Seit dem ersten Super Bowl vor 51 Jahren hat es kein NFL-Team geschafft, sich für das vielleicht größte Sportereignis der Welt in seinem eigenen Stadion zu qualifizieren. Die Minnesota Vikings wollen das in dieser Saison ändern – und gleichzeitig noch ihren hauseigenen "Fluch" beenden!
Die frenetischen Fans der Wikinger warten nämlich trotz ihrer traditionsreichen Geschichte immer noch auf ihre erste Meisterschaft. Vier mal standen sie in der 70ern im Endspiel, konnten jedoch keines gewinnen. Seitdem schrammten sie mehrmals unglücklich und knapp am Einzug ins ultimative Spiel vorbei und fanden immer wieder neue Wege, hoffnungsvolle Spielzeiten im Misserfolg enden zu lassen.
Das am 4. Februar ausgetragene Finale findet in dieser Saison im U.S. Bank Stadium in Minnesota statt. Somit sind die Vikings zusätzlich motiviert. "Wir wissen, dass wir etwas ganz Großes schaffen können und noch dazu in unserem Stadion", sagte Head-Coach Mike Zimmer über die einzigartige Chance. Von einem Fluch will er indes verständlicherweise nichts wissen.
Mit dem dritten Quarterback zum Erfolg
Den ersten Schritt zum großen Ziel wollen die Vikes am Sonntag (22:40 Uhr) machen, wenn es in der NFC Divisional Round gegen die New Orleans Saints geht. Schon im ersten Saisonspiel trafen die Teams aufeinander, damals siegte Minnesota mit 29:19.
Seitdem hat sich viel verändert. Sam Bradford, der für den damals noch an einer Knieverletzung laborierenden Franchise-Quarterback Teddy Bridgewater auflief, verletzte sich direkt eine Woche später und so musste der als absolute Notlösung verpflichtete Case Keenum einspringen.
Entgegen aller Erwartungen entwickelte sich der 29-jährige Texaner zum unangefochtenen Anführer der Wikinger, die 13 Siege in der regulären Saison einfuhren. "Es war nicht einfach unter diesen Voraussetzungen zu starten, doch letztendlich lief es gut und jetzt fühlt es sich an wie ein Traum", verriet der Quarterback, der bis zu dieser Saison immer als zu klein und nicht kräftig genug eingeschätzt wurde.
Keenums Statistiken sprechen eine deutliche Sprache
Seine Statistiken sprechen Bände: 22 Touchdowns stehen nur sieben Interceptions gegenüber und er hat gegen den Blitz und unter Druck das beste Quarterback-Rating der gesamten Liga. Zudem schaffte er mit 67,6 Prozent die zweitbeste Passquote der NFL. Am Sonntag wartet auf Keenum das Duell mit dem Spieler, der mit 72 Prozent als Einziger noch zielsicherer passt.
Superstar Drew Brees führte seine Saints mit 376 Yards und zwei Touchdowns letzte Woche zum Sieg in der Wild-Card-Runde gegen die Carolina Panthers und verspricht den Vikings einen harten Kampf. "Wir sind ein besseres Team als noch zu Saisonbeginn und wir werden mehr als bereit sein", erklärt der 38-Jährige.
Ein Duell unterschiedlicher Systeme
Das Spiel dürfte ein Aufeinandertreffen unterschiedlicher Philosophien sein. Minnesota stellt mit 15,8 zugelassenen Punkten pro Partie die beste Defense der Liga und baut auf Ballkontrolle, New Orleans setzt hingegen auf seine High-Power-Offense (391,2 Yards pro Spiel, NFL-Rang Zwei). Gerade den vielseitigen Rookie-Running-Back Alvin Kamara gilt es für die Vikings zu kontrollieren.
Mit Safety Harrison Smith und beweglichen Linebackern wie Anthony Barr haben sie mehrere Optionen für diese Aufgabe. Die Fans dürfen sich auf ein echtes Schachspiel zwischen dem defensiv eingestellten Mike Zimmer und Saints-Coach Sean Payton, einem ausgewiesenen Offensiv-Guru, freuen.
Das Zünglein an der Waage könnte Minnesotas Heimvorteil werden. New Orleans Auswärtsbilanz steht bei vier Siegen und vier Niederlagen, die Vikes gewannen bis auf eines alle ihrer Spiele vor eigenem Publikum. Diese Heimstärke würden die Wikinger nur zu gerne auch im Super Bowl unter Beweis stellen.
Die weiteren Divisional Round Spiele sind New England gegen Tennessee (AFC), Pittsburgh gegen Jacksonville (AFC) sowie Philadelphia gegen Atlanta (NFC).
Moritz Wollert



































