Alex Smith hat schon gewonnen. Ob der Quarterback des Washington Football Teams in dieser NFL-Saison einen Touchdown wirft? Beinahe bedeutungslos. Dass sich diese Frage stellt, ist das eigentliche Wunder, denn er hätte genauso gut tot sein können. Aggressive Bakterien fraßen Fleisch und Haut seines rechten Beins, nachdem ihm jenes vor rund zwei Jahren zertrümmert worden war. Die Wundentzündungen brachten Smith fast um. Eine Horror-Story, die nun ihr Happy End fand.
Denn Smith steht wieder auf dem Rasen, am vergangenen Wochenende nominierte Headcoach Ron Rivera den 36-Jährigen für das endgültige Saison-Aufgebot in der National Football League. Dort ist er nur einer von 53 Spielern, kein Star mehr und nur Nummer drei auf der Spielmacher-Position hinter Dwayne Haskins und Kyle Allen, aber das ist egal.
"Wir haben uns mit ihm hingesetzt und er wollte mit aller Macht wieder spielen und es ins Team schaffen", sagte Rivera: "Das hat mich echt beeindruckt und das zeigt mir, dass er die mentale Hürde übersprungen hat."
Körperlich schont sich Smith kein Stück, Ende Juli hatte er grünes Licht für das Training bekommen. Gerade in den Einheiten vor der Kader-Nominierung gab er wieder Vollgas. Rivera habe ihn "in den letzten zwei Tagen wieder mitten ins Feuer geworfen", sagte er. Gehemmt sei Smith aber nicht gewesen. "Da hast du Angst vor, dass Quarterbacks losstürmen, dann zaghaft reingehen und nicht standhalten", so der Coach: "Dann ziehen sie zurück oder wählen schlechte Würfe. Er hielt stand."
Nach 13 Operationen zurück nach Hause
Smith, dessen Team am Sonntag gegen die Philadelphia Eagles in die neue Spielzeit startet, wurde von großem Leid gestählt: Es ist der 18. November 2018. Smith spielt mit Washington gegen die Houston Texans. Er will den Ball passen, doch JJ Watt und Kareem Jackson bringen ihn zu Boden - es passiert. Der Unterschenkel wird verdreht und kann dem Druck nicht standhalten. Es kracht. Smith zieht sofort seinen Helm ab und das Trikot über das Gesicht. Er weiß, es hat ihn schwer erwischt.
Röntgenaufnahmen zeigen mehrere Frakturen im Schien- und im Wadenbein, teilweise offen, deshalb kommt Smith sofort auf den Tisch. Erst läuft alles glatt, beim Eingriff werden drei Platten und mehr als 20 Schrauben eingesetzt, eigentlich soll er schon zwei Tage später entlassen werden. Durch die Infektion ändert sich alles. Nach acht Wundausscheidungen, bei denen tote Haut und Muskulatur entfernt wird, ist alles so weit wieder unter Kontrolle. Doch das Bein sieht nun aus, als hätte sich ein Weißer Hai daran zu schaffen gemacht. Knochen liegen frei, aber Alex Smith lebt.
Eine Amputation bleibt jedoch ein Thema. Haut sowie Muskeln werden aus der Wade und dem Oberschenkel transplantiert, ein großer Ringfixateur, quasi ein Metallkäfig, stabilisiert das Bein. Smith, Nummer-eins-Pick im Draft 2005, darf nach gut zwei Monaten und 13 Operationen nach Hause und wird in einem Militärkrankenhaus in San Antonio weiterbehandelt, er tauscht sich mit ähnlich verletzten Kriegsversehrten aus und trainiert. Im Sommer 2019 kommt der Käfig ab, es folgt die 17. und letzte OP. Schnell überrascht Smith mit seinen Fortschritten die Ärzte. Und alle anderen.



































