Von wegen stärkste Liga der Welt: Die deutschen Top-Teams haben in der Champions League erneut empfindliche Niederlagen kassiert. In dieser Form ist die ersehnte Final-Four-Teilnahme in weiter Ferne.
Nikolaj Jacobsen ließ ordentlich Dampf ab. Keine 20 Minuten waren beim bis dato sieglosen Schlusslicht gespielt, da trommelte der Trainer der Rhein-Neckar Löwen sein Team erneut zur Auszeit zusammen. "So kann man nicht in der Champions League spielen", schimpfte Jacobsen. Doch besser wurde es nicht.
Bei der 26:31 (12:16)-Niederlage bei Montpellier HB offenbarte der deutsche Vizemeister einige Schwächen. Und da auch der zweite deutsche Vertreter, Meister SG Flensburg-Handewitt, beim 20:27 (9:12) gegen Paris St. Germain in eigener Halle praktisch chancenlos war, wachsen die Sorgen bei vielen Handballfans: In dieser Form ist das ersehnte Final-Four-Comeback nach zwei Jahren ohne deutsche Beteiligung auch in dieser Saison in weiter Ferne.
Zum Spielbericht: Löwen patzen in der Champions League
"Wir haben es nicht geschafft, das Tempo von Montpellier anzunehmen", monierte Jacobsen. Die Gala-Vorstellung in der Vorwoche, als die Löwen den amtierenden Königsklassen-Champion in eigener Halle demontiert hatten (37:27), geriet angesichts des zahnlosen Auftritts im Rückspiel in Vergessenheit. "Natürlich kann man hier verlieren, aber mich enttäuscht unser Spiel sehr", sagte Jacobsen zerknirscht.
Stimmung auch in Flensburg nicht besser
Die Chancen auf eine gute Platzierung der Badener in Gruppe A ist angesichts von 10:6-Punkten weiterhin völlig intakt, der aufgeblähte Modus mit 14 (!) Vorrundenspielen verzeiht etliche Ausrutscher. Doch Zweifel an der nötigen Titelreife sind angesichts der wechselhaften Form dennoch angebracht.
Zur Erinnerung: Die Löwen, in den vergangenen vier Jahren unter Jacobsen zur neuen Macht im deutschen Handball aufgestiegen, scheiterten auf europäischem Parkett zuletzt vier Mal schon im Achtelfinale.
Die Stimmung in Flensburg war nach dem achten Gruppenspiel nicht wesentlich besser. Fragen wirft weniger der Fakt der erneuten Niederlage gegen das Pariser Starensemble um Nationalmannschaftskapitän Uwe Gensheimer (5 Tore) auf. Doch angesichts der fünften Pleite im achten Spiel gehört auch der Bundesliga-Tabellenführer mit Blick auf die K.o.-Phase im Frühjahr beileibe nicht (mehr) zu den großen Favoriten auf das Endrunden-Turnier in Köln.
Machulla vermisst "das erforderliche Niveau"
"Wir sind emotional nicht auf die Welle gekommen und erreichten deshalb nicht die Leistung wie vor vier Tagen in Paris", sagte SG-Trainer Maik Machulla und sprach nach dem beachtlichen 28:29 am Samstag in der französischen Hauptstadt von einem "mutlosen" Auftritt. Vor allem in der Offensive "haben wir nicht das erforderliche Niveau gefunden".
Fest steht eines: Vom Triumph von 2014, als Flensburg den bis heute letzten deutsche Champions-League-Erfolg feierte, sind die deutschen Teams zurzeit ein großes Stück weit entfernt.

























