Das Munich Game 2024 brachte uns erstmals eine Overtime - und ein dramatisches Ende zugunsten der Carolina Panthers gegen die New York Giants. Was bleibt zurück nach einem ereignisreichen Wochenende in der bayrischen Landeshauptstadt? NFL-Redakteur Marcus Blumberg war für sport.de vor Ort.
Als jemand, der bereits vor zwei Jahren bei der Deutschland-Premiere mehrere Tage in München war, um das Spektakel leibhaftig zu verfolgen, lässt sich sagen, dass die Experience in diesem Jahr eine andere war. Damals setzte man vor allem auf große Statement-Events wie die Aktionen am Odeonsplatz mit den riesigen Teamhelmen und diversen Stationen für die Fans. Zudem wurde eine große Fan-Experience am Spieltag am Rande des Parkplatzes der Allianz Arena errichtet.
In diesem Jahr jedoch ging die NFL und gingen vor allem auch einige Teams mit Marketingrechten hierzulande andere Wege. Alles war oberflächlich betrachtet insgesamt etwas kleiner, etwas unauffälliger. Allerdings nur aus der Draufsicht, wenn man so will. Der Odeansplatz war nichts Besonderes mehr und auch die Fan Experience an der Arena war kleiner und weiter oben an der Esplanade. Zudem hatten nur noch Ticketinhaber Zutritt, weil die Geschichte damals ziemlich überfüllt war.
Dafür machten die "Deutschland-Franchises" Teampubs rundum die Innenstadt in bekannten Lokalitäten auf. Insgesamt gab es zehn verschiedene, wobei die New York Giants gleich deren zwei aufzogen. Diese waren im Grunde allesamt gut besucht, obgleich nicht alle gleich spannend waren für die Fans.
Man kümmerte sich jedoch um die zahllosen Fans, die sich an diesem Wochenende nach München aufgemacht hatten, wenn auch vorwiegend auf Teamseite, weniger von der Liga aus gesteuert.
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NFL: Spieler genießen Atmosphäre in München
Im Spiel selbst wurde den 70.132 Zuschauern derweil so viel Dramatik wie noch nie in einem Spiel auf deutschem Boden geboten mit einer Overtime und einem fast schon schockierenden Ende. In Sachen Atmosphäre war die Begegnung zwischen den Giants und dem "Heimteam" Panthers einmal mehr ein Highlight. Das galt sowohl für die Zuschauer, als auch für die Spieler. Panthers-Edge-Rusher D.J. Wonnum etwa erklärte im Kabineninterview nach dem Spiel: "Die Atmosphäre war unglaublich, jeder war laut und dynamisch. Und das hat uns auch auf dem Feld geholfen."
Allerdings sei auch erwähnt, dass dieser zweite Anlauf nicht ganz an die München-Premiere 2022 herankam. Vor allem in Sachen Gesang des Publikums war da Luft nach oben. Die Aktion, per QR-Code darüber abzustimmen, bei welchem Lied jetzt genau mitgesungen werden soll, verlief letztlich im Sande. Zwar gewann "Major Tom" mit großem Abstand, doch dann spielte man über die Stadionlautsprecher die englische Version, was beim Publikum offenbar nicht ankam.
Das mittlerweile unvermeidliche Country Roads sorgte erneut für gute Stimmung im vierten Viertel, doch zum einen sah man nicht mehr so viele Handylichter wie damals, zum anderen fehlte dieses Mal ein wenig die Gänsehaut.
Was das Sportliche betrifft, lässt sich derweil vor allem konstatieren, dass man den jüngeren Trend der internationalen Spiele, der uns noch zu gut aus München 2022 in Erinnerung war, was rutschige Spielfelder betrifft, gestoppt hat. Während Wonnum in dem Zusammenhang auf einfach längere Stollen verwies, ließ Cornerback Mike Jackson wissen: "Das Spielfeld war viel besser als beim letzten Mal, als ich hier war. Ich bin heute gar nicht ausgerutscht."
Interception zieht kurzzeitig den Stecker
Aus- beziehungsweise abgerutscht ist derweil überraschend die komplette Stimmung im Stadion nach Daniel Jones' erster Interception kurz vor der Pause. Hatte sich die Kulisse vor Spielbeginn noch fast wie ein Heimpublikum angefühlt, das sogar die Giants beim Einlauf lautstark ausbuhte, war fast Friedhof-Stimmung nach diesem Pick, der den Panthers nochmal die Chance auf weitere Punkte vor dem Break ermöglichen hätte können. Stattdessen strömten die Zuschauer lieber schon vor der Pause ins Innere des Stadions, mutmaßlich um Proviant zu organisieren.
Halbzeit-Act mgk - offenbar heißt das alte Maschinengewehr nun so - durfte nur zwei Songs zum Besten geben und war dann schon wieder weg. Es war fast ein "Blink and you miss it"-Moment, zumal der Autor dieses Textes eben selbst währenddessen Proviant holen war - für die gesamte auf der Pressetribüne anwesende erweiterte schreibende RTL-Crew, wohlgemerkt!
Die fast eisigen Temperaturen im hellblau leuchtenden - das sollte verboten sein! - Fußballtempel in Fröttmaning half zwar auch nicht beim Gesamteindruck, jedoch kann man schon sagen, dass München einmal mehr ein guter Gastgeber für die NFL war.
Wonnum erklärte: "Ich liebe Deutschland, es war eine andere Erfahrung, einfach rausgehen zu können. Ich war ein wenig in der Altstadt und konnte die Häuser und die Architektur sehen und das war schon was anderes. Es war cool, ich hatte eine gute Zeit hier." Und Jackson ergänzte: "Deutschland gefällt mir sehr. Ich bin in Frankfurt geboren. Es ist ziemlich cool, wieder her zu sein und zu gewinnen. Ich war vor zwei Jahren schon mal hier mit Seattle und wir haben verloren. Es ist also gut, hier wieder auf .500 zu kommen."
Bald noch mehr NFL-Spiele in Deutschland?
Auch wenn sie beide eher auf bayrische Küche verzichteten. Im Gegensatz zu Quarterback Bryce Young, der sich am Wochenende nach Twitter-Angaben einen Döner gönnte.
Die wohl größte Story aus München an diesem Wochenende dürfte derweil die Meldung gewesen sein, dass Berlin kurz davor steht, sich zu München und Frankfurt zu gesellen, was deutsche Städte für NFL-Spiele angeht. Commissioner Roger Goodell sagte zur Exklusiv-Meldung von sport.de/RTL/ntv vielsagend: "Man soll Gerüchten zwar eher keinen Glauben schenken, doch dieses Gerücht solltet ihr schon glauben."
Zudem ließ er im Rahmen des Events "NFL Live" durchblicken, dass dies keineswegs heißt, dass München oder Frankfurt nun raus wären. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass wir womöglich schon ab 2025 zwei NFL-Spiele in Deutschland haben werden - in Frankfurt und in Berlin. Irgendwie müssen schließlich die ab 2025 von Goodell angekündigten acht internationalen Spiele besetzt werden.
Es war anders als beim ersten Mal, es war aber dennoch wieder mal eine schöne Zeit in München. Es war gewissermaßen auch ein großen Klassentreffen der Football-Bubble - was nicht nur für die Fans, sondern auch die Medien gilt. Ich persönlich durfte so viele großartige Kolleginnen und Kollegen treffen, die ich zuvor nur aus sozialen Medien oder auch einfach gar nicht kannte. Und dafür allein hat sich München 2024 vollends gelohnt.




































