Die New England Patriots haben sich nun auch zuhause kräftig blamiert, was die Zukunft von Mac Jones und selbst Bill Belichick infrage stellen sollte. Die Buffalo Bills haben nach der Niederlage in London Grund zur Sorge und die Indianapolis Colts haben Glück im Unglück. Die Erkenntnisse aus Woche 5 der NFL.
NFL: Zeit für New England Patriots, die Reißleine zu ziehen
Langsam wird es trostlos. Nach der 3:38-Pleite in Dallas in der Vorwoche - die höchste Niederlage in der langen Head-Coach-Karriere von Bill Belichick - ließen die New England Patriots in Woche 5 eine 0:34-Heimpleite gegen die New Orleans Saints folgen. Es war die höchste Heimniederlage, die Belichick jemals einstecken musste - ebenso markierte es das erste Mal, dass ein Belichick-Team mit 30 Punkten Unterschied zuhause zurücklag - selbst in Cleveland Anfang der 90er Jahre war ihm das nicht passiert.
Belichick erklärte nach dem Spiel, dass er von vorne anfangen wolle. Doch sollte er das auch? Die Patriots haben jetzt seit 2000 25 Heimspiele verloren wenn Tom Brady nicht der Quarterback war. Mit Brady verlor man dagegen ganze 24 Heimspiele insgesamt (inklusive Playoffs). Das ist nur ein Beispiel dafür, wie sehr es bergab ging mit dem sechsmaligen Super-Bowl-Champion seit 2020 - nur eine Playoff-Teilnahme in der Zeit inklusive.
Doch während man sich in den vergangenen Jahren bis auf 2021 (10-7) immer um .500 bewegte, droht nun die schlimmste Saison seit mindestens 2000 (5-11). Die Frage, die sich nun vor allem Owner Robert Kraft stellen muss, ist, ob es so wie bisher überhaupt weitergehen kann.
Einmal mehr müssen wir auf die Offense blicken, die ganze 156 Yards zustande brachte (die Saints hatten 304) und einmal mehr drei Turnovers fabrizierte, die allesamt auf Mac Jones gingen. Erneut warf er einen Pick-Six und egalisierte damit die vier, die Brady in seiner 23-jährigen Hall-of-Fame-Karriere insgesamt geworfen hat. Und das nach nur fünf Spielen in seiner dritten Saison.
Jones führt die Liga in diesem Jahr sogar mit drei Pick-Sixes an. Hinzu kam eine Interception in einer Situation unter heftigem Druck, in der man den Ball einfach nicht wirft, schon gar nicht über die Mitte. Und dann pitchte er auch noch einen Ball über den Kopf seines Running Backs für einen verlorenen Fumble.
Jones ist komplett neben der Spur und müsste eigentlich aus dem Spiel genommen werden, um eine Auszeit zu bekommen. Zach Wilson bei den Jets, der sicher nicht besser ist, wurde schon für weniger konfuse Leistungen mehrfach gebencht. Das Problem bei den Patriots ist allerdings, dass es nicht wirklich Ersatz gibt. Bailey Zappe durfte am Sonntag 13 Minuten ran, ging jedoch vier Mal 3-and-out. Von ihm wird vermutlich auch keine Steigerung zu erwarten sein.
NFL: Kein Respekt vor Patriots-Receivern
Ein weiteres Problem für New England ist, dass es auf dem Papier wenig gibt, was sich verbessern ließe. Tams spielen gegen die Patriots mittlerweile konsequent Man Coverage und meist die Press-Variante davon, weil man einfach keinen der Receiver wirklich respektiert.
Warum auch? Keiner von ihnen kann sich wirklich Eins-gegen-eins durchsetzen, sodass man hier Matchup-Vorteile aufseiten der Defense hat. Laut "Next Gen Stats" gelang es nur JuJu Smith Schuster bei seinen vier Targets im Schnitt mehr als 2,94 Yards Separation zu erzielen (3,44), doch der Ex-Steeler machte aus diesem Platz ganze drei Receptions für sechs Yards.
Der einzige Spieler, der ein wenig frischen Wind reinbrachte, war Rookie Demario Douglas, doch der musste nach einem brutalen Hit am Ende seines 24-Yard-Catches im ersten Viertel bereits mit einer Kopfverletzung raus.
Auch das fällt auf Belichick zurück, der seit jeher nicht in der Lage scheint, Wide Receiver im Draft zu finden geschweige denn diese dann zu entwickeln. Bereits seit 2019 fehlt es den Patriots an nennenswerten (Wide) Receivern, die einen Unterschied machen könnten. Man lag im Draft wiederholt daneben, dazu gab man so gut wie kein Geld für brauchbare Free Agents aus. Man kam dem jeweiligen Quarterback in dieser Sache überhaupt nicht entgegen.
Was darüber hinaus erschreckend ist, ist die Leistung der Special Teams. Gegen die Saints vergab Rookie-Kicker Chad Ryland einen 48-Yard-Field-Goal-Versuch, worauf der zweite Saints-Touchdown folgte. Ryland wurde für sein starkes Bein bereits in Runde 4 des Drafts gezogen und vergab nun zum wiederholten Mal in dieser Saison. Rookie-Punter Bryce Baringer stellte sich nicht viel besser an und begann seinen Tag mit einem hässlichen 26-Yard-Punt. Für Special-Teams-Fanatiker Belichick ein weiterer schwarzer Fleck auf der ohnehin schon unreinen Weste.
Dass seine Defense abermals nicht viel Impact hatte, darf man derweil mit den zahlreichen namhaften Verletzungen erklären, aber auch hier bleibt fraglich, warum die nötigen Anpassungen fehlen, die diese Unit in der Vergangenheit meist zu etwas Besonderem machte.
Unterm Strich ist dies kein typisches Belichick-Team mehr. Es macht zu viele Fehler, ist nicht diszipliniert genug und nutzt auch nicht etwaige Fehler von Gegnern aus. Und wenn man das alles zusammennimmt, muss man schon die Frage stellen, ob dies das Ende des Weges ist oder sein sollte.
Das Ziel ist klar: Belichick braucht noch 17 Siege, um Don Shula für die meisten in der Geschichte der NFL einzuholen. Doch angesichts des derzeitigen Eindrucks, die diese Patriots hinterlassen, weiß ich nicht, wie lange Belihick noch im Amt bleiben müsste, um diese zu erreichen. Speziell, wenn sich nicht grundlegend etwas ändert.
Oder spielt Belichick ein letztes Mal 4D-Schach und tankt unbemerkt diese Saison für eine Chance auf einen der Top-Quarterbacks im kommenden Draft? Unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen. Doch abgesehen von diesem Szenario sollte sich Kraft ernsthaft mit einem Schlussstrich beschäftigen und zeitnah komplett neu anfangen - inklusive des Unglaublichen: einer Trennung vom größten Coach der NFL-Geschichte.

NFL: Buffalos rabenschwarzer London-Trip und die Folgen
Die überraschende 20:25-Niederlage der Bills würde ich ohne Hintergedanken den Reisestrapazen gegenüber eines Teams, das bereits seit über einer Woche in London war, zuschreiben und nicht überbewerten. Die Pleite kam zur Unzeit und ist teuer, zumal man damit jeglichen Schwung aus der Demonstration der Vorwoche gegen Miami verloren hat. Doch viel schlimmer sind die Verletzungen, die man mit über den Teich bringt.
Allen voran hat diese Defense Linebacker Matt Milano mit einer schweren Beinverletzung wohl für den Rest der Saison verloren. Er war das Herz dieser Defense, weil er ein herausragender Cover-Linebacker mit grandioser Range ist. Ihn wird man genauso wenig adäquat ersetzen können wie Cornerback Tre'Davious White, der sich in der Vorwoche die Achillessehne gerissen hat. Defensive Tackle DaQuan Jones verletzte sich an der Brustmuskulatur und wird wohl auch länger fehlen. Slot-Corner Taron Johnson verletzte sich am Knie, während Edge Rusher Shaq Lawson und Corner Christian Benford ohnehin fehlten.
Die Personaldecke in der Defense wird damit nun bedenklich dünn. Immerhin meldete sich Von Miller nach langer Pause immerhin eingeschränkt zurück. Und AJ Epenesa legte eine grandiose Vorstellung hin mit zwei Sacks, drei Passes Defensed und einer Fumble-Recovery. Wenn er dieses Niveau halten kann, wäre zumindest die Front weiterhin eine Macht, zumal auch Greg Rousseau nicht dabei war.
In London wurde aber bereits deutlich, was die Ausfälle in der Secondary und von Milano für Buffalo bedeuten. Die Jagaurs waren 10-18 bei 3rd Down und das hauptsächlich, weil sie trotz lange schwacher Front selten auf dem Boden von der Stelle kamen. Trevor Lawrence hingegen war bei 3rd Down 8/9 für 89 Yards und einen Touchdown.
Angesichts dessen ist es zumindest schwer vorstellbar, dass die Bills-Defense nochmal eine so gute Rolle wird spielen können wie in der Vorwoche gegen die Dolphins. Und dann muss die Offense wie schon in den vergangenen Jahren fehlerfrei agieren, was nun auch schon wieder nicht gelang mit zwei Turnovers.
NFL: Ravens treten auf der Stelle
Worüber reden wir seit Jahren im Bezug auf die Baltimore Ravens? Wir lamentieren, dass man es einfach nicht schafft, Lamar Jackson genügend brauchbare Anspielstationen zur Verfügung zu stellen, in diesem Jahr bestand Grund zum Optimismus. Doch die Vorstellung in Pittsburgh erinnerte uns mal wieder daran, wie schwer es für Lamar Jackson in den vergangenen Jahr war und scheinbar immer noch ist.
Rashod Bateman, ein Erstrundenpick 2021, ließ einen sicheren Touchdown-Pass ohne Not fallen. Nelson Agholor, ein notorischer Underperformer in der NFL, leistete sich später einen nicht weniger folgeschweren Drop auf dem Weg Richtung Endzone. Und der teuer eingekaufte Odell Beckham Jr., der ohnehin angeschlagen ist, musste während der Partie gegen die Steelers erneut länger behandelt werden und war nicht wirklich zur Stelle, als Jackson seine Interception in die Endzone warf.
Jackson führte die Ravens weiter in Rushing an und wird häufig von seinen Receivern im Stich gelassen. Was genau hat sich also geändert im Vergleich zu den vergangenen Jahren? Die Ravens nutzen nun mehr 11-Personnel unter dem neuen Offensive Coordinator Todd Monken, doch die Resultate sehen sehr ähnlich aus.
Jackson muss dieses Team erneut in erster Linie selbst tragen und man muss einfach hoffen, dass er dieses Mal gesund bleibt, denn ansonsten steuert Baltimore auf eine weitere traurige Saison zu.
NFL: Gardner Minshew ist der beste Backup-QB der NFL und den brauchen die Colts auch
Anthony Richardson musste einmal mehr frühzeitig aus dem Spiel. Dieses Mal nicht aufgrund einer Gehirnerschütterung, dafür aber mit einer Schulterverletzung. Das Resultat eines Runs über vier Yards und zwei Verteidigern, die ihn zu Boden brachten. So berauschend und unterhaltsam Richardsons Leistungen auch sind, steckt er einfach zu viele harte Hits ein.
Die stets fragwürdige Offensive Line ließ in zwei seiner drei vorherigen Spieler eine zweistellige Anzahl an Pressures gegen Richardson zu, zudem hat Richardson bei seinen Laufversuchen noch nicht allzu viel Vorsicht walten lassen. Er ist robust gebaut, doch sind Verteidiger extra motiviert, mobile Quarterbacks zu Boden zu bringen, wie er bereits von anderen dynamischen Dual-Threat-QBs wissen. Richardson ist da keine Ausnahme.
Die Frage muss daher sein, ob man nicht in Zukunft - wann auch immer Richardson nun zurückkehrt - vorsichtiger vorgehen sollte und die Anzahl an Run-Plays für Richardson zurückschrauben sollte. Man kann ihn nicht gänzlich in der Pocket halten, obgleich er dort bislang einen besser als gedachten Eindruck macht. Doch gibt es einfach keine Notwendigkeit, ihn zu häufig den aggressiven Verteidigern in offenem Feld auszusetzen.
Umso wichtiger ist da Backup Gardner Minshew, der nun schon zum zweiten Mal für einen längeren Zeitraum ran musste und überzeugte. Gegen die Titans holte er die Kohlen aus dem Feuer, zudem gewann er seinen einzigen bisherigen Start in Baltimore in Woche 3. Gegen Tennessee spielte er äußerst effizient mit einem 89,0 Total QBR und beeindruckenden 0,52 EPA/Play.
Minshew bringt die Colts in die beneidenswerte Position, dass sie nicht den Laden zusperren müssen, wenn der Starting Quarterback mal ausfällt. und schon deshalb bleiben sie ein Contender in der AFC South.
Marcus Blumberg




































