Die Kansas City Chiefs haben den Season Opener der NFL gegen die Baltimore Ravens mit 27:20 für sich entschieden und damit die Operation Three-peat erfolgreich eröffnet. Sie mussten jedoch bis zur letzten Sekunde zittern und kamen letztlich nur im Haaresbreite davon.
Ravens @ Chiefs: Auf einen Blick
- Die neuformierte Offensive Line der Ravens erwies sich früh als Problem. Sie war so schlecht, dass es das Passspiel der Ravens über weite Strecken kompromittierte und Lamar Jackson dazu zwang, deutlich mehr mit den Füßen zu machen als geplant.
- Rookie-Wide-Receiver Xavier Worthy stellte aufseiten der Chiefs in seinem NFL-Debüt seinen außergewöhnlichen Speed direkt unter Beweis und glänzte mit zwei Touchdowns.
- Sowohl Mahomes als auch Jackson erreichten in diesem Spiel persönliche Meilensteine.
Ravens @ Chiefs: Die Analyse
Das Spiel begann nach einer Verzögerung von 20 Minuten aufgrund eines Blitzgewitters samt heftigem Regen im Arrowhead Stadium furios. Die Ravens vollendeten gleich ihren ersten Drive mit einem 5-Yard-Touchdown-Run von Derrick Henry. Geprägt wurde jener Drive jedoch durch drei Strafen gegen die Offensive Line der Gäste - jeweils wegen Illegal Formations. Vor allem dank zweier Read-Option-Keeper von Lamar Jackson wurde dies den Ravens aber nicht zum Verhängnis.
Die Chiefs antworteten furios und in Windeseile mit einem Touchdown ihrerseits - Rookie Xavier Worthy zeigte seinen großen Speed bei einem 21-Yard-Touchdown-Run via Jet Sweep, den er unberührt in die Endzone lief.
Anschließend übernahmen die Defenses bis zur Pause. Jackson verlor bei einem Sack von Chris Jones einen Fumble, woraufhin sich die Chiefs mit einem Field Goal von Harrison Butker begnügten, weil JuJu Smith-Schuster einen fast sicheren Touchdown-Pass nahe der Goal Line fallen ließ. Die Chiefs stoppten daraufhin die Ravens bei 4th Down nahe der Mittellinie und erzielten wenig später ein weiteres Field Goal. Dieses Mal, weil Cornerback Ar'Darius Washington einen Pass Richtung Worthy in die Endzone abbrach.
Wenig später warf Mahomes dann auch noch eine Interception unter Druck zu Linebacker Roquan Smith, woraufhin die Ravens noch einmal in die Red Zone vorrückten. Dort jedoch wurden sie kurz vor Auslaufen der Uhr gestoppt - begünstigt dadurch, dass die Schiedsrichter den Chiefs eine Timeout gewährten, die Defensive Coordinator Steve Spagnuolo gefordert hatte. Das allerdings ist nicht erlaubt, da dies nur der Head Coach von der Seitenlinie aus machen darf. Die Schiedsrichter vergaßen dies offenbar, sodass sich die Defense vor einem kritischen Play wieder sammeln konnte. Am Ende blieb dann nur ein kurzes Field Goal von Justin Tucker vor der Pause.
Ravens @ Chiefs: Baltimore leistet sich teure Fehler
Die zweite Hälfte begann dann mit einem erfolgreichen Drive der Chiefs, die dieses Mal von Glück reden konnten, dass Justin Madubuike Mahomes nach einem Pass am Helm erwischte - Roughing the Passer kurz vor der Red Zone. Kurz darauf rumpelte dann Isiah Pacheco in einer Spielertraube aus einem Yard in die Endzone - 20:10 Chiefs zum Start des dritten Viertel.
Die Ravens brauchten dann bis zum Start des Schlussviertels, um zurückzuschlagen, doch das taten sie dann gewaltig. Nachdem es zunächst so aussah, als ob das Passspiel weiter größtenteils lahmgelegt war, schwamm sich Jackson per Scramble ein wenig frei, um einen präzisen Pass zu Isaiah Likely anzubringen, der dann zu einem 49-Yard-Touchdown-Catch-and-Run marschierte.
Die Freude darüber wehrte bei den Gästen jedoch nicht allzu lange, denn kurze Zeit später fand Mahomes einen völlig offenen Worthy auf einer Go-Route - der zuständige Cornerback ließ sich einfach in Press Coverage kurz nach dem Snap abschütteln - für einen 35-Yard-Touchdown-Pass zur Vorentscheidung mit etwas mehr als zehn Minuten zu spielen.
Die Ravens bäumten sich nochmal auf, ein Red-Zone-Drive jedoch endete mit einem weiteren kurzen Field Goal. Im Anschluss waren die Chiefs drauf und dran, die Uhr herunterzuspielen. Doch bei 3rd Down kurz vor der Two-Minute Warning verhinderte Mahomes schlimmeres, als er einen von Trenton Simpson abgefälschten Pass selbst fing und damit eine Interception verhinderte. Mehr als ein Punt blieb den Hausherren mit unter zwei Minuten zu spielen danach aber nicht, sodass Baltimore eine letzte Chance von der eigenen 13 mit 1:50 Minuten zu spielen erhielt.
Und diese hätten sie beinahe genutzt. Jackson peitschte sein Team nochmal meisterhaft nach vorne und fand schließlich Rashod Bateman für einen 38-Yard-Pass in der Red Zone. Kurz darauf verpasste er jedoch einen weit offenen Zay Flowers in der Endzone. Mit auslaufender Uhr warf er jedoch noch einen scharfen Pass zu Likely in die Endzone, doch der landete mit der Fußspitze ganz knapp auf der Auslinie - kein Touchdown, Spiel vorbei!
Baltimore Ravens (0-1) @ Kansas City Chiefs (1-0)
Ergebnis: 20:27 (7:7, 3:6, 0:7, 10:7) BOXSCORE
Ravens @ Chiefs: Die wichtigsten Statistiken
- Patrick Mahomes hat in der ersten Halbzeit einen besonderen Meilenstein erreicht und ist nun der alleinige Rekordhalter in Passing Yards in der Geschichte der Chiefs. Er hat damit Len Dawson (28.507 YDS) hinter sich gelassen.
- Mit seinem Fehlschuss im zweiten Viertel aus 53 Yards hat Ravens-Kicker Justin Tucker nun seine letzten sechs Field-Goal-Versuche aus mindestens 53 Yards in der Regular Season vergeben.
- Lamar Jackson hat bereits in der ersten Hälfte Russell Wilson (5307 YDS) auf Rang 3 der Quarterbacks mit den meisten Rushing Yards in der NFL-Geschichte abgelöst. Vor ihm liegen nur noch Michael Vick (6109) und Cam Newton (5631). Zudem war dies sein 55. Spiel mit mindestens 50 Rushing Yards und sein 14. mit mindestens 100 Rushing Yards - jeweils Rekorde für einen Quarterback.
Der Star des Spiels: Xavier Worthy (Wide Receiver, Chiefs)
Er hatte nicht allzu viele Touches in seinem NFL-Debüt, doch das hielt ihn nicht davon ab, direkt mal mit seinem Speed für Gefahr und Zählbares zu sorgen. Sein erster Touchdown war das Resultat eines Jet Sweeps, während er sich bei seinem zweiten gegen Press Coverage durchsetzte. Eine starke Vorstellung, die Lust auf mehr macht.
Der Flop des Spiels: Offensive Line (Ravens)
Schon früh wurde klar, dass diese neuformierte O-Line in Schwierigkeiten geraten würde. Erst durch zahlreiche illegale Formation mit anschließenden Strafen. Dann durch Holding-Strafen zur Unzeit und natürlich aufgrund der Tatsache, dass diese Unit dem Pass Rush der Chiefs nicht gewachsen war und entsprechend Dropback-Passspiel fast unmöglich machte. Man gab Jackson einfach nicht genug Zeit dafür.
Analyse: Ravens @ Chiefs - das fiel taktisch auf
- Die Ravens boten drei neue Starter in der Offensive Line auf im Vergleich zum Vorjahr - Patrick Mekari als Right Tackle, Daniel Faalele als Right Guard und Andrew Vorhees als Left Guard. Das Ergebnis war im Grunde keine Protection für Jackson, was dazu führte, dass sich die Ravens im Passspiel fast ausschließlich aufs Quick-Passing-Game verlegten und sehr kurze Pässe wählten. Lamar Jacksons durchschnittliche Passtiefe lag bis zur Pause bei gerade mal 1,7 Yards.
- Das Run Game lebte derweil von zahlreichen Read-Options, die größtenteils dann erfolgreich waren, wenn Jackson den Ball letztlich selbst behielt.
- Im ersten Regular-Season-Spiel mit dem neuen Kickoff-Format erkannten wir klare Tendenzen auf beiden Seiten. Während die Ravens es mehrfach mit Kicks ins Feld versuchten und es damit auf Returns anlegten, kickte Harrison Butker den Ball konsequent in die Endzone, was zu Touchbacks führte.
- Den Chiefs gelang es immer wieder gerade aus 12-Personnel heraus Mismatches für Rice zu kreieren. Meist schafften sie dies, in dem sie Travis Kelce außen postierten und Rice dafür innen, sodass er häufig gegen einen Linebacker postiert war. Den Ravens gelang es zu selten, dies rechtzeitig zu korrigieren.
- Gerade gegen Ende stellten die Chiefs Defensive Tackle Jones nach außen und ließen ihn in den offensichtlichen Pass-Situationen 5-Technique spielen. Jedoch schwächte das dann auch die Mitte gegen den Run.




































