Der Trade, der A.J. Brown 2022 während des NFL Draft von den Tennessee Titans zu den Philadelphia Eagles geschickt hat, hallt bis heute nach. Der daraus resultierende Nachfolger für den Star-Receiver steht nun selbst in Nashville auf der Kippe - und das gesamte Team vor einem schwierigen Neustart.
Kaum ein Draft-Day-Trade schlug so hohe Wellen und war so folgenschwer für alle Beteiligten wie der am Abend des 28. Aprils 2022 zwischen den Tennessee Titans und Philadelphia Eagles, der den 18. Pick im Draft nach Nashville/Tennessee schickte und im Gegenzug Wide Receiver A.J. Brown nach Philly beförderte. Von da an war nichts mehr, wie es einst war.
Die Eagles hatten ihren neuen Star-Receiver gefunden, der die Offense auf ein anderes Level hievte. Quarterback Jalen Hurts spielte eine herausragende Saison und war länger in der MVP-Diskussion, erhielt anschließend sogar einen Monster-Vertrag, der ihn zu den Topverdienern der NFL aufsteigen ließ. Und die Eagles erreichten erstmals seit 2017 wieder den Super Bowl.
Die Titans? Sie zogen mit dem 18. Pick Wide Receiver Treylon Burks. Jener machte seither ganze 22 Spiele für Tennessee - von 34 möglichen. Er fing 49 Pässe für 665 Yards und einen Touchdown. Die Titans, die zuvor sechs Winning Seasons nacheinander hinlegten und in vier der damals fünf vorherigen Jahre die Playoffs erreicht hatten, gewannen seit diesem denkwürdigen Trade nur noch 13 Spiele insgesamt.
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Titans: Brown-Abgang und die Folgen
Es lag sicher nicht nur an Burks oder dem Fehlen von Brown, doch nach diesem Deal, der das gesamte Offensivkonstrukt ins Wanken brachte, war nichts mehr wie es war in Tennessee. Zwei Jahre später hat Quarterback Ryan Tannehill seinen Job verloren, ebenso Head Coach Mike Vrabel. Zuvor schon war General Manager Jon Robinson, mutmaßlich das Bauernopfer für den Trade, der ultimativ von Teambesitzerin Amy Adams Strunk zu verantworten war, entlassen worden. Und nun stellt sich die Frage, wie das neue Regime das Ruder rumreißen will. Und was aus Burks wird.
Die Offseason begann mit den Verpflichtungen von Wide Receiver Calvin Ridley und Running Back Tony Pollard, nachdem man Derrick Henry hatte ziehen lassen. Zudem setzte man in der Defense mit den Cornerbacks L'Jarius Sneed und Chidobe Awuzie gleich zwei dicke Ausrufezeichen. Im Draft folgten dann mit Left Tackle JC Latham und Defensive Tackle T'Vondre Sweat gleich noch zwei weitere Impact-Spieler an beiden Fronten.
In den vergangenen Tagen sickerte dann noch durch, dass mit Tyler Boyd und Zay Jones gleich zwei erfahrene Receiver zu Besuch waren in Nashville. Was folgte, waren wilde Diskussionen, was dies denn bedeuten würde. Eine Theorie besagt, dass die Titans aktiv einen Nachfolger für Burks suchen würden. Jener war bislang absolut kein Faktor in dieser Offense, auch nicht nach der Übernahme des Starter-Jobs durch den letztjährigen Zweitrundenpick Quarterback Will Levis.
Just am Dienstag machten die Titans dann Nägel mit Köpfen und verpflichteten Boyd. Das dürfte bedeuten, dass dieser nun die Rolle im Slot übernehmen wird, für die eigentlich Burks vorgsehen war. Eine Rolle, die Boyd größtenteils bei den Bengals ausgefüllt hat. Jones wiederum ist eher der klassische Outside-Receiver, sodass er eher als Backup für Ridley oder DeAndre Hopkins in Frage käme. Und generell stünde den Titans im Receiving Corps mehr Kadertiefe durchaus gut zu Gesicht.
Titans: Burks vor Abgang?
Burks rückt damit also ziemlich sicher ins zweite Glied. Der erhoffte Nachfolger für Brown wird er damit nach zwei nicht nur verletzungsbedingt schwachen Jahren wohl nicht mehr.
Die Frage wird nun eher sein, ob es den Titans gelingt, einen Abnehmer für Burks zu finden, der eventuell auch noch bereit wäre, eine kleine Kompensation aufzubringen. Rein finanziell stehen ihm noch knapp 4,2 Millionen Dollar an garantiertem Gehalt zu. Findet sich also ein Team, dass der Meinung ist, ihn mit einem Tapetenwechsel wieder in die Spur zu bringen, wäre dies eine durchaus lohnende Investition mit überschaubarem Risiko.
Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt: Mit Burks ginge auch der stete Reminder, was für ein Desaster diese Entscheidung von 2022 war, anstatt seinen Star-Receiver und aus heutiger Perspektive eindeutig wichtigsten Spieler der Offense angemessen zu bezahlen, ihn lieber gegen einen Rookie einzutauschen. Diese Entscheidung warf ein bis dahin konstant gutes Franchise, das die AFC South weitestgehend beherrschte, aus der Bahn und machte letztlich auch den Weg für die Jaguars und Texans frei, diese Division über viele Jahre an sich zu reißen.
Die größte Hoffnung Tennessees ist es daher nun, unter dem neuen Head Coach und Offensiv-Experten Brian Callahan herauszufinden, ob Will Levis die Lösung für die Zukunft ist oder man im kommenden Draft erneut nach einem Quarterback greifen muss. An Playoffs hingegen ist auch mit der neuen Besetzung und der umgekrempelten Truppe wohl noch nicht wieder zu denken.
Marcus Blumberg




































