Nach dem Offensiv-Showdown in der vergangenen Woche folgte an diesem Sonntag der Football-Nachschlag in Deutschland, allerdings sportlich eher im verspäteten Halloween-Look: Das zweite Frankfurt Game der NFL zwischen den Indianapolis Colts und den New England Patriots geriet weitgehend zu einem offensiven Rohrkrepierer – mit dem besseren 10:6-Ende für die Colts. Für Patriots-Trainer Bill Belichick wird die Luft immer dünner.
Die New England Patriots haben den ersehnten Befreiungsschlag in Deutschland verpasst. Mit einer extrem enttäuschenden Offensivleistungen und vielen Fehlern verloren die Pats das angebliche Schicksalsspiel von Trainerlegende Bill Belichick.
Der "Boston Globe" hatte zuletzt berichtet, dass dem sechsmaligen Super-Bowl-Sieger bei einer weiteren Pleite in Frankfurt der Rauswurf drohe. Jerod Mayo könnte übernehmen. Wie es in New England weitergeht, ist unklar.
Indianapolis Colts @ New England Patriots: Das Wichtigste Auf einen Blick
- Beide Teams hatten über weite Strecken enorme Schwierigkeiten, ihre Offense ansatzweise ins Rollen zu bringen, vor allem das 2. Viertel wurde zum wirren Punt-Festival.
- In der Partie gab es nur einen Touchdown, der machte auch schlussendlich den Unterschied
- Der ohnehin angezählte Patriots-QB Mac Jones hatte wenig zu lachen und erlebte einen brutalen Nachmittag. Der 25-Jährige wurde allein in der ersten Halbzeit fünf Mal gesackt und schmiss spät im Spiel eine bittere Interception.
- Die Zuschauer machten wieder lautstark auf sich aufmerksam und sorgten trotz der mäßigen Leistung auf dem Rasen für gute Stimmung. Die Sympathien waren klar verteilt. Der überwiegende Teil der deutschen Fans unterstützte die New England Patriots.
Der Spielerverlauf:
Die Patriots bekamen nach dem Coin Toss mit den Bundesliga-Star Mats Hummels und Leon Goretzka den ersten Drive, setzten vor allem aufs Laufspiel. Das erste "Big Play“ erzielte Running Back Ezechiel Elliott, der nach einem Screen Pass fast 15 Yards erlief. Patriots-QB Mac Jones kassierte früh den ersten Sack. Die Pats spielten viel durch die Mitte und setzten dann per Field Goal von Chad Ryland die ersten Punkte aufs Scoreboard.
Dann meldete sein Gegenpart Gardner Minshew die Colts mit einem tollem Pass under pressure bei 3rd & 6 im Spiel an und führte die Colts ebenfalls schnell in die Redzone. Vor allem Running Back Jonathan Taylor machte mit seinen Läufen viel Raumgewinn. Kurz vor Ende des 1. Viertels setzte Indy bei der 1-Yard-Linie zum "Tush Push" an, scheiterten aber gleich zwei Mal. Bei 4th & Goal marschierte dann Jonathan Taylor nach kurzem Pass von Minshew zum ersten Touchdown. Der Drive: 14 Plays, 75 Yards fürs 7:3.
Dann wurde es wild. Das 2. Viertel begann erneut mit einem Sack gegen Mac Jones, es sollte nicht der letzte bleiben. Doch nun blieben auch Colts immer wieder mit ihren Drives erfolglos. Die Patriots ließen aufhorchen, als sie "all out“ auf einen Punt-Block gingen und dafür keinen Returner aufstellten und an der eigenen 18-Yard beginnen mussten. Ein bizarrer Call von Bill Belichick, der dann von der Sideline das weitere Punt-Festival verfolgte. Ein symbolisches Bild: Jones rannte nach einem Missverständnis kurz nach dem Snap in Elliott rein - gefolgt vom nächsten Sack.
Neben den wenigen First Downs vor allem ernüchternd: Jones kassierte fünf Sacks in einer Halbzeit, die Colts keinen einzigen. Kurz vor Ablauf der Uhr probierten die Colts einen 57-Yard-Field-Goal. Der Versuch von Matt Gay verhungerte aber auf dem Weg zu den Goal Posts. Irgendwie auch sinnbildlich für die erste Halbzeit.
Nach dem Seitenwechsel gings mit einem Colts-Schock weiter. Minshew versuchte einen Lob, doch der Ball wurde getippt und landete in Armen der Pats-Defense. Der erste Turnover der Partie. In Punkte ummünzen konnten die Patriots dies nicht: Ein Field Goals aus 35 Yards von Ryland segelte knapp vorbei.
Don’t stop believin’ – die Stadionhymne von Bon Jovi, die auch im Frankfurter Stadion lief, wurde langsam zum richtigen Motto des Spiels.
Auch auf der Bank wurde es emotional: Bill O’Brien redete laut und gestikulierend auf seinen Quarterback ein:
Das 4. Viertel begann mit einem Hoffnungsschimmer. Elliott machte mit dem ersten Lauf wichtige Yards, trat aber seinem Liner in die Hacke und grätschte sich selbst ab und ließ einen möglicher TD liegen. Jones' Pass fand in der Endzone keinen Abnehmer, führte fast zu einer Interception. Dafür knallte Ryland das FG rein zum 6:7.
Es folgte ein klasse Colts-Return von Isaiah McKenzie Kickoff-Return von der 5-Yard- bis zur Mittellinie für 42 Yards. Die Colts erhöhten per FG aus 51 Yards auf 10:6.
Mac Jones spät gebencht
Als sich die Patriots dann mal wieder in gute Ausgangsposition und in die Redzone reinarbeiteten, leistete sich Jones den nächste Fehler und unterwarf seinen Receiver kolossal: Interception.
Nach Laufspielzügen, gelang Minshew ein Big Play in der Crunchtime, sein langer Pass (28 Yards) auf Josh Downs auf die rechte Seite sicherte den Colts wichtige Yards. 1:52 vor Ende punteten die Colts – ein letzter Versuch, ein letzter Drive für die Patriots. Inzwischen war Backup Zappe auf dem Feld: Er riskierte alles und warf die nächste Interception – die endgültige Entscheidung.
Colts sind mit dem Sieg in Deutschland nun mit einer 5-5-Bilanz weiter im Playoff-Rennen der AFC, wohingegen sich die Patriots eventuell schon aufs "Tanken" konzentrieren sollten. Der Rekordmeister liegt weiter auf dem letzten Rang der AFC.
Ergebnis: Indianapolis Colts (5-5) @ New England Patriots (2-8): 10:6 (7:3|0:0|0:0|3:3) BOXSCORE
Statistiken zum Spiel:
- Für die Patriots ist es die erste Niederlage bei einem International Game der NFL
- Die Colts feierten den ersten Auswärtssieg gegen New England seit 17 Jahren
- Die Colts sackten Pats-QB Mac Jones fünf Mal in der ersten Halbzeit
- Die 3rd-Down-Conversion: 5:13 (Colts), 6:14 (Patriots)
Star des Spiels: Colts-Defense
Die Defensivreihe von Indianapolis sammelte zwei ganz wichtige Interceptions spät im Spiel ein, die entscheidend waren. Dazu stoppten sie die Patriots immer wieder in ihrem Laufspiel, ließ keinen TD zu. Patriots-RB Elliott konnte nur ab und an Nadelstiche setzen. Jones bescherten sie einen rabenschwarzen Tag.
Flop des Spiels: Mac Jones und die Offense der Patriots
5 Mal gesackt, kein Touchdown, 2 Turnover (einen von Jones, einen von Zappe). Dazu eine O-Line, die nur wenig Zeit für den Spielmacher ließ. Die Offense leistete einen Offenbarungseid. Auch in der Redzone funktionierte die Offensive der Patriots überhaupt nicht. 0:4 spricht eine klare Sprache. Die Höchststrafe für Jones war dann die späte Verbannung auf die Bank.
Szene des Spiels:
Die Vorentscheidung und sinnbildlich für das Spiel der Patriots. Mac Jones wirft in der Redzone eine Interception, ein entscheidender Turnover für die "Gastgeber". Es sollte bei den 6 Punkten bleiben.



































