Die San Francisco 49ers haben die Offensivwaffen Brock Purdy, Christian McCaffrey, George Kittle und Deebo Samuel. X-Faktor im Super Bowl 58 könnte aber Wide Receiver Brandon Aiyuk werden. Im NFC Championship Game lieferte er schon mal eine der spektakulärsten Szenen der Saison.
Der gefragteste Mann nach dem engen Football-Krimi zwischen den San Francisco 49ers und Detroit Lions war Brandon Aiyuk.
Denn das Play des Tages, nein, der Playoffs, das stammte von dem Wide Receiver der 49ers. Daran gab es keine Zweifel. Im 3. Viertel des NFC Championships Game feuerte Quarterback Brock Purdy ein langes Ding zu seinem Receiver – eigentlich überworfen. Doch dann passierte etwas, dass das Zeug für einen Instant Classic hat.
Der Football flog durch die Hände von Lions-Cornerback Kindle Vildor, knallte auf dessen Facemask und anschließend direkt in die Arme von Aiyuk, der mit einem beherzten Sprung eiskalt zugriff. Fertig war der Monster-Catch. 51 Yards bei 10:24-Rückstand. Kurz darauf verkürzten die Niners dank Aiyuk aus dieser Position und läuteten das Comeback ein.
Und bei wem bedankte sich Aiyuk nach der Partie? Genau, einem Marienkäfer.
Vor dem Spiel sei ein solcher auf seinen Schuhen gelandet und man wisse ja, was das zu bedeuten haben, raunte er nach der Partie vielsagend und lachte. Genau. Bringt Glück. Eine Menge.
Brandon Aiyuks Sensations-Catch hilft den 49ers
Nun bekam Aiyuk für diesen Sensations-Catch viel Netz-Ehre und Anerkennung. Und natürlich war eine Menge Marienkäfer generiertes Glück dabei. Und trotzdem: Man muss da auch erstmal sein, den Ball überhaupt fangen. Zur richtigen Stelle am richtigen Ort. So trifft diese Szene vielleicht doch ganz gut den Zustand und die Form des 49ers-Receivers in diesen Tagen.
Als er 2016 das Community College in Rocklin (Kalifornien) betrat, war noch nicht abzusehen, dass er einmal mit All-Pro-Ehren den Super Bowl bestreiten würde. Überhaupt nicht.
In jenem Jahr stellte der US-Sportsender "ESPN" eine Liste der "Top 300" Highschool-Spieler auf - Aiyuk war nicht dabei. Der Receiver war selbst im eigenen Bundesland seiner Highschool McQueen High in Nevada kaum ein großes Thema gewesen. Ein Spätzünder.
Doch schon damals fiel der Arbeitsethos von Aiyuk auf. Wegbegleiter aus Highschool-Tagen loben den unbändigen Willen und Ehrgeiz, immer besser zu werden.
"Er ist ein Typ, der den Sport wirklich aufmerksam verfolgt und einen echten Drang hatte, gut zu sein", sagte der Vater eines Freundes und Teamkollegen von Brandon Aiyuk aus diesen Schulzeiten der lokalen Presse. "Er hatte immer den Drang, der Beste zu sein. Er hat bei McQueen eine Menge großer Spiele gemacht.
Trotzdem reichte es erstmal nur für das Community College in Rocklin. Aiyuk aber arbeitete weiter an sich und seinem Game, wurde zu einem Mix aus Athletik, Stärke und Speed. 91 Kilogramm auf 1,83 Meter verteilt.
Nach zwei guten Jahren in Rocklin am Sierra College lockten ihn Football-Programme der großen Colleges. Aiyuk entschied sich für Arizona State, wo ihm 2019 im vierten College-Jahr endgültig der Durchbruch gelang.
Aiyuk startete als Running Back
Dabei startete er einst in der Jugend als Running Back. Vor allem wegen seiner Größe.
"Ich war mein ganzes Leben lang sehr klein", erzählte Aiyuk einst. "Als ich anfing, Football zu spielen, war ich kleiner als alle anderen. Aber ich war schnell, also war das die einzige Position, die ich spielen konnte. Das war die Position, die ich spielen wollte. Ich mochte LaDainian Tomlinson, also war ich die Nr. 21. Ich war ein kleiner Kerl, der herumlief und als Running Back spielte."
Nach dem College landete er als Receiver in der ersten Runde des Drafts in San Francisco – ausgerechnet den 49ers, seiner großen Football-Liebe.
"Meine Mutter war ihr ganzes Leben lang ein großer 49ers-Fan", verriet Aiyuk. "Das hat mich also schon beeinflusst, als ich jünger war."
Als er im Draft dann die Nachricht erhielt, konnte er es kaum glauben. Der Kindheitstraum erfüllte sich.
"Viele Leute haben mir die ganze Woche über gesagt, dass es passieren würde. Es ist also verrückt, dass es tatsächlich passiert ist."
Schon als Rookie legte er gute Zahlen auf: In seinem ersten Jahr in San Francisco erzielte Aiyuk sieben Touchdowns und erzielte damit die drittmeisten TDs eines Rookies der 49ers seit 1970.
Auch die 60 Catches und 748 Receiving Yards stachen für einen Rookie hervor. Es waren die drittmeisten Receiving Yards und zweitmeisten Catches des Franchise.
2022 durchbrach er dann erstmal die 1000-Yards-Marke. 2023 folgte das bisher beste Jahr seiner Karriere.
Über die Regular Season fing er 1.342 Yards (75 Catches) und sieben Touchdowns, belegte damit den siebten Rang der Liga und steht endgültig in der ersten Riege der Receiver. Für den 25-Jährigen war es ein Karriere-Bestwert, genauso wie die 17,9 Yards per Reception, die nur von Steelers-Receiver George Pickens übertroffen werden. Auch seine nur zwei Drops sind der zweitbeste Wert der Liga.
Ein Mann für die lange Pässe
Auffallend: Aiyuk bekommt vor allem die langen Pässe von Purdy. 1068 Yards flogen per 10+ Air Yards an. Nur Star-Receiver Tyreek Hill (Miami Dolphins) war in dieser Statistik noch besser. Aiyuk ein Mann für die lange Dinger wie im Championship Game gegen Detroit.
Für seine starke Regular Season 2023 wurde er ins Second Team All-Pro gewählt. Zum Pro Bowl reichte es allerdings nicht, was ihm erneut mächtig ärgerte.
"Ich war so glücklich für ihn", sagte Head Coach Kyle Shanahan. "All-Pro ist das wahre Ding. Ich war so glücklich, dass er das wurde, weil er definitiv beides verdient hatte. Ich denke aber, dass er es nächstes Jahr bekommt."
Mit seinem Schützling ist er mehr als zufrieden. "Was Brandon Aiyuk betrifft, er hat einen unglaublichen Job gemacht", sagte Shanahan schon vor den Playoffs. "Er hat sehr gut gespielt."
Dazu gelang ihm 2024 endlich sein erster Touchdown in einem Playoff-Spiel. In dieser Hinsicht hatte er auch noch was gutzumachen. In den vergangenen Playoffs endete die Reise von Aiyuk insgesamt mit nur 109 Yards, sechs Catches und null Touchdowns. Eine Woche nach dem Aus gegen die Philadelphia Eagles war er wieder zurück im Training. Voller Energie. Mit einem Ziel vor Augen. Jetzt ist er diesem ganz nahe.
Acht Jahre nachdem er nicht mal unter Top 300 der Highschooler gewählt wurde, steht der 25-Jährige nun am Sonntag im Super Bowl auf der größten Bühne der Welt. Ein Big-Play von Aiyuk gegen die Kansas City Chiefs könnte diesmal zum Titel führen.
Womöglich braucht er diesmal auch gar keine Glückswunder eines Marienkäfers.
Emmanuel Schneider



































