Es sind noch genau 16 Tage bis zum ersten Kickoff der NFL Regular Season. Das lange Warten hat bald ein Ende. Um die letzten Tage zu überbrücken, liefert sport.de in NFL Training Camp Inside jede Woche die wichtigsten Ereignisse der Preseason. Spielerwechsel, künftige Startaufstellungen und Updates zu Verletzungen gibt es auch in der aktuellen Ausgabe.
Während einer Saisonvorbereitung kann vieles passieren. Etliche Vorhersagen, die noch im Juni als sicher galten, sind mittlerweile bereits wieder obsolet. Jetzt ist es aber nicht mehr lang bis zum Saisonstart und die NFL-Teams rüsten sich allmählich für ihren ersten Einsatz. So wurde überraschend ein neuer Starter in Indianapolis benannt. Neben den guten Nachrichten gibt es leider auch eine Verletzung beim deutschen Wide Receiver Amon-Ra St. Brown.
Indianapolis Colts: Anthony Richardson wird QB1
Die Indianapolis Colts machen Anthony Richardson zum Starter. Es dauerte nicht lange, bis der Rookie in der Gunst seines Head Coaches Shane Steichen soweit gestiegen ist, dass dieser Richardson nach dem ersten Preseason Game gegen die Buffalo Bills zum QB1 seines Teams ernannte.
"Ich habe hart gearbeitet, um diese Stufe zu erreichen", so der neue Starting Quarterback zu seiner Ernennung, "aber es geht nicht wirklich nur um den Rang. Ich versuche nur sicherzustellen, dass ich für das Team bereit bin. Obwohl ich als QB1 eingestuft wurde, gibt es immer noch andere Leute, die mir dabei geholfen haben, diesen Standard zu erreichen. Ich bin ihnen für immer dankbar. Ich schätze sie und bin froh, dass ich die Zustimmung bekommen und das Vertrauen aller im Umfeld habe."
Seine Ernennung schockierte nicht nur den Quarterback selbst, wie er im Interview angab. Nur wenige hatten erwartet, dass der überaus talentierte, aber sehr unerfahrene Playmaker bereits nach kürzester Zeit den Startplatz ergattern könnte. Ob dies auch an der eher durchwachsenen Leistung von Gardner Minshew gelegen hat, wird sich in den ersten Spielen der Saison schnell zeigen. Dann wird sich herausstellen, inwiefern Richardson wirklich schon bereit für diese Verantwortung ist.
Washington Commanders: Sam Howell nun offiziell Starting Quarterback
Sam Howell wurde vor wenigen Tagen ebenfalls zum Starting Quarterback ernannt. Seine offizielle Beförderung bei den Washington Commanders war aber alles andere als eine Sensation. Das Coaching Staff um Ron Rivera und Offensive Coordinator Eric Bienemy wollte dem letztjährigen Fünftrundenpick, nach seinen gezeigten Leistungen zum Saisonende 2022, unbedingt eine faire Chance im Kampf um den Starter-Job im Team einräumen.
Howell galt im Draft seinerzeit als solider Quarterback, der, vergleichbar mit Baker Mayfield, in den richtigen Umständen auf jeden Fall in der NFL spielen kann. Zwischenzeitlich wurde er deshalb sogar als möglicher Erstrundenpick gehandelt.
Nun hat er immerhin Neuzugang Jacoby Brissett ausgestochen und tritt heimlich, still und leise in die Fußstapfen von Kirk Cousins. Den holte Washington zehn Jahre zuvor im Draft erst am dritten Tag und bis zu dessen Wechsel zu den Minnesota Vikings absolvierte er im rot-goldenen Trikot insgesamt 57 Karrierestarts. Für Howell ist das Zukunftsmusik, aber es zeigt, dass in der Hauptstadt die Underdogs eine Chance erhalten.
Detroit Lions: Amon-Ra St. Brown vermeidet schwere Verletzung
Vor einer Woche verletzte sich Amon-Ra St. Brown am Sprunggelenk während einer gemeinsamen Trainingseinheit mit den Jacksonville Jaguars. Sein Ausfall blieb an diesem Tag jedoch nicht der einzige im Receiving-Corps der Detroit Lions. Nur wenige Minuten später musste auch Jameson Williams das Feld verlassen.
Während Coach Dan Campbell bei St. Brown bereits Entwarnung geben kann, "ich glaube nicht, dass es etwas Ernstes sein wird", klingt der Coach bei der Zerrung von Williams zurückhaltender.
Da der Teamkollege von St. Brown jedoch wegen illegaler Wetten ohnehin für die ersten sechs Saisonspiele fehlen wird, dürfte Williams für seinen ersten möglichen Saison-Einsatz genauso rechtzeitig fit werden wie Amon-Ra zum Auftakt gegen die Kansas City Chiefs.
Seattle Seahawks: Jaxon Smith-Njigba macht auf sich aufmerksam
Auf eine positive Art und Weise kann ein anderer Wide Receiver im Camp der Seattle Seahawks auf sich aufmerksam machen. Erstrundenpick Jaxon Smith-Njigba lässt die Seahawks gerade richtig gut aussehen, für ihre Entscheidung, den jungen Passempfänger als ersten Receiver im NFL Draft auszuwählen.
Es vergeht kaum ein Play im Training oder der Preseason Games, bei dem es Smith-Njigba nicht gelingt, sich für seine Quarterbacks freizulaufen. Er bewegt sich sicher in die Schnittstellen der Abwehr und weiß, wo der Ball ihn am besten erreichen kann.
Das Ganze erledigt er dabei mit hohem Tempo, was ihn zum besten Freund eines Passgebers macht. Sechs Catches für 83 Yards stehen nach zwei Kurzeinsätzen auf seinem Konto. Nur einen Pass in seine Richtung konnte der Rookie nicht verwerten. Bei solchen Leistungen wäre es keine Überraschung, wenn diese sich in die Regular Season übertragen lassen.
New York Jets: Dalvin Cook als neuer Running Back vorgestellt
Breece Hall laboriert weiter an seiner schweren Knieverletzung aus dem Vorjahr und steigt gerade erst langsam wieder ins Training ein. Deshalb wurde nun Dalvin Cook verpflichtet und es darf erwartet werden, dass der ehemalige Vikings-Running-Back vor allem in den ersten Wochen den Bärenanteil der Arbeit im Backfield erhalten wird.
Auch wenn Cook sich selbst noch von einer Schulterverletzung erholen muss, dürfte seinem Einsatz in Woche eins nichts im Weg stehen. Die New York Jets wollen in diesem Jahr nichts dem Zufall überlassen und weder die Blockarbeit in das Geschick des 20-jährigen Rookies Israel Abanikanda legen, noch darauf hoffen, dass Hall zum Saisonstart bereits fit genug ist. Cook ist zuverlässig und wird alle Aufgaben nach den Wünschen seines Quarterbacks Aaron Rodgers erfüllen.
Dallas Cowboys: Deuce Vaughn mit auffälliger Preseason
Deuce Vaughn spielt in der Preseason gerade die gegnerischen Linebacker schwindelig und das könnte ihm letztendlich den zweiten Running-Back-Platz hinter Tony Pollard bescheren. Mit gerade einmal 1,68 Meter Körpergröße und einem Gewicht von 80 Kilogramm ist der kleine und wendige Sechstrundenpick der Dallas Cowboys sogar noch leichter als die ehemaligen NFL-Profis Tarik Cohen und Darren Sproles auf seiner Position.
Vaughn lief in den ersten beiden Spielen 13 mal für 64 Yards, erzielte zwei Touchdowns und fing außerdem vier kurze Pässe aus dem Backfield, die allerdings nur für wenig Raumgewinn gut waren. Es beweist aber, wie vielseitig er in Zukunft bei den Cowboys einsetzbar ist.
New England Patriots: Ezekiel Elliott unterschreibt Vertrag
In Dallas suchen sie ohnehin einen Ersatz, denn trotz mancher Aussage von Besitzer Jerry Jones, wurde sich am Ende doch nicht mit voller Hingabe um eine Rückkehr von Ezekiel "Zeke" Elliott bemüht. Stattdessen unterschreibt der 28-jährige Running Back nun einen Vertrag bei den New England Patriots.
Die wiederum sahen sich nach dem Abgang von Damien Harris dazu verpflichtet, einen kräftigeren Running Back ihrem Roster hinzuzufügen und sind in dem Veteran fündig geworden. Zeke passt sehr gut in das Anforderungsprofil der Patriots. Dort will er beweisen, dass er noch ein bis zwei gute Jahre im Tank hat.
Atlanta Falcons: Bijan Robinson ist, was er ist
Im ersten Preseason Game wurde der neue Running Back der Atlanta Falcons noch geschont. Gegen die Cincinnati Bengals durfte er im ersten Drive endlich ran und ihm gelang ein Einstand, wie ihn sich viele vom ehemaligen College-Star erhofft hatten. Zunächst lief er wie auf Skates durch die Abwehr der Bengals und wich dabei drei Tackling-Versuchen bei einem Lauf für zwölf Yards aus. Kurze Zeit darauf fing er einen kurzen Pass mit nur einer Hand und trug ihn für sechs Yards bis ins Seitenaus.
Danach war der Arbeitstag für Robinson schon wieder beendet. Aber er deutet mehr und mehr an, dass von ihm in diesem Jahr viel erwartet werden darf.
Philipp Forstner