen erst ab diesem Dienstag als Free Agents mit anderen Teams reden. Jones unternahm jedoch offenbar keinen echten Versuch, McCarthy zu halten, blockte ihn aber dennoch von Interviews mit anderen Teams - mindestens die Bears und Saints sollen Interesse haben.
Damit aber nicht genug, denn Jones verschwendete somit auch über eine Woche, um selbst tätig zu werden und mit potenziellen Nachfolgern für McCarthy zu reden. Er verpasste also eine ganze Woche an möglichen Vorstellungsgesprächen mit Coordinators von Playoff-Teams, speziell natürlich die der Lions (Ben Johnson, Aaron Glenn), die gerade sehr hoch gehandelt werden. Jene werden nun erst wieder zu Gesprächen verfügbar sein, wenn ihr Team ausgeschieden ist. Alle anderen suchenden Teams haben dadurch einen großen Vorsprung.
Die jüngsten Meldungen, nach denen Jones sich mittlerweile bei Colorodo-Head-Coach, Hall-of-Famer, Paradiesvogel und Cowboys-Legende Deion "Primetime" Sanders gemeldet hat, dürften dabei auch nur Nebelkerzen sein, um von genau diesem Fakt abzulenken. "Prime" selbst hat schon verlautbaren lassen, wie wohl er sich in Boulder fühlt. Aufmerksamkeit jedoch erzeugt dieses Gerücht dennoch, was seit jeher Jones' oberste Priorität zu sein scheint.
Aikman zweifelt an Attraktivität des Cowboys-Jobs
Erschwerend kommt hinzu, dass ESPN-Experte, Hall-of-Famer und Cowboys-Legende Troy Aikman nun öffentlich Zweifel an der Attraktivität des Cowboys-Jobs geäußert hat. Aikman sagte am Montag bei "ESPN": "Ich bin mir nicht so sicher, dass ich zustimmen würde, wenn man sagt, dass dies ein begehrter Job ist." Seine Erklärung dafür leuchtet ein: "Ich denke, dass die meisten Footballleute, die irgendwo als Head Coach übernehmen, dies nach ihren eigenen Bedingungen machen wollen. Und das ist schwer in Dallas."
Was er damit meint, liegt auf der Hand: Jerry Jones hat bei allem das letzte Wort. Jüngst erklärte er, dass er kein Interesse daran hat, irgendwann abzutreten und einen echten GM zu installieren. Es ist sein Team und er führt es so, wie er will. Dass er diesem damit mehr schadet als er hilft, hat er aber offenbar weiterhin nicht verstanden.