Wide Receiver Brandon Aiyuk hat übereinstimmenden Medienberichten zufolge einen Trade von den San Francisco 49ers gefordert. Wie kam es dazu, was steckt dahinter und wie geht es weiter? sport.de macht den Reality Check.
WAS IST PASSIERT? Brandon Aiyuk hat einen Trade von den San Francisco 49ers gefordert, da es beiden Seiten bis zum Start des Training Camp nicht gelungen ist, einen neuen Vertrag für den Wide Receiver auszuhandeln.
WAS IST DER HINTERGRUND? Aiyuk, ein Erstrundenpick der 49ers im Draft 2020, geht 2024 in sein fünftes und letztes Vertragsjahr. Ihm stehen dafür mehr als 14 Millionen Dollar zu, die garantiert sind. Dies allerdings ist nicht mal halb so viel wie die Spitzenverdiener dieser Position dieser Tage in der NFL verdienen. Zudem hat Aiyuk durch seinen Vertragsstatus überdies keine Sicherheit über die anstehende Spielzeit hinaus.
Entsprechend liegt der Wunsch nach einem neuen, hochdotierten und langfristigen Vertrag nahe. Beide Seiten haben nun schon länger diesbezüglich verhandelt, doch der Knackpunkt - so war kürzlich zu hören - scheint die Bewertung des Spielers durchs Team zu sein. Natürlich schätzen die Niners Aiyuk, sie sollen ihm jedoch gesagt haben, dass sie ihn mehr als Nummer 2 als als Nummer 1 betrachten. Und abgesehen davon, dass man diese Betrachtung hinterfragen kann und sollte, scheint es aus Teamsicht damit verständlich, ihm nicht das ganz große Geld zu bieten.
Die Spielerseite muss man aber auch verstehen. Aiyuk führte die Niners nun schon zweimal nacheinander in Targets, Receptions und Receiving Yards an, man könnte also sehr wohl den Eindruck gewinnen, dass Aiyuk eben doch ein Nummer-1-Receiver ist. Und entsprechend fordert er einen angemessenen Vertrag. Dem Vernehmen nach wäre er im Frühjahr mit einem Durchschnittsgehalt im Bereich von 26 bis 28 Millionen Dollar zufrieden gewesen. Seither allerdings haben mit Justin Jefferson (35 Millionen im Schnitt), A.J. Brown (32 Mio.) und Amon-Ra St. Brown (30 Mio.) gleich drei Receiver die Messlatte kräftig angehoben.
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49ers: Aiyuk ist im Training Camp
Selbst die nominelle Nummer 2 der Dolphins, Jaylen Waddle, verdient nun im Durchschnitt 28 Millionen Dollar. Entsprechend ist es nicht verwunderlich, dass Aiyuk mehr will als die Niners ihm bieten.
Da es bislang keine Einigung zwischen den Parteien gab, stellt sich die Frage, ob Aiyuk im Training Camp der 49ers trainieren wird. Er ist jedenfalls am Dienstag dort erschienen, was aber nicht heißt, dass wir ihn auf dem Platz sehen werden. Und seine Forderung nach einem Trade ist nur das nächste Kapitel in dieser lange anhaltenden Saga.
WIE GEHT ES JETZT WEITER? Die Wahrheit ist aber auch, dass die 49ers hier am längeren Hebel sitzen und scheinbar überhaupt kein Interesse an einem Trade haben. General Manager John Lynch betonte dies erst am Dienstag gegenüber Reportern: "Wir haben voll und ganz vor, dass Brandon weiterhin ein Niner bleibt." Und ein wirkliches Druckmittel hat Aiyuk eben auch nicht in der Hinterhand. Da er aber im Training Camp eingetroffen ist, droht ihm nun immerhin keine Geldstrafe.
49ers und Aiyuk: Keine Einigung in Sicht
Stand jetzt scheinen die Niners gewillt zu sein, mit Aiyuk und seinem Rookie-Deal in die Saison zu gehen und anschließend neu zu bewerten, wie es weitergeht. Auch nach Vertragsende hätten sie dann immer noch den Franchise Tag, um Aiyuk realistisch betrachtet noch zwei weitere Jahre, also bis zum Ende der Saison 2026 in der Bay Area zu halten.
Denn klar ist auch: die Niners verfügen zwar über einen imposanten Kader, doch einen echten Ersatz für Aiyuk, der eigentlich ja doch die X-Rolle bekleidet, haben sie nicht. Rookie Ricky Pearsall, der eher eine Nummer 2 ist und womöglich eines Tages Deebo Samuel beerben könnte, um den sich auch Gerüchte ranken, steht derzeit sogar auf der Non-Football Injury List und ist erstmal gar keine Option. Der andere vielversprechende Neuling, Jacob Cowing, dürfte derweil ein reiner Slot-Receiver sein.
Lynch ließ sich ein Hintertürchen offen: "Wir sind immer offen, uns Dinge anzuhören", doch er sagte anschließend auch klar: "Wie ich schon sagte, erwarten wir, dass Brandon ein integraler Part unseres Teams sein wird, wie er es bisher schon war und wir freuen uns darüber."
Und solange niemand ein verrücktes Angebot für Aiyuk abgibt - die Niners sollen vor dem Draft zum Beispiel einen Zweitrundenpick aus New England abgelehnt haben -, dürfte in San Francisco ohnehin niemand gewillt sein, seinen am Ende wohl doch besten Receiver abzugeben. Schon gar nicht, wenn es diese Saison endlich mit dem ersten Super-Bowl-Titel seit Mitte der 90er Jahre klappen soll.
FAZIT: Es wird keinen Trade geben.
Marcus Blumberg




































