Im Munich Game 2024 der NFL treffen die Carolina Panthers auf die New York Giants. Um das Event gebührend zu feiern, sind natürlich auch zahlreiche ehemalige Spieler beider Teams angereist. Darunter auch Giants-Legende Shaun O'Hara, der einen ganz besonderen Bezug zu Deutschland hat.
Im exklusiven Interview mit sport.de-Redakteur Marcus Blumberg am Rande einer Giants-Party im Münchner Hofbräuhaus anlässlich des Munich Games der NFL zwischen den Carolina Panthers und New York Giants (Sonntag, ab 14:30 Uhr live bei RTL und im Stream auf RTL+* erklärte O'Hara, der von 2004 bis 2010 Center für die Giants spielte und Super Bowl XLI nach der Saison 2007 gegen die New England Patriots gewann, dass seine Mutter eine Deutsche ist und er sich daher speziell auf den Trip vorbereitet hat.
Zudem verriet er sein Abnehmgeheimnis und gab heutigen NFL-Spielern Tipps, wie man den Star der Giants stoppt.
Giants-Legende Shaun O'Hara im Interview
Herr O'Hara, was verbinden Sie mit Deutschland?
Shaun O'Hara: Ich bin deutscher Abstammung. Also meine Mutter ist eine hundertprozentige Deutsche. Die Familie ist aus dem Norden von Deutschland. Und ich habe meiner Mutter vor dem Trip geschrieben und gefragt: "Wie genau war das? Wo sind wir her?" Und sie schrieb zurück: Ihr Urgroßvater wurde in Hannover geboren und sein Vater war aus Westfalen. Und mein Nachname ist O'Hara, also bin ich irischer, italienischer und deutscher Abstammung. Aber ich tendiere irgendwie zum Apostroph, was ein Geschenk und ein Fluch ist. Darum fühle mich ich gleich wie zuhause in Irland, wenn ich nach Deutschland komme und Bier trinke.
Ja, dafür sind wir bekannt (lacht)
O'Hara: Aber wenigstens benehmen sich die Deutschen dann. Wenn wir Bier trinken, werden wir sehr temperamentvoll und bauen irgendeinen Mist. Wir besaufen uns.
Sehr aufschlussreich ... doch kommen wir zu einer persönlichen Frage: Wie sind Sie nach ihrer Karriere so fit geworden? Helfen Sie mir, ich kann jeden Ratschlag in der Hinsicht gebrauchen ...
O'Hara: Nun, ich habe dieses Ding namens 'Deutsches Bier" entdeckt. Und offenkundig hilft es dir, Gewicht zu verlieren - du kannst halt bloß nichts essen. Es ist eine komplett flüssige Diät. Und daher schreibe ich das komplett dem Hofbräuhaus zu. (lacht) Aber im Ernst: es waren wirklich zwei große Veränderungen: Ernährung. Ich habe nicht mehr so viel gegessen, ich habe die Portionen reduziert und angefangen, gesünder zu essen. Keine Kohlenhydrate, kein Brot, keine Pasta. Nur noch Gemüse und magere Proteine. Und ich habe mein Workout ein wenig verändert. Aber ich habe als Offensive Lineman immer gedacht, dass das jetzt immer ich war, nur unter meinem Babyspeck. Und es hat mehr als 40 Jahre gedauert, meinen Babyspeck zu verlieren.
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Danke für die Tipps! Doch kommen wir zum Sportlichen. Ihr früherer Coach Tom Coughlin und ihr Quarterback Eli Manning sind beide Halbfinalisten für die Hall-of-Fame-Klasse von 2025. Haben die beiden es aus Ihrer Sicht verdient, direkt im ersten Anlauf in die Ruhmeshalle aufgenommen zu werden?
O'Hara: Man kann die Geschichte der NFL in den vergangenen 20 Jahren nicht erzählen, ohne darüber zu reden, was Eli und Coach Coughlin mit den Giants gemacht haben. Von daher sind beide würdig, in die Hall of Fame aufgenommen zu werden, denn zwei der größten Super-Bowl-Siege überhaupt waren die, als die Giants die Patriots in den Saisons 2007 und 2011 geschlagen haben. Und ich denke, die Tatsache, dass beide auf der größten Bühne auf höchstem Niveau ihre Leistung erbracht haben, hat eine gewisse Bedeutung. Ich denke, es gibt zwei Wege, um in die Hall of Fame zu kommen. Entweder bist du der beste Spieler während deiner Zeit auf deiner Position, oder du hast etwas getan, was niemand zuvor jemals getan hat. Ich denke, dass es beide verdient haben reinzukommen, und ich hoffe, dass es dieses Jahr passiert. Aus meiner Sicht werden sie beide reinkommen, das steht außer Frage. Aber ich hoffe, dass es dieses Jahr passiert, denn der Super Bowl ist in New Orleans, wo Eli aufgewachsen ist und sein Vater Football gespielt hat. Und ich denke, dass es für beide etwas ganz Besonderes wäre, wenn sie beide zusammen reinkommen würden.
Richten wir den Fokus auf das Spiel am Sonntag. Was erwarten Sie von den Giants?
O'Hara: Ich bin ein ehemaliger Offensive Lineman, ich erwarte also, dass sie den verdammten Ball laufen. Gute Dinge passieren, wenn du mit dem Run Game vorangehst. Das ist dann meine kleine unterschwellige Nachricht an Brian Daboll: bekomm das Run Game ins Rollen und zwar früh und häufig, insbesondere in dieser Art Spiele. Ich habe das Gefühl, dass diese internationalen Spiele ein wenig langsam anfangen und du willst früh eine gewisse physische Dominanz etablieren. Und sie haben das letzte Woche auch gemacht. Dies ist ein Spiel, in dem die Giants eine gute Chance auf Punkte haben. Aber am Ende kommt es auf Punkte an. Die Giants haben gerade die schlechteste Scoring Offense und sie spielen gegen die schlechteste Scoring Defense der NFL, die Carolina Panthers. So kann es nicht bleiben und ich denke, dass es ein gutes Matchup für die Giants-Offense ist. Und Bryce Young ist ein junger Quarterback, der immer noch das Spiel gewissermaßen lernt. Auf dem Papier sieht es also gut aus, aber du musst rausgehen und das Spiel spielen. Und für die Giants wird es, so gern sie den Ball laufen wollen, darauf ankommen, dass sie Malik Nabers früh und häufig involvieren.
Sie haben früher Center gespielt. Wer sind denn heute aus Ihrer Sicht die besten Center der NFL?
O'Hara: Schwierige Frage! Mir gefällt Creed Humphrey sehr gut. Er spielt Center für die Kansas City Chiefs und ich denke, dass er einen phänomenalen Job macht. Mir gefällt, wie physisch stark er ist. Frank Ragnow war immer einer meiner Lieblinge. Er ist einfach ein Monster bei den Detroit Lions. Das sind für mich die zwei, die herausstechen. Ich denke, dass Jason Kelce für lange Zeit die Crème de la Crème war. Mit seinem Rücktritt haben die Eagles keine leichte Aufgabe, ihn zu ersetzen. Aber ich denke, dass die Eagles-Offensive-Line bemerkenswert gut war. Aber das Schwierige an der Offensive-Line-Position ist, dass dein Wert gewissermaßen mit Siegen des Teams wächst. Es ist hart als Offensive Lineman zu sagen, dass du ein großartiger Spieler bist, wenn dein Team nicht gewinnt. Darauf sind wir dann aber sehr stolz.

Denken Sie, dass Quarterback Daniel Jones seinen Job über die Saison hinaus behalten wird?
O'Hara: Ich weiß das aus Erfahrung, als NFL-Spieler denkst du niemals ans nächste Jahr, bis die Saison vorbei ist. Und Daniel macht die Arbeit und ich möchte die Leute immer daran erinnern, dass er sich im vergangenen Jahr das Kreuzband gerissen hat. Das ist eine schwere Verletzung, von der man nicht so einfach zurückkommt, egal, auf welcher Position man spielt. Er hatte ein paar Momente, in denen er ein wenig eingerostet wirkte. Und jeder Quarterback wird dir sagen, dass er ein paar Würfe verpasst hat, ein paar schlechte Reads und schlechte Plays hatte. Aber er hat auch einige gute Plays gemacht. Ich denke, sein bester Football liegt noch vor ihm. Das Harte am Quarterback-Spiel ist, dass selbst wenn du ein großartiges Spiel spielst, wenn du verlierst, man dir Vorwürfe macht. Quarterbacks bekommen all den Ruhm und all die Vorwürfe. Darum sind sie die höchstbezahlten Spieler der Liga. Aber er kann damit umgehen, ich weiß, dass DJ stark ist, mental und physisch. Aber ich hoffe, dass er ein paar mehr Siege einfahren kann. Und ich denke, er weiß, dass nächstes Jahr nichts garantiert ist und er sich den Starting-Job verdienen muss.
Analog dazu: Wie sehen sie Head Coach Brian Daboll?
O'Hara: Brian Daboll ist ein großartiger Coach. Er hat auf allen Ebenen gewonnen. Er hat einen National-Championship-Ring (College Football, Anm. d. Red.), er hat mehrere Super-Bowl-Ringe. Er versteht das Spiel, er versteht Konzepte. Aber ist derzeit ein hartes Stück Arbeit, wenn du der Coach und der Play-Caller bist und die Dinge nicht großartig laufen in 1st und 2nd Down und du plötzlich jedes Mal auf ein magisches Play bei 3rd Down kommen musst. Ich denke, dass es damit ein paar Anfangsschwierigkeiten gab. Aber er ist ein wirklich guter Coach, ich denke sogar, dass er ein noch besserer Beziehungscoach ist. Ich denke, seine Beziehung zum Team, zu den Spielern, zu seinem Trainerstab ist das, was dieses Team zusammengehalten hat, obwohl sie einige Spiele verloren haben. Und für mich ist das sehr viel wert.
Da wir nun in München sind, in welche internationale Stadt sollte die NFL aus Ihrer Sicht als nächstes gehen? Und ich glaube, ich kenne Ihre Antwort schon ...
O'Hara: Wie wäre es mit Dublin?! Ich meine, wir sind hier in Deutschland und trinken Bier, warum zur Hölle sollten wir also nicht ein paar Guinness drüben in Irland trinken? Es macht einfach Sinn. Wir haben jede Menge Spieler aus Irland, Spieler mit irischer Abstammung. Ich denke, es wäre ein Slam Dunk. Ich weiß, dass einer der Rooneys (die Besitzer-Familie der Pittsburgh Steelers, Anm. d. Red.) ein Botschafter in Irland war. Es gibt also definitiv eine gewisse Anziehungskraft dort hin, ich denke, es wäre großartig. Und ich meine, College Football hat dort schon gespielt, Notre Dame war einige Male schon da, also ist es definitiv machbar.
Okay, bringen wir es auf den Punkt: Deutsches Bier oder Guinness?
O'Hara: Ja!
In Ordnung ... kommen wir nochmal zum Spiel. Einer der Superstars, die wir am Sonntag sehen werden, ist Defensive Tackle Dexter Lawrence. Wie hätte denn Center Shaun O'Hara gegen ihn agiert?
O'Hara: Ich würde ihn per Cut attackieren. Direkt im ersten Play des Spiels würde ich ihn dazu bringen, über seine Knie nachzudenken. So nach dem Motto: "Schau Kumpel, ich werde hier nicht sitzen und mich von dir überfahren lassen. Also attackiere ich ihn tief. Aber die großen Jungs wie er haben gute Hände. Du musst deine Hände schnell an ihn dran bekommen und kannst ihm nicht erlauben, in Fahrt zu kommen. Aber dafür, dass er so groß ist, ist er bemerkenswert schnell. Also ist er gewissermaßen ein zweischneidiges Schwert.
Zum Abschluss brauche ich natürlich noch einen Tipp von Ihnen fürs Spiel.
O'Hara: Die G-Men müssen das gewinnen. Die Giants sind auf europäischem Boden ungeschlagen, sind 3-0 in London. Natürlich sind wir nun in Deutschland, das ist also ein neuer Horizont für die Giants, aber ich denke, dass die Giants-Offense nun erwacht. Und ich denke, dass es vielleicht vom Hofbräuhaus angetrieben wird oder vom Bier hier drüben, dem Hopfen, keine Ahnung. Aber ich habe das Gefühl, dass Punkte in der Luft liegen.
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