Nun ist es passiert! Wide Receiver Justin Jefferson hat sich mit den Minnesota Vikings auf einen neuen Vertrag geeinigt, der den Receiver-Markt der NFL neu aufstellt. Eine ganze Reihe seiner Kollegen wird davon profitieren, doch nicht alle dürften in Jubel ausgebrochen sein.
So wie die NFL seit Jahrzehnten funktioniert, dürfen sich bei einem neuen Rekorddeal für eine bestimmte Position auch alle anderen Spieler dieser Position freuen, denn dann haben sie Argumente, selbst mehr Geld zu bekommen. Im Gegensatz dazu heißt das für entsprechende Teams, dass sie wohl oder übel selbst tiefer in die Taschen greifen müssen. Und einige könnten sich nun sogar kräftig verpokert haben.
sport.de-Redakteur Marcus Blumberg nennt seine Gewinner und Verlierer des Jefferson-Deals.
NFL: Gewinner und Verlierer des Jefferson-Deals
Gewinner: Justin Jefferson
Der größte Gewinner des Deals ist natürlich Justin Jefferson selbst. Er ist der derzeit beste Wide Receiver der NFL und hat geduldig gewartet, ehe sich sein Rookie-Vertrag aus dem Jahr 2020 dem Ende entgegen neigte. Nun hat er langfristige und vor allem auch finanzielle Sicherheit als bestbezahlter Wide Receiver der NFL-Geschichte - und bestbezahlter Non-Quarterback, wohl gemerkt!
Gleichzeitig darf man auch die Minnesota Vikings als Gewinner bezeichnen, denn sie halten ihren Superstar, ohne zuvor zu viel Porzellan zu zerbrechen. Er blieb zuletzt lediglich den OTAs fern, was ohnehin sein gutes Recht ist. Hätten sie mit besserem Timing einen günstigeren Deal machen können? Sicher. Aber auch so ist man nun langfristig sehr gut aufgestellt.
Gewinner: JJ McCarthy
Natürlich ist auch Jeffersons neuer Quarterback ein Gewinner dieser Transaktion. Durch diesen Vertrag ist sichergestellt, dass McCarthy über seinen gesamten (günstigen) Rookie-Vertrag hinweg einen Superstar-Receiver an seiner Seite hat. Viel besser kann es ein junger QB in seinen ersten Jahren eigentlich gar nicht haben.
Verlierer: Dallas Cowboys
Und nun kommen wir zum NFL-Business an sich. Es ist ein hartes Geschäft und wer zu lange wartet, bleibt gern mal auf der Strecke. Bei den Dallas Cowboys dürfte man geschluckt haben, als man die Nachricht vom neuen Vertrag für Jefferson, der ihm im Schnitt 35 Millionen Dollar einbringt, erhalten hat. Denn nun hat America's Team keine Ausreden mehr, was die Vertragssituation von CeeDee Lamb betrifft.
Lamb geht ins fünfte und letzte Jahr seines Rookie-Vertrags und seine Leistungen in den vergangenen paar Jahren waren nicht viel schlechter als die von Jefferson. Lamb ist neben Dak Prescott derjenige, der die Cowboys-Offense am meisten getragen hat und entsprechend will er nun bezahlt werden.
Die Ausrede der Cowboys in Person von Jerry und Stephen Jones war bislang immer, dass man weitere Entwicklungen am Markt abwarten wolle. Nun, da sind Eure Entwicklungen! Und sie verheißen nichts Gutes für Dallas. Nun muss man richtig tief in die Tasche greifen. Wenn Amon-Ra St. Brown nun 30 Millionen Dollar im Schnitt verdient, A.J. Brown 32 Millionen und Jefferson 35 Millionen, dann ist es nicht schwer, sich vorzustellen, in welcher Region Lamb landen will und wird.
Angesichts der ebenfalls noch offenen Vertragssituationen von Micah Parsons und natürlich Prescott werden die kommenden Monate richtig teuer für Jerrah.
Verlierer: Cincinnati Bengals
Was haben jetzt die Bengals damit zu tun? Nun, sie haben jetzt gleich zwei Receiver, die den OTAs ferngeblieben sind, weil sie neue Verträge wollen. Und beide werden jetzt erst recht nicht erscheinen, bis das geregelt ist.
Sowohl Tee Higgins, der den Franchise Tag aufgedrückt bekam, als auch Ja'Marr Chase, der nach drei Jahren in der Liga verlängern darf, haben nun exzellente Argumente für neue Verträge. Die Bengals haben die Sache speziell bei Higgins gemütlich ausgesessen. Er erklärte kürzlich, dass die Bengals seit über einem Jahr nicht mit ihm über den Vertrag gesprochen haben. Da er nun technisch gesehen nicht unter Vertrag steht, könnte er also locker erst nach dem Training Camp wieder auftauchen, ohne einen einzigen Cent seiner 21,816 Millionen Dollar für 2024 zu verlieren. Schaden würde das nur dem Team.
Und Chase, dessen Option auf ein fünftes Vertragsjahr bereits gezogen wurde, gehörte schon als Rookie zu den Top-Receivern der NFL, hat also sehr gute Argumente für eine frühzeitige Vertragsverlängerung. Die Bengals stehen also unter Druck, schließlich haben sie nun schon zweimal erlebt, wie schnell eine Saison vorbei sein kann, wenn sich vor allem Joe Burrow schwer verletzt.
Umso wichtiger ist es, ihm so viele Waffen wie möglich langfristig an die Seite zu stellen, um ein mögliches Titelfenster lange offen zu halten. Dazu gehört auch, seine zwei besten Waffen bei Laune zu halten.
Verlierer: Miami Dolphins
Kurz nachdem die Nachricht von Jeffersons Verlängerung bei den Vikings die Runde gemacht hat, saß Super-Agent Drew Rosenhaus in der örtlichen TV-Sendung "Win The Day" und wurde prompt von Moderator Josh Moser dazu befragt, was das denn für Auswirkungen auf seinen Klienten Tyreek Hill haben würde. Rosenhaus erklärte, dass er einen "fließenden Kommunikationsweg zu General Manager Chris Grier und Senior Vice President Brandon Shore" habe. Rosenhaus ergänzte vielsagend, dass die Dolphins wüssten, "wie wir uns fühlen".
Sprich: Hill möchte nicht nur seine Karriere in Miami beenden, er möchte auch eine Gehaltserhöhung. Aktuell verdient er im Schnitt 30 Millionen Dollar im Jahr, was nach all den neuen Receiver-Deals nur noch Rang 4 im Ranking der WR-Gehälter ist. Bei Vertragsunterschrift war er noch der Topverdiener auf der Position. Und mit Lamb und Chase am Horizont wird er womöglich noch vor Saisonstart aus den Top 5 fallen.
Allein schon aufgrund seines speziellen Egos dürfte das schwer zu verkraften sein für den früheren Chiefs-Star.
Für die Dolphins bedeutet dies, dass sie nicht zur Ruhe kommen, denn erst vor wenigen Tagen haben sie den Vertrag von Jaylen Waddle für im Schnitt rund 28 Millionen Dollar pro Jahr verlängert. Nun will Cheetah mehr und dann wäre da noch Tua Tagovailoa, der aktuell wohl oberste Priorität genießt, was Vertragsverlängerungen bei den Dolphins betrifft. Will sagen: Die Dolphins, die mit großen Cap-Problemen in die Offseason gegangen sind, sind drauf und dran, mehr als 100 Millionen durchschnittlich an drei Offensivspieler zu zahlen.
Das sind zwar großartige Spieler, aber die restlichen 50 wollen auch bezahlt werden irgendwann ...
Marcus Blumberg