Im Skandal um den mittlerweile entlassenen Ajax-Sportchef Marc Overmars haben niederländische Medien weitere Einzelheiten veröffentlich, die ein verstörendes Bild der Klub-Kultur zeichnen. Die jüngsten Erkenntnisse könnten sowohl für den ehemaligen Profi als auch für den Verein weitere Konsequenzen nach sich ziehen.
Nachdem bereits am Sonntag bekanntwurde, dass Overmars weibliche Ajax-Mitarbeiterinnen über einen längeren Zeitraum sexuell belästigte und ihnen unter anderem anstößige Bilder schickte, haben niederländische Medien nun weitere Einzelheiten des Falls veröffentlicht.
So berichtet unter anderem das "NRC Handelsblad", dass der mittlerweile entlassene Ex-Profi intern von vielen Ajax-Mitarbeitern und -Mitarbeiterinnen als "geiler Cousin" bezeichnet wurde. Zahlreichen Mitarbeiterinnen schickte Overmars dem Bericht zufolge Bilder von seinen Genitalien und anzügliche Textnachrichten. Dagegen wehren konnten sich die Betroffenen nicht.
"Wenn du das nicht akzeptierst, bist du ganz schnell weg"
"Als Frau bei Ajax muss deine Haut doppelt so dick sein. Wenn du das nicht hast, laufen die Dinge gegen dich. In dieser Beziehung geht es um Macht. Wenn du das nicht akzeptierst, bist du ganz schnell weg", schilderte eine der Mitarbeiterinnen die desaströsen Arbeitsbedingungen beim niederländischen Rekordmeister.
Sexismus sei fest in der Kultur des Klubs veranlagt, klagte eine andere Mitarbeiterin, die ebenfalls unerkannt bleiben möchte. Eine weitere Mitarbeiterin berichtete von einem Gespräch mit Overmars, in dessen Verlauf sich der Ex-Profi ihr immer weiter annäherte. Noch am gleichen Tag soll ihr ihr damaliger Vorgesetzter ein Bild seiner Genitalien via Whatsapp geschickt haben.
"Die wenigen, die Antworten suchen, finden sie nicht"
Schon seit Jahren sollen einige Abteilungen von Overmars' Belästigungen gewusst haben, berichtet das "NRC Handelsblad". Viele seien von seinem Verhalten irritiert gewesen. Rat- und Hilflosigkeit sollen sich breit gemacht haben, wenn der ehemalige Sportchef den Mitarbeiterinnen Komplimente machte, sie auf einen Drink einlud oder Nachrichten schickte, in denen er fragte, was sie gerade machen und was sie für Kleidung tragen.
Es gebe im Klub keine Möglichkeit, diesen Machtmissbrauch zu adressieren, heißt es in dem Bericht: "Und die wenigen, die Antworten suchen, finden sie nicht." Es gebe Gerüchte, getan werde aber nichts. Bei Ajax herrsche eine "Männerkultur", in der Witze auf Kosten der weiblichen Mitarbeiterinnen gemacht und die Frauen regelmäßig für ihr Auftreten beleidigt werden, zeichnet das "NRC Handelsblad" ein düsteres Bild von den Vorgängen beim renommierten Klub.
In wieweit und ob die nun aufgedeckten Vorgänge noch ein juristisches Nachspiel haben, steht noch nicht fest. Bislang ist lediglich bekannt, dass Ajax Amsterdam ein Disziplinarverfahren gegen seinen ehemaligen Sportdirektor eingeleitet hat. Das letzte Wort ist damit aber noch lange nicht gesprochen.