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Tod eines Ultras: "Tränen kennen keine Farbe"

Vor der Gedenkmesse am 11. November 2017 erinnert ein Banner an Gabriele Sandri
Vor der Gedenkmesse am 11. November 2017 erinnert ein Banner an Gabriele Sandri
Foto: © getty, Ernesto S. Ruscio
17. November 2017, 14:14
sport.de
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Vor zehn Jahren erschütterte der Tod des von einem Polizisten erschossenen Lazio-Ultras Gabriele Sandri den italienischen Fußball. Der Schwarze Sonntag des Calcio sorgte für einschneidende Maßnahmen gegen die Ultra-Szene – aber auch zur Vereinigung von Rom.

Ein ohrenbetäubender Knall hallt über die Autobahn. Wenige Sekunden danach knallt es erneut. Dann ist Gabriele Sandri tot. Erschossen vom Polizisten Luigi Spaccarotella. Wie konnte das passieren?

Am 11. November 2007 ist der 26-jährige Lazio-Ultra Sandri mit seinem Bruder und Freunden auf dem Weg zum Auswärtsspiel bei Tabellenführer Inter Mailand. An der Autobahnraststätte Badia al Pino bei Arezzo legen sie eine Pause ein. Dieselbe Idee haben aber auch ein paar Fans von Juventus Turin. Die Ultragruppen treffen aufeinander, beleidigen sich und schließlich prügeln sie sich auch.

Auf der anderen Seite der Autobahn beobachtet der Polizist Luigi Spaccarotella das Geschehen. Spaccarotella zückt seine Waffe und gibt einen Warnschuss in die Luft ab. Sandri und die anderen Lazio-Ultras sprinten zu ihrem Auto. Dann geschieht es: Spaccarotella schießt auf die Laziali. Eine Kugel durchschlägt die Heckscheibe ihres Autos und trifft Gabriele Sandri im Nacken. Der Römer ist tot.

Ausschreitungen auf der Straße

Sandris Tod erschüttert den italienischen Fußball. Doch Spaccarotella beteuert, es sei ein Unfall gewesen, keine Absicht. "Ich war mindestens 200 Meter weit weg, wie hätte ich das tun sollen?", sagte er der "Corriere della Sera". "Ich bin am Boden zerstört. Ich habe zwei Familien zerstört, die des Jungen und meine eigene."

Die Nachricht vom Tod Sandris spricht sich herum wie ein Lauffeuer. Das Spiel Lazio gegen Inter wird abgesagt. In den Serie-A-Spielen des Tages kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Fans und Polizei. Ultras skandieren "Mörder, Mörder!" Am Abend und in den Tagen danach verbrüdert sich die Szene über die Vereinsgrenzen hinweg zum Protest gegen Polizei und Verbände. Fans von Lazio schließen sich mit Anhängern der verhassten AS Roma zusammen. Gemeinsam sollen sie Polizeistationen angegriffen, Straßenblockaden errichtet und Autos angezündet haben. Vergessen ist die Feindschaft zwischen beiden Vereinen. "Nemici in campo, amici per strada" (Feinde auf dem Feld, Freunde auf der Straße), nennt man das in Italien. Die Gewalt eskaliert.

Nach Sandris Tod erinnern die Lazio-Fans im Stadion an ihn
Nach Sandris Tod erinnern die Lazio-Fans im Stadion an ihn

Sandri ist bereits der zweite Fußball-Tote im rabenschwarzen Jahr 2007. Erst im Februar war der Polizist Filippo Raciti bei Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Catania-Ultras ums Leben gekommen. Der 17-Jährige Ultra Antonio Speziale wurde wegen Totschlags verurteilt – trotz Mangels an Beweisen. Die Ultras spüren Ungerechtigkeit. Nach dem Tod Gabriele Sandris platzt alles aus ihnen heraus.

Krisenjahre des Calcio

Die Ausschreitungen bringen das Fass beim italienischen Fußballverband zum Überlaufen. Die Ultras waren zwar sowieso nie die Freunde des Verbandes gewesen, doch nun reicht es den Oberen endgültig. Sie wollen die Kontrolle über den Fußball zurück. Tiefe Einschnitte gegen die italienische Fanszene sind in den Jahren danach die Folge. Unter anderem führt der Verband die umstrittene personalisierte Fankarte "Tessera del Tifoso" ein und verbietet den Fans Choreos. In Bergamo wirft man der ansässigen Ultragruppierung sogar die Bildung einer terroristischen Vereinigung vor.

Harte Maßnahmen, die die Ultras als ungerecht ansehen. Und auch für den toten Sandri gab es aus ihrer Sicht keine Gerechtigkeit. 2009 wurde Polizist Spaccarotella wegen fahrlässiger Tötung zu sechs Jahren Haft verurteilt. Keine Absicht also. "Ein Polizist und fünf Zeugen haben gesehen, wie er die Pistole in beiden Fäusten hielt, die Arme ausstreckte, zielte und schoss, er wurde verurteilt wegen fahrlässiger Tötung wie jeder unglückliche Autofahrer in einem Verkehrsunfall. Es wird eine Berufung geben", zürnte Christiano Sandri, Gabrieles Bruder. "Es wird Gerechtigkeit geben."

2012 gibt es Gerechtigkeit. In Abwesenheit wird Spaccarotella schließlich wegen Totschlags zu neun Jahren Haft verurteilt. Im November 2017 hat der ehemalige Polizist die Hälfte seiner Haft verbüßt, heute ist er Freigänger und muss nur noch die Nächte im Gefängnis verbringen.

Gemeinsame Trauer

Der Todestag Gabriele Sandris, der Schwarze Sonntag, geht als Wendepunkt der italienischen Ultrakultur in die Geschichte ein, von dem sich die Kurven Italien bis heute nicht vollends erholt haben. 

Die Ultras erinnern immer noch an Sandris Todestag. Die gemeinsame Trauer verbindet - wie die Aggressionen 2007 - die Ultras über die Vereinsgrenzen hinweg. So zum Beispiel am 11. November 2012, als die AS Roma am fünften Todestag Sandris im Derbi della Capitale gegen Lazio spielte. Gemeinsam trauerten die verfeindeten Romanista und Laziali um Sandri. Vor der Heimkurve Lazios wurde ein Banner der AS-Roma-Fans entrollt. "Tränen kennen keine Farbe, Gabbo einer von uns! Curva Sud". Am Samstag trifft Lazio eine Woche nach dem zehnten Todestag Sandris wieder auf die Roma.

Florian Pütz

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