Die Houston Texans stehen in der Divisional Round der NFL Playoffs. Alleine das ist bereits eine Meldung wert, schließlich standen die Texans vor der Spielzeit als eines der schlechtesten Teams da. Mit DeMeco Ryans kam ein neuer Head Coach nach Houston und erwies sich als absoluter Glücksgriff.
Doch welchen Werdegang hat der Übungsleiter der Texans hingelegt? Was macht ihn aus? sport.de stellt den Mann vor, der sein Team aus dem Nichts in die Postseason führte.
NFL: Ryan auch als Spieler bei den Houston Texans
Dass der Weg als Coach DeMeco Ryans zu den Houston Texans führte, ist alles andere als Zufall. Denn in Houston wussten sie bereits ganz genau, wie Ryans tickt und was ihn ausmacht.
2006 hatten die Texaner Ryans mit dem ersten Pick der zweiten Runde im NFL Draft ausgewählt. Der Linebacker brauchte wenig Eingewöhnung und lieferte sofort ab. Bei seinem Debüt gegen die Philadelphia Eagles verbuchte er direkt 12 Solo-Tackles.
In seiner ersten Saison wurde er zudem zum NFL Defensive Rookie of the Year gewählt. Im Folgejahr steigerte Ryans seine Leistung sogar noch und wurde in den Pro Bowl und sogar ins All-Pro Team gewählt.
Es folgte eine weitere Pro-Bowl-Saison (2009) und eine langfristige Vertragsverlängerung 2010. Ryans unterschrieb für sechs Jahre in Houston und sicherte sich dafür 48 Millionen Dollar, inklusive 21,75 Mio. Dollar an Garantien.
Seinen Vertrag erfüllte er allerdings nicht in Gänze bei den Texans, die ihn 2012 für einen Viertrundenpick und einen Tausch der Drittrundenpicks an die Philadelphia Eagles abgaben. Auch in Philly wusste Ryans direkt zu überzeugen und spielte zwei hervorragende Saisons für die Eagles.
Im November 2014 riss sich Ryans die Achillessehne. Zwar kehrte der Linebacker nochmal zurück, zu alter Stärke fand er aber nicht wieder. 2016 wurde er von den Eagles entlassen und beendete seine aktive Karriere.
Erste Schritte in San Francisco
Für den Übergang ins Coaching-Business ließ sich DeMeco Ryans wenig Zeit, bereits 2017 heuerte er in San Francisco an. Bei den 49ers startete er seine Karriere abseits des Platzes als Defensive Quality Control Coach, wurde aber bereits nach einem Jahr zum Coach der Inside Linebacker befördert. Ein naheliegender Schritt mit Blick auf seine Spieler-Karriere.
Als Inside Linebacker Coach trainierte er drei Jahre lang unter anderem den deutschen Defensivmann Mark Nzeocha und erreichte 2019 den Super Bowl, den die Niners nach Führung gegen die Kansas City Chiefs verloren.
2021 wurde Ryans dann als Defensive Coordinator die Gesamtverantwortung für die defensive Seite des Balles übertragen, nachdem Robert Saleh sich als Head Coach den New York Jets anschloss.
Die 49ers-Defense blieb auch unter der Leitung von Ryans eine der besten in der NFL und so war es wenig verwunderlich, dass andere Teams schnell Interesse an Ryans hatten. 2022 schlug er allerdings die Möglichkeit aus, bei den Minnesota Vikings in die engere Auswahl für den Head-Coach-Job zu kommen und blieb bei den 49ers.
Die Rückkehr nach Houston
Als vor gut einem Jahr die Houston Texans anklopften, konnte Ryans allerdings offenbar nicht mehr "Nein" sagen. Schließlich war es eine reizvolle Aufgabe, ein Team zu übernehmen, das einem Trümmerhaufen glich. Gemessen an den Saisons 2020 bis 2022 waren die Texans das schlechteste Team der NFL.
Zu verlieren hatte Ryans vorerst also nichts, zumal die Verantwortlichen ihm einen großen Vertrauensvorschuss gaben und Ryans einen Sechsjahresvertrag vorlegten. Es sollte eine langfristige Aufgabe werden, die Texans wieder in die Spitzengruppe der NFL zu führen.
Ein weiteres positives Argument war das große Draft-Kapital, das die Texans durch eigene sportliche Unfähigkeit gepaart mit cleveren Trades (z.B. Tunsil und Watson) aufgebaut hatten. Die Vorzeichen waren alles in allem also nicht schlecht, zumindest mittelfristig konkurrenzfähig zu werden.
Das änderte sich auch nicht, als die Texans ihre ersten beiden Spiele unter dem neuen Head Coach verloren und mit 0-2 in die Saison starteten. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Houston drehte auf, gewann sogar die AFC South und steht nach dem Erfolg über die Browns plötzlich in der Divisional Round.
C.J. Stroud: "Er ist wie ein Bruder für uns"
Einen großen Anteil daran hat natürlich auch C.J. Stroud. Der Quarterback wurde von den Texans im Draft an zweiter Stelle ausgewählt und spielt von Tag eins an ein außergewöhnliches Rookie-Jahr.
In der Regular Season brachte er es bei 15 Einsätzen auf 4.108 Passing Yards, 23 Touchdowns und nur fünf Interceptions. Er brach unter anderem den Rookie-Rekord für Passing Yards in einem Spiel (470 Yards) und den Rookie-Rekord für Pässe ohne Interception (186).
Die Verbindung zwischen Ryans und dem Team und vor allem mit Quarterback Stroud scheint zu passen. Der Shootingstar erklärte, was den Head Coach DeMeco Ryans ausmacht und welchen Anteil er am Erfolg der Texans hat.
"Er ist ein Segen für uns alle", sagte Stroud. "Ich würde nicht sagen, dass er nicht wie ein Cheftrainer wirkt - er ist streng, er ist hart zu uns, er nimmt jeden in die Pflicht - aber er ist wirklich wie ein Bruder für uns, und die Leute wollen für ihn spielen."
Die Texaner verkörpern Ryans' Siegermentalität. Wer Ryans als Spieler sah und wer ihn nun an der Seitenlinie sieht, der weiß: Dieser Mann lebt den Football und ist auf Gewinnen gepolt. Eine Eigenschaft, die er offenbar an sein Team weitergibt und bei der Auswahl der Spieler berücksichtigt hat.
"Er unterstützt uns durch und durch", sagte Stroud. "Und er ist einfach unglaublich. Er hat alle Rookies aus erfolgreichen Programmen geholt, was, glaube ich, Absicht war, und sie glauben an das Fundament, das wir legen", erklärte der Quarterback.
Marcel Schmidt



































