Es ist endlich soweit, die Playoffs starten in der NFL. Am Super Wild Card Weekend stehen einige enge Duelle sowie Wiedersehen in gleich mehreren Partien auf dem Programm. Während die Dallas Cowboys und Buffalo Bills ihrer Favoritenrollen gerecht werden, droht den Detroit Lions und Philadelphia Eagles ein böses Erwachen.
Das sind die Predictions von sport.de-Redakteur Marcus Blumberg (Vorwoche: 11-5, Gesamt Regular Season: 164-108):
NFL Predictions Wild Card Round
Cleveland Browns (11-6, #5) @ Houston Texans (10-7, #4) (Sa., 22:30 Uhr live bei RTL)
Das traditionelle Wild Card Game am Samstag im frühen Slot in Houston ist zurück! Die Älteren unter Euch werden sich noch erinnern an die gute alte Zeit ... In diesem Jahr allerdings mit neuem Anstrich bei den Texans, die eine märchenhafte Saison hingelegt haben angeführt von Rookie-Quarterback C.J. Stroud und Rookie-Head-Coach DeMeco Ryans.
Auf der anderen Seite haben wir Joe Flacco, der mit den Browns seine letzten vier Spiele am Stück gewann - die Pleite gegen Cincy in Woche 18 war irrelevant und fand ohnehin ohne den Elite-QB statt - und damit eine Saison rettete, die vor dem Kollaps stand. Nun treffen hier zwei Teams aufeinander, die sich zahltechnisch ziemlich ähnlich sehen.
Beide verfügen sie über starken Pass Rush und stabile Offensive Lines. Zudem sind sie beide richtig gut gegen den Run - also generell, die Texans haben damit in Indy zuletzt gewaltige Probleme gehabt, was auch den Browns nicht entgangen sein wird. Und das könnte auch ein probates Mittel sein, um dem Pass Rush der Texans ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Gespannt bin ich aber vor allem auf zwei Dinge: Kommt Flacco dieses Mal ohne Fehler aus? In seinen bisherigen fünf Spielen für Cleveland leistete er sich nur in Woche 14 gegen Jacksonville nicht mindestens ein "Turnover-Worthy Play" laut "PFF". Und in allen Spielen hatte er mindestens eine Interception. Unterm Strich stehen für ihn 13 Touchdowns und acht Picks auf dem Papier, was suggeriert, das hier etwas geht für Houston. Die zweite Frage: Wie schlägt sich Stroud gegen die Monster-Defense der Browns?
Es gibt zwar keinen Grund, Stroud zu hinterfragen, doch waren seine jüngsten Auftritt immerhin wechselhaft. Seine zwei schlechtesten Auftritt dieser Saison kamen allerdings gegen Top-Defenses in Woche 1 in Baltimore und in Woche 14 bei den Jets. Gegen die Steelers in Woche 4 glänzte er jedoch. Der Unterschied? Das war ein Heimspiel, wie jetzt auch. Ich glaube, es wird ein ganz harter Kampf, doch letztlich traue ich der Browns-Defense und Flaccos Erfahrung mehr.
Tipp: Browns @ Texans 23:20
Miami Dolphins (11-6, #6) @ Kansas City Chiefs (11-6, #3) (So., 2 Uhr live bei RTL)
Auf dem Papier ist das hier der Kracher des Wochenendes. Dolphins gegen Chiefs, Highspeed-Offense gegen überraschend gute Defense. Doch die Formkurven beider Teams zeigt eher gen Süden, was die Sache schwierig macht. Erschwerend kommt hinzu, dass Minusgrade in Kansas City erwartet werden, was die Aufgabe für Miami nochmal erheblich erschwert.
Inwiefern? Nun, laut dem "NFL Network" sind die Dolphins inklusive der Playoffs in Spielen mit einer Starttemperatur von 7 Grad Celsius oder darunter mit Tua Tagovailoa, einem Hawaiianer, 0-4 (Passer Rating: 71,2). Zum Vergleich: die Chiefs und Mahomes sind in diesen Verhältnissen 26-12 (RTG: 100,2). Und damit können wir dieses Spiel schon abhaken, oder?
Vielleicht nicht ganz, da Mahomes' Receiver weiterhin einen internen Wettkampf laufen haben, wer denn die meisten Pässe fallen lässt. Spitzenreiter bislang - und das schockt mich wirklich - ist Travis Kelce mit sechs Drops und nicht etwa Kadarius Toney (4). Insgesamt haben sie als Team 33.
Die Offense ist weiterhin eine Baustelle und die Defense der Dolphins sollte hier Zugriff finden. Die Frage wird sein, was man dieses Mal mit Jalen Ramsey macht. Ich würde ihn auf Rashee Rice ansetzen, da er der einzige halbwegs brauchbrache Wide Receiver dieses Teams zu sein scheint (2,39 Yards pro gelaufener Route). Um Kelce müssen sich die Safetys kümmern.
Auf der anderen Seite sehen wir sicherlich ein hochklassiges Duell zwischen Tyreek Hill und Cornerback Trent McDuffie, der schon in Woche 9 im Frankfurt Game hauptsächlich auf den Ex-Chief angesetzt war und seine Sache bei sechs Targets ordentlich machte. Er ließ zwar sechs Receptions bei sechs Targets zu, hielt den Schaden aber in Grenzen (45 Yards). Darüber hinaus hoffen die Dolphins noch auf eine Rückkehr von Jaylen Waddle.
Insgesamt sehe ich Miami nicht chancenlos, da die Chiefs-Offense weiterhin nicht für einen Shootout geeignet scheint, aber es ist ein Primetime-Spiel, es ist kalt, es ist auswärts. Da spricht zu viel gegen die Dolphins.
Tipp: Dolphins @ Chiefs 17:20
Pittsburgh Steelers (10-7, #7) @ Buffalo Bills (11-6, #2) (So., 19 Uhr live bei RTL)
Ich glaube, dass kein Spiel so klar ausgehen wird wie dieses. Die Bills sind die Nummer 2 meines Power Rankings und aktuell das heißeste Team der Liga mit fünf Siegen am Stück und sechs aus den letzten sieben Spielen. Die Steelers wiederum treten ohne Superstar T.J. Watt an und es ist für mich nur eine Frage der Zeit, bis Mason Rudolph auf Normalniveau zurückkehrt.
Die Bills haben mit Josh Allen den Touchdown-Produzenten Nummer 1 in dieser Saison (44). Mit ihm steht und fällt alles. Er bietet zwar auch enormes Chaospotenzial, wie seine jüngsten Interceptions mal wieder unterstrichen, doch ist er eben auch der Gamechanger. Er kann ein Team auf seine Schultern nehmen und sehr weit tragen. Zudem hat er zahlreiche Waffen, die fast alle rechtzeitig fit sind. Ein Fragezeichen steht allerdings noch hinter Gabe Davis, der sich in Miami eine Zerrung des hinteren Kreuzbandes im Knie zugezogen hat.
Will heißen: ich gehe schon davon aus, dass Buffalo letztlich davon ziehen wird, sodass die bärenstarke Steelers-Defense ohne Watt kein ganz großer Faktor sein wird. Das liegt auch daran, dass die Steelers gegen den Run, auf den Buffalo zuletzt häufig betont gesetzt hat, nicht überragend ist. Sie lagen bei "ESPN" nur Rang 11 in Sachen Run Stop Win Rate (32 Prozent), was nun zum Problem werden könnte.
Tipp: Steelers @ Bills 16:24
Green Bay Packers (9-8, #7) @ Dallas Cowboys (12-5) (So., 22:30 Uhr live bei RTL)
Wiedersehen macht Freude oder so. Mike McCarthy empfängt sein früheres Team zu einem Duell, dass ein paar wichtige Fragen beantworten wird. Allen voran klären wir, ob die Cowboys in der Lage sind, einen Gegner zu schlagen, der keinem Totalschaden gleicht. Das gelang ihnen in dieser Saison nicht allzu oft. Zuletzt zitterte man sich zu einem 20:19-Sieg über die Lions, wobei das Ende massiv von Zebras beeinflusst wurde, auch wenn die NFL das offiziell ganz anders sieht ...
Die Packers haben ihre letzten drei Spiele allesamt gewonnen und dabei nach dem peinlichen 33:30-Sieg in Carolina (!) auch ihre Defense wieder einigermaßen stabilisiert. Allerdings bin ich von diesem Sachverhalt noch nicht vollends überzeugt, da die Vikings und Bears womöglich nicht der richtige Maßstab sind, um das abschließend zu klären. Dak Prescott und seine mannigfaltigen Waffen sind da ein anderes Kaliber.
Vermutlich wird es viele Punkte geben in diesem Spiel, sodass Jordan Love in seinem ersten Playoff-Start im Fokus stehen wird. Und hier stellt sich die Frage, ob es ihm gelingt, gegen den mächtigen Pass Rush der Cowboys zu bestehen. Und da sind durchaus Zweifel angebracht, denn Love ist dann am schlechtesten, wenn er sich Pressure gegenübersieht. Und ich unterstelle mal, dass das passieren wird gegen Micah Parsons und Kollegen.
So lustig ein Ausscheiden der Cowboys gegen das erstbeste nicht schlechte Team auch wäre, traue ich ihnen vor heimischer Kulisse (8-0) schon zu, wenigstens die erste Runde zu überstehen.
Tipp: Packers @ Cowboys 27:31
Los Angeles Rams (10-7, #6) @ Detroit Lions (12-5) (Mo., 2 Uhr live bei RTL)
Wie gut sind die Rams wirklich? Dieser Frage gehen wir im ersten Playoff-Heimspiel der Lions im Ford Field nach. Im Mittelpunkt steht dabei natürlich Quarterback Matthew Stafford, der so ziemlich alle Franchise-Passing-Rekorde der Lions innehat, aber mit den Rams einen Ring geholt hat. Er ist gewissermaßen der entscheidende Mann in diesem Spiel. Wenn es ihm gelingt, die Rams offensiv im Spiel zu halten, dann ist vieles möglich.
Auf der anderen Seite ist noch offen, ob Tight End Sam Laporta spielen kann, nachdem er sich eine Knieverletzung im eher zweitrangigen Spiel gegen die Vikings zugezogen hatte. Laut Dan Campbell könnte er womöglich spielen, doch das erfahren wir wohl erst in den kommenden Tagen. Wichtig wäre es in jedem Fall, denn die Rams-Defense ist anfällig gegen Tight Ends.
Ansonsten ähneln sich die Teams insofern, dass beide mehrere gute Waffen in der Offensive haben. Die Rams verfügen in der Spitze wohl mit Cooper Kupp und Puka Nacua über die höhere Qualität, während die Lions etwas breiter aufgestellt sind. Beide werden sich unterm Strich nichts schenken, doch wenn es am Ende darauf ankommt, traue ich Stafford ein klein wenig mehr als seinem Vorgänger in LA, Jared Goff.
Tipp: Rams @ Lions 33:30 (OT)
Philadelphia Eagles (11-6) @ Tampa Bay Buccaneers (9-8) (Di., 2 Uhr live bei RTL)
Klare Sache, oder? Die mächtigen Eagles zu Gast beim NFC-South-Freilos. So jedenfalls sieht es auf dem Papier aus, doch sind die Eagles eben in katastrophaler Verfassung und massiv abgestürzt im Laufe der zweiten Saisonhälfte. Sie haben fünf ihrer letzten sechs Spiele verloren und seit Dezember lediglich mit Mühe die Giants an Weihnachten geschlagen. Die Bucs hingegen haben fünf ihrer letzten sechs Spiele gewonnen.
In Woche 5 noch siegten die Eagles deutlich mit 25:11 in Tampa, doch seither ist einiges passiert. Baker Mayfield hat seine Form gefunden, seine Offense sieht ziemlich schlüssig aus und defensiv war man ohnehin nie wirklich schlecht. Bei den Eagles wiederum sieht nichts mehr schlüssig aus. Die Offense wirkt zusammenhangslos und ist nur noch Stückwerk - bis auf den Brotherly Shove funktioniert nicht mehr wahnsinnig viel.
Und defensiv hat es der neue Play-Caller Matt Patricia geschafft, die Dinge im Vergleich zu seinem Vorgänger Sean Desai noch zu verschlimmern. Ließ man bis Woche 14 noch 0,043 EPA/Play (44,3 Prozent Success Rate) zu, hat sich dieser Wert seit Woche 15 mehr als verdoppelt (0,108 EPA/Play, 47,1 Prozent SR). Vorher war die Defense schon schlecht, jetzt ist sie verheerend.
Findet man nun wieder in die Spur? Ich bezweifle es, denn die Eagles sind derzeit fundamental schlecht, was vor allem am Coaching liegen dürfte. Die Ehrfurcht, die man vor ihnen noch haben dürfte, rührt hauptsächlich aus dem letzten Jahr her. Auf dem Platz ist jedoch nicht mehr viel dieser Maschine übrig. Und daher glaube ich an den Upset im Norden Floridas.
Tipp: Eagles @ Buccaneers 20:23
Marcus Blumberg



































