Mit dem ersten Sieg im vierten WM-Spiel hat die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ihre Chance auf das Viertelfinale gewahrt. Jetzt warten drei weitere "Endspiele".
Als zum ersten Mal die deutsche Hymne erklang, atmeten die Eishockeyspieler um Kapitän Moritz Müller kräftig durch. Auch ohne Leon Draisaitl hatten sie ihre Chance auf das WM-Viertelfinale und das Olympia-Ticket gewahrt.
Einen Tag nach der Absage des NHL-Superstars bezwang das Team von Bundestrainer Harold Kreis mit einem Kraftakt nach frühem Rückstand Dänemark mit 6:4 (0:1, 3:1, 3:2) und beendete seine Niederlagenserie in Tampere.
NHL-Rookie John-Jason Peterka (30.), Alexander Ehl (32.), Kapitän Moritz Müller (38.) drehten das Spiel und brachten die deutsche Mannschaft mit 3:1 in Führung, ehe es in der Schlussphase wild wurde.
Nach dem Ausgleich erzielte Jonas Müller (56.) das 4:3, Marcel Noebels (59.) und Nico Sturm (60.) trafen ins leere Tor. "Das tut sehr gut. Mental, seelisch - so wird auch die Erholung leichter", sagte Kreis erleichtert.
"Volle 60, dann sind wir nicht zu schlagen"
"Die Jungs haben sich heute aufgeopfert. Das zweite Drittel war überragend, danach war es etwas zu passiv, aber die Erleichterung ist zu groß, um jetzt in die Analyse zu gehen", sagte NHL-Verteidiger Moritz Seider bei "MagentaSport": "Im nächsten Spiel heißt es: Volle 60, dann sind wir nicht zu schlagen." Moritz Müller war "stolz, dass wir den Druck mental händeln konnten. Wir haben den Kopf bewahrt", sagte der Kölner Führungsspieler.
Mit drei Punkten verbesserte sich die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) auf den sechsten Platz in der Vorrundengruppe A.
Allerdings sind aller Voraussicht nach auch Siege in den restlichen Spielen am Freitag (19:20 Uhr MESZ) gegen Österreich, am Sonntag (15:20 Uhr) gegen Ungarn und am Dienstag (11:20 Uhr) gegen Frankreich notwendig, um in die K.o.-Runde einzuziehen. Am Rande des Spiels gab der DEB bekannt, dass auch NHL-Torhüter Philipp Grubauer nach seinem Playoff-Aus nicht nachreisen wird.
Bitterer Abend für DEB-Goalie Niederberger
Damit bleibt der Münchner Mathias Niederberger die deutsche Nummer eins, gegen Dänemark erlebte er einen bitteren Abend und wurde von Matias Lassen (6.), Mathias Bau (40.) und Christian Wejse (56./60.) überwunden.
Diesmal richtete es jedoch die Offensive mit teilweise "dreckigen Toren", die bei den Niederlagen gegen Schweden (0:1), Finnland (3:4) und USA (2:3) noch nicht gefallen waren.
Am Mittwochmorgen hatte das DEB-Team Draisaitls Nein erreicht. Der Weltklassestürmer der Edmonton Oilers hatte nach dem NHL-K.o. vor allem auf seine WM-Teilnahme verzichtet, weil er erst nach dem wegweisenden Spiel gegen Dänemark in Finnland eingetroffen wäre.
Den freigehaltenen Platz nahm am Donnerstag der Münchner Debütant Filip Varejcka ein. Grubauer war mit Seattle Kraken ebenfalls im Viertelfinale gescheitert. Auch bei ihm war laut DEB der "Zeitfaktor" für die Absage entscheidend.
Eishockey-WM: DEB-Team beginnt nervös
Die deutsche Mannschaft begann sichtbar nervös, hatte aber auch Pech, als Seider den Pfosten traf (3.). Auf der Gegenseite lenkte Kapitän Müller einen Schuss von Lassen unglücklich ins eigene Tor.
Der frühe Gegentreffer vergrößerte die Nervosität, im ersten Powerplay lief überhaupt nichts zusammen. "Wir haben Probleme, in die Zone reinzukommen und uns festzusetzen", gab Peterka bei MagentaSport zu.
Im zweiten Durchgang gingen Seider und Co. deutlich druckvoller zu Werke und kamen zum verdienten Ausgleich: Peterka schloss ein energisches Solo mit seinem zweiten Turniertor ab. Nur zwei Minuten später traf Ehl im Nachschuss zur Führung, die Kapitän Müller nach klugem Pass von Marcel Noebels ausbaute.
"Wir haben auch mal die dreckigen Tore geschossen", stellte Ehl in der zweiten Pause fest.