Die Preseason ist für viele die erste Gelegenheit, endlich wieder echten NFL Football zu sehen. Dabei gibt es aber für Fantasy-Spieler manchmal ein Aha-Erlebnis. Manche Erkenntnisse sind dabei durchaus hilfreich, andere dürfen wiederum nicht überbewertet werden. Schließlich ist die Anzahl der Snaps gemessen an einer bald anstehenden langen NFL-Saison doch viel zu gering.
Drei Wochen Preseason Games liegen hinter uns und nun stehen die Drafts im Fantasy Football an. Die Saison befindet sich in den Startlöchern. Was nehmen wir mit aus den ersten Testspielen?
Khalil Herbert drohen reduzierte Snaps
Nachdem David Montgomery die Chicago Bears in Richtung Detroit verlassen hat, warten Fantasy-Spieler gespannt auf die Nachricht, wer zukünftig der erste Running Back in Chicago sein wird. Denn das Backfield ist durchaus relevant für Fantasy Football.
Zunächst sah Khalil Herbert wie der unangefochtene Starter aus. Trotz der Verpflichtung von D'onta Foreman, weil dieser erst mit den Backups in der Preseason spielen durfte und anfangs nicht einmal hinein rotiert wurde, schien sich Herbert demnach anfangs klar durchzusetzen. Doch aus dem Training Camp war oft zu hören, wie begeistert man von der Entwicklung des Rookies Roschon Johnson sei.
Der durfte im letzten Preseason Game auch plötzlich alle Third Downs in der Bears-Offense spielen. Sollte dies ein Indikator dafür sein, welche Rolle Johnson in der Regular Season erhält, dürfte das die Anzahl von Herberts Snaps reduzieren, womit die Punkteausbeute geschmälert wird.
Ich würde Herbert trotzdem nicht herabsetzen, weil er ohnehin nicht zu den ersten Running Backs gehört, die in deiner Fantasy-Liga gedraftet werden. Doch sein bisheriges Potential, als Sleeper zu gelten, ist dahin. Herbert ist ein solider Starter. Mehr nicht.
Finger weg vom Eagles-Backfield
Die Aufstellung der Philadelphia Eagles ist in diesem Jahr schwer auszumachen und daran konnte auch die Preseason nichts ändern. D’Andre Swift, Rashaad Penny, Kenneth Gainwell und Boston Scott wären als vollwertige Starter jeweils relevant für Fantasy.
Da jedoch allen eine Rotationsrolle droht und sogar gemunkelt wird, Gainwell könnte sich überraschend im Training Camp von der Konkurrenz abgesetzt haben, solltest du sehr vorsichtig mit dem Backfield der Eagles umgehen.
Ein später Pick kann auf Gainwell verwendet werden. Doch das Bust-Potential ist hoch. Zumal Quarterback Jalen Hurts der Gruppe weitere Snaps und Touchdowns im Laufspiel wegnimmt.
Unberechtigter Hype um Travis Etienne
Die Jacksonville Jaguars holten in Runde Drei im NFL Draft Running Back Tank Bigsby. Head Coach Doug Pederson pflegt generell eine gehörige Rotation im Backfield. Das sind keine guten Nachrichten, wenn du vorhast, Travis Etienne in dein Team zu holen.
In der Preseason erhielt Tank Bigsby ein Drittel der Snaps mit den Startern, Etienne zwei Drittel. Mit durchschnittlich 5,7 Yards pro Laufversuch war Bigsby sogar bereits effektiver als der letztjährige Starter. Rookies erhalten über die Dauer der Regular Season eher steigende Spielanteile. Insgesamt dürfte es auf eine hälftig geteilte Rolle im Backfield hinauslaufen. Bigsby ist aber wesentlich später im Draft zu haben.
Welcher Chiefs-Running-Back erhält die meisten Snaps?
Auch die Chiefs-Running-Backs sind mit Vorsicht zu genießen. Ähnlich wie in Philadelphia und Jacksonville ist momentan nicht klar, ob Isaiah Pacheco den Bärenanteil der Snaps erhält. Zwar dürfte er nach seiner vollen Genesung wieder zum wichtigsten Mann im Backfield emporsteigen, doch haben sich Clyde Edwards-Helaire und Jerick McKinnon ebenfalls eine Rolle verdient. Im schlimmsten Fall nehmen sich alle drei so viele Snaps weg, dass sich kein Running Back mehr lohnt, aufgestellt zu werden.
Aus der Erfahrung wissen wir aber, dass Coach Andy Reid seine Meinung auch wieder ändern kann. Haltet das Backfield also genau im Auge. Vielleicht kann sich Pacheco am Ende doch absetzen. Trenne dich daher, falls du ihn bereits gedraftet habt, nicht zu früh von ihm.
Anthony Richardson ein potentieller Überflieger
Die Indianapolis Colts haben sich auf Anthony Richardson als ihren Starting Quarterback festgelegt. Zwar wird dieser in seiner ersten Saison viel Lehrgeld zahlen müssen, dennoch ist er für dein Fantasy-Team ein potentieller Überflieger.
Er wird häufig mit dem Ball in der Hand laufen. Ohne die Präsenz von Jonathan Taylor sogar noch öfter als angenommen und das auch an der Goal Line. Hier schlummern viele Möglichkeiten, mit Touchdowns für hochproduktive Fantasy-Zahlen zu sorgen, womit Richardson offensichtlich ein Top Ten Quarterback in deinem Draft sein sollte.
Nur drei Spiele Sperre für Alvin Kamara
Für drei Spiele wurde Alvin Kamara von der NFL gesperrt. Weil die Länge seiner Sperre lange Zeit ungewiss gewesen ist, liegt seine erwartete Draft Position unter seinem tatsächlichen Wert. Jamaal Williams wird ihm einige Touchdowns abnehmen. Er könnte deshalb, wenn du Kamara draftest, genauso eine Ergänzung sein, wie Dalvin Cook, der in den ersten Wochen wahrscheinlich die Hauptrolle im Backfield der New York Jets einnehmen wird, ehe sich Breece Hall gesund zurückmeldet.
James Cook wird vollwertiger Starter
Die Buffalo Bills deuteten während der Preseason an, dass James Cook ihr vollwertiger Starter für die kommende Saison sein soll. Neuzugang Latavius Murray wurde vorwiegend mit den Backups aufgestellt. James Cook spielte in Abwesenheit des verletzten Damien Harris nahezu alle Downs mit den Startern.
Das waren zugegeben nicht viele und Harris könnte nach seiner Genesung in der Gunst steigen. Doch Cook wird ohnehin erst in mittleren Runden gedraftet und liefert dort das Potential, nach seinem Durchbruch, einer der besten Running Backs in dieser Fantasy-Saison zu werden. Das Risiko, er könnte floppen, ist es, an dieser Stelle, Wert einzugehen.
Ist Jaxon Smith-Njigba relevant für Fantasy Football?
Bis zu seiner Verletzung stand Jaxon Smith-Njigba fast immer mit den Startern auf dem Feld. Er hat sich schnell in der Offense etabliert und dürfte nach seiner Genesung zügig wieder für die Startaufstellung vorgesehen werden, womit er seiner Auswahl in der ersten Runde bereits in dieser Saison gerecht werden könnte.
Sein Route Running ist auch von NFL Starting Defendern nur schwer zu verteidigen. Der 21-jährige Receiver wird noch ein paar Wochen benötigen. Doch zur zweiten Saisonhälfte könnte er förmlich explodieren. Entweder draftest du ihn jetzt sehr spät und wartest geduldig oder schlägst auf dem Waiver zu, sobald ein anderer Owner in deiner Liga ihn wieder entlässt. "JSN" wird im Wert gewiss steigen.
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Über den Autor: Philipp Forstner alias "Draft Nerd" ist Kommentatoren-Assistent bei RTL und moderiert die Konferenz der German Football League. Als Podcaster für "Footballquark" und Autor sind seine Expertisen zur NFL und zum College Football gern gefragt. Philipp wird in den nächsten Wochen jeden Donnerstag über Fantasy Football berichten.



































