Die Regular Season ist vorbei, damit steht auch die Draft-Reihenfolge für die ersten 18 Teams fest. Wie immer werden die Quarterbacks auch dieses Jahr die Konversationen prägen - aber vielleicht wird 2025 ein Draft, in dem Teams vorsichtiger auf der wichtigsten Position agieren.
In seiner monatlichen Kolumne schreibt RTL-Experte Adrian Franke exklusiv über die NFL bei sport.de.
Mock Drafts insbesondere vor der Free Agency sind immer eine noch schwierigere Übung. Es geht deshalb hier auch nicht in erster Linie darum, Monate vor dem Draft bereits möglichst genaue Picks für Ende April vorherzusagen - auch wenn in einigen Fällen der Spieler-Team-(Nicht-)Fit definitiv eine Rolle spielt.
Vielmehr geht es darum, einen Blick auf mögliche Strategien zu werfen und darauf, mit welchen Szenarien man sich in der Top 10 vertraut machen sollte - und welche Prospects man dafür kennen sollte.
Der Draft 2025 ist in der Spitze längst nicht so stark, wie die letztjährige Ausgabe. Auch das wird die Strategien in der Top 10 mitprägen.
NFL Top 10 Mock Draft 2025
+++TRADE: Die Giants traden mit den Titans und kommen von 3 auf 1+++
Meine Vermutung für Tennessee sieht so aus: Callahan geht mit sehr viel Druck in die kommende Saison. Gleichzeitig kommt er aus einer Saison, in welcher ein junger Quarterback mit all seinen Fehlern ihn zur Weißglut trieb.
Mehr dazu:
Ich denke nicht, dass die Titans mit einem Rookie-Quarterback in die kommende Saison gehen wollen. Vielleicht ist Sam Darnold hier ein Thema, vielleicht Aaron Rodgers. Callahan braucht schnellere Ergebnisse, und das sollte den First-Overall-Pick zum Trade-Asset machen.
1. Pick: New York Giants - Cam Ward, QB, Miami
Die Giants auf der anderen Seite brauchen auch schnelle Ergebnisse, aber nicht mit einer Bridge-Lösung.
Ich gehe davon aus, dass Daboll und Schoen im Amt bleiben, um den nächsten Franchise-Quarterback zu finden und zu formen. Deshalb ergibt ein kleiner Move nach oben Sinn, um vor die Browns zu kommen und um zu verhindern, dass man selbst vielleicht von den Raiders oder den Jets kalt erwischt wird.
Ward sehe ich dabei, verglichen mit Shedeur Sanders, noch mehr als den High-Ceiling-Quarterback, den Daboll entwickeln kann. Der Fit mit den Giants hat für mich immer mehr Sinn ergeben, als Sanders nach New York zu packen.
2. Pick: Cleveland Browns - Travis Hunter, WR/CB, Colorado
Wer weiß, ob die Browns überhaupt einen Quarterback picken wollen.
Ich halte es weiterhin für denkbar, dass man sich sehr günstig etwa einen Kirk Cousins holt, sollten die Falcons ihn entlassen, um eine Übergangslösung zu haben. Um dann den Quarterback-Markt für 2026 ins Auge zu fassen.
Insbesondere falls ein Quarterback mit dem ersten Pick vom Board geht, sollte die Wahl für Cleveland relativ einfach sein. Denn Hunter gilt als der beste Spieler in dieser Klasse und würde Cleveland einen Playmaker geben, der diesem Team - vielleicht sogar auf beiden Seiten des Balls - neues Leben einhaucht.
3. Pick: Tennessee Titans (via Giants) - Tetairoa McMillan, WR, Arizona
Ohne nachzuschauen: Wer war der Nummer-2-Wide-Receiver der Titans in dieser Saison?
Jeder Nicht-Titans-Fan, der hier direkt auf Nick Westbrook-Ikhine kam, darf sich einmal auf die Schulter klopfen. Calvin Ridley war der klare Top-Receiver, Westbrook-Ikhine und Tight End Chigo Okonkwo kamen danach.
Will sagen: Dieses Team hatte ein klares Playmaker-Defizit. McMillan bringt eine Größe und eine physische Präsenz mit, die gut mit Ridley harmonieren sollte. Ein wenig wie das, was man sich für Hopkins und Ridley ausgemalt hatte.
Meine Quarterback-Überlegungen zu den Titans hatte ich bereits eingangs erwähnt. Ich erwarte einen Veteran-Quarterback, der sofort funktionieren soll. Und dann gilt es, für ihn bestmögliche Umstände zu bauen.
Mehr dazu:
4. Pick: New England Patriots - Will Campbell, OT, LSU
Der Worst Case für die Patriots. Der vermeintlich beste Spieler des Drafts mit Hunter sowie der vermeintlich beste offensive Skill-Player mit McMillan sind weg, genau wie der erste Quarterback.
Das bedeutet nicht nur, dass sich die Trade-Angebote hier vermutlich in Grenzen halten - auch die Chance, einen sofortigen High-Impact-Spieler für Drake Maye und die Offense zu finden, ist so eher schwierig.
Das führt zu einem langweiligen Pick, der aber dennoch sofort helfen könnte. Campbell wird bei einigen Teams eher als Guard auf dem Zettel sein, die Patriots können Hilfe innen und außen in der Offensive Line gebrauchen.
2025 ist kein Vergleich zum Vorjahres-Draft, der sehr stark in der Spitze besetzt war. Aber wir müssen diese Klasse durch eine andere Linse betrachten. Es wird unweigerlich zu der Situation kommen, dass auch mehrere Picks innerhalb der Top 10 nicht den größten Hype versprühen. Auch das muss aber nichts für deren reale NFL-Karriere heißen.
5. Pick: Jacksonville Jaguars - Mason Graham, DT, Michigan
Stichwort “langweiliger Pick”: Ein Defensive Tackle in der Top 10 wird ebenfalls selten für große Begeisterungsstürme sorgen, und wir müssen in Jacksonville natürlich auch abwarten, wer dieses Team überhaupt coacht.
Aber ich mag die Idee von Graham zwischen Josh Hines-Allen und Travon Walker, um dem Team auf der Seite des Balls eine klare Identität zu geben.
Graham sollte Jacksonville deutlich mehr Stabilität gegen den Run verleihen und aber auch eine weitere Pass-Rush-Präsenz in diese Front packen. Hier könnte sein Impact sogar größer sein als der von Walker.
6. Pick: Las Vegas Raiders - Shedeur Sanders, QB, Colorado
Wir wissen alle, dass zwischen Anfang Januar und Ende April die Quarterbacks immer nochmal nach oben gepusht werden. Aber vielleicht ist es dieses Jahr nicht der Draft, in dem das so eskaliert. Schlicht und ergreifend, weil das Talentlevel auf der Position das nicht hergibt.
Das könnte den Raiders entgegenkommen, die in diesem Szenario ohne teuren Trade nach oben Shedeur Sanders picken können. Sanders und Las Vegas, diesen Fit kann ich mir nach wie vor sehr gut vorstellen. Und Tom Brady soll ihn ja auch mögen.

7. Pick: New York Jets - Will Johnson, CB, Michigan
Neues Regime in New York, sodass ich hier keine aggressiven Moves oder Quarterback-Schnellschüsse erwarte.
Stattdessen können die Jets auf Pick 7 sitzen bleiben und schauen, wie sich das Board entfaltet - um dann den höchsten Spieler auf ihrem Board zu picken.
Das könnte in diesem Szenario sehr gut Will Johnson sein. Ein großer, physischer Corner, der gemeinsam mit Sauce Gardner das beste Cornerback-Duo in der NFL bilden könnte.
8. Pick: Carolina Panthers - Abdul Carter, Edge, Penn State
Letzte Offseason wurde sehr viel in die Offense investiert. Das sollte auch in dieser Offseason weitergehen, umso mehr, da Bryce Young deutliche Fortschritte gezeigt hat. Die gilt es, weiterhin zu unterstützen.
Aber für diesen Bereich des Drafts sehe ich klar die Defense im Fokus. Und hier könnte Carolina in alle Richtungen gehen.
Carter ist der wohl spektakulärste Pass-Rusher in dieser Klasse. Mit seiner Explosivität und seiner Quickness würde er den Panthers sofort ein Element geben, welches Carolinas Front dieses Jahr schlicht überhaupt nicht hatte.
9. Pick: New Orleans Saints - Mykel Williams, Edge, Georgia
Bei jedem Mock Draft, den ich mache, haben die Saints am Ende der Top 10 eine große Auswahl was physisch starke Edge-Rusher angeht.
Das ist nicht nur ein großer Need für eine Front, der eine starke Pass-Rush-Präsenz dieses Jahr merklich gefehlt hat. Es ist auch der exakte Prototyp, den New Orleans seit Jahren bevorzugt.
Williams hat dabei die spannendsten physischen Tools. Aber auch Nic Scourton von Texas A&M würde in das Profil passen. Falls die Saints hier in die Offense gehen wollen, wäre Offensive Tackle meine Wahl.

10. Pick: Chicago Bears - Jalon Walker, Edge, Georgia
Viel in Chicago hängt jetzt erst einmal von der Head-Coach-Suche ab. Caleb Williams mehr Hilfe zu geben ist ein wichtiger Punkt, aber dieser Bereich des Drafts ist vielleicht nicht der richtige Spot dafür.
Der Draft hat mehr als eine Runde, und auch in der Free Agency kann Chicago Hilfe für etwa die Interior Offensive Line finden.
Dieser Pick könnte ein guter Punkt im Draft sein, um endlich einen zweiten Edge Rusher zu finden. Walker wäre eine spannende Ergänzung zu Montez Sweat, Walker ist kleiner, aber verfügt über herausragende Explosivität und würde den Bears direkt einen schnellen Punch im Pass-Rush geben.