Am Wochenende stand Julius Welschof im Trikot der Pittsburgh Steelers auf dem Rasen und sicherte sich seinen ersten Sack für das NFL-Team. Bis zu diesem Moment legte der gebürtige Bayer einen langen Weg zurück, auch wenn dieser gar nicht so früh begann.
Weniger als drei Minuten waren noch auf der Uhr im Preseason-Spiel der Pittsburgh Steelers und der Buffalo Bills. Die Bills führen zu diesem Zeitpunkt mit 9:3 und sind in Ballbesitz. Bei 3rd & 5 entscheiden sich die Gäste für einen Play-Action-Spielzug, bei dem Quarterback Ben DiNucci auf seine rechte Seite rausrollt. Dort hat Tight End Zach Davidson seinen Gegenspieler geblockt, läuft sich dann aber nach außen frei. Der Gegenspieler ist Julius Welschof, der auf freiem Weg auf DeNucci zustürmt und den Quarterback zu Boden bringt.
Am Ende ist es nur die Preseason und die Steelers verloren die Partie dennoch. Doch einen Drive durch einen Sack zunichte zu machen und dem Team die Möglichkeit zu geben, die Partie noch zu drehen - viel besser hätte das Setting für den ersten NFL-Sack des 27-jährigen Deutschen nicht sein können.
Von der Piste auf den Rasen
Und bis zu dem angesprochenen Moment, seinem Moment, war es ein langer Weg für Julius Welschof. Ein Weg, der dennoch verhältnismäßig spät begann.
Denn mit American Football hatte der gebürtige Miesbacher den Großteil seines Lebens gar nichts am Hut. Vielmehr ist der Bayer ein leidenschaftlicher und talentierter Skifahrer und gewann in seiner Jugend sogar Wettbewerbe auf der Piste.
Bei einem Auslandsjahr in den USA lernte er 2013 American Football und die NFL kennen, war unter anderem bei einem Spiel der Jacksonville Jaguars zu Besuch. Wieder in Deutschland zurück suchte er sich dort ein Team, um mit 16 Jahren seine neue Leidenschaft ausleben zu können. Vier Jahre lang spielte er fortan bei den Munich Cowboys.
Lange Zeit am College
2018 bemühte sich Welschof um ein Stipendium in den USA. Ansprechpartner war zu dieser Zeit der ehemalige CFL-Spieler Brandon Collier, den der Deutsche nicht direkt überzeugte. Erst ein Workout bei eisigen Temperaturen und schneebedecktem Rasen brachte Welschof das nötige Ansehen.
Zunächst entschied sich der Pass-Rusher für Georgia Tech, doch er änderte seine Meinung und heuerte bei den Michigan Wolverines an.
Dort verbrachte er fünf Jahre, in denen er es auf 35 Einsätze und 25 Tackles brachte. Sein letztes College-Jahr verbrachte Welschof allerdings bei den Charlotte 49ers, einem Programm der American Athletic Conference, wo er zum Starter wurde, sich allerdings früh und schwer an der Schulter verletzte und seiner College-Statistik nur noch vier weitere Tackles hinzufügte.
Druck in der NFL "ziemlich hoch"
Die Leistungen auf dem College reichten am Ende nicht aus, um im NFL Draft 2024 gepickt zu werden. Leer ging Julius Welschof aber bekanntermaßen dennoch nicht aus. Die Pittsburgh Steelers nutzten die Chance und holten den Linebacker als Undrafted Free Agent ins Team.
Und für den Deutschen tat sich dort eine ganz neue Welt auf. "Man muss schauen, dass man am Ball bleibt", sagt Welschof im Gespräch mit "web.de". "Der Druck ist ziemlich hoch, die Erwartungen sind es auch. Auf dem College geben sie dir Zeit, vor allem, wenn man aus Deutschland kommt, um sich an alles zu gewöhnen. Aber in der NFL wartet schon der Nächste, wenn es nicht reicht."
Wenn am 27. August die Roster-Cuts in der NFL anstehen, wird es für Welschof vermutlich schwer, einen Platz unter den 53 besten Spielern der Steelers zu bekommen. Sein Vorteil: Als Spieler des International Pathway Program könnten ihn die Steelers anschließend in den Practice Squad nehmen, ohne einen der dort vorgesehenen 16 Plätze zu blockieren.
NFL: Pittsburgh Steelers wollen Deutschland erobern
Umso passender ist die Personalie Welschof für die Steelers im Übrigen, weil sich Pittsburgh Anfang Mai die Vermarktungsrechte für Deutschland sicherte. Daniel Martin Rooney, bei den Steelers als Director of Business Development and Strategy für die internationalen Themen zuständig, nannte Deutschland im sport.de-Interview damals das "coole Kind am Tisch."
Auch zu Julius Welschof äußerte er sich damals kurz nach dem Draft: "Das ist natürlich jetzt ein ganz gutes Timing, dass wir einen deutschen Spieler unter Vertrag nehmen konnten. Ich freue mich schon sehr, Julius kennenzulernen. Er ist ein sehr talentierter Junge. Wer weiß, vielleicht macht eines Tages ein Deutscher wichtige Plays für uns, das wäre fantastisch."
Ein wichtiges Play bekam Rooney von Welschof nun schon zu sehen. Es bleibt zu hoffen, dass sich das irgendwann auf größerer Bühne wiederholt.
Julius Welschof könnt Ihr voraussichtlich schon am kommenden Samstag in Aktion erleben, wenn seine Steelers zum Abschluss der Preseason auf die Detroit Lions treffen. NITRO zeigt das Spiel ab 18:45 Uhr live im Free-TV. Parallel dazu gibt es die Begegnung auch live im Stream auf RTL+*.
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