Wenig Geld macht erfinderisch: Die Iserloon Roosters haben aus der Not eine Tugend gemacht, setzen in der DEL konsequent auf nordamerikanische Kufencracks mit deutschem Pass und sind damit überraschend zum Spitzenteam gereift.
"Unsere Fans und Sponsoren wollen auch Siege sehen. Deswegen müssen wir einfach gucken, wie wir das am besten hinkriegen. Das ist der Weg", meint Roosters-Manager Karsten Mende.
Dieser Weg hat den Außenseiter-Club nach knapp der Hälfte der Hauptrunde auf Platz drei geführt. Vor den Partien gegen den EHC München (6.) am Freitag und bei den Kölner Haien (10.) am Sonntag stehen nur Meister Adler Mannheim und Rekordchampion Eisbären Berlin besser da. Die Roosters halten sich in der Tabelle vor deutlich finanzstärkeren Kontrahenten.
Nur Platz elf in der Geld-Tabelle
Den Etat der Sauerländer schätzten die "Eishockey News" vor Saisonbeginn auf 5,4 Millionen Euro. In der Finanz-Rangliste nimmt der Verein damit Platz elf ein. München mit einem geschätzten Budget von 12,5 Millionen Euro und die Kölner mit 11,0 Millionen Euro liegen an der Spitze. "Sehr gute deutsche Spieler sind finanziell für uns nicht zu realisieren", erläutert der 47-jährige Mende.
Gleich neun deutsch-kanadische Profis gehören momentan zum Aufgebot. Darunter beispielsweise der in Winnipeg geborene Brooks Macek, der beim Deutschland Cup Anfang November unter Bundestrainer Marco Sturm debütierte. Und Chet Pickard, der die beste Torhüter-Statistik der Liga aufweist. Es ist eine legale Art, der Ausländerbegrenzung aus dem Weg zu gehen. Neun Spieler ohne deutschen Pass dürfen in der DEL zum Einsatz kommen.
DEL nickt Vorgehen ab
"Sie haben für sich einen erfolgreichen Weg gefunden und im Eishockey zählt halt der Erfolg", sagt Eisbären-Trainer Uwe Krupp. Die DEL hat kein Problem damit. "Es gibt grundsätzlich keine Deutsche zweiter Klasse. Das ist sicher auch dem geschuldet, dass wir kein so großes Angebot an deutschen Spielern haben", sagt Geschäftsführer Gernot Tripcke. Nur die Nachwuchsarbeit dürfe nicht vernachlässigt werden.
Über die hat DEB-Präsident Franz Reindl nichts zu klagen. "Das können wir nicht als gut oder als schlecht empfinden", sagt Reindl über den Iserlohner Weg. "Entscheidend ist, dass der Verband sich auf seine eigene Nachwuchsarbeit konzentriert." Neben den beiden Eigengewächsen Dieter Orendorz und Marcel Kahle, der derzeit verletzt ist, hat nur Marko Friedrich das Eishockeyspielen in Deutschland gelernt.
Teamgeist steht über allem
Mende selbst zählt den Teamgeist als Hauptgrund auf, warum der Klub in bislang jedem Heimspiel zumindest gepunktet hat. Am Ziel, die Playoffs zu erreichen, hält der Viertelfinalist von 2015 fest. "Wenn man beginnt, die Nase hoch zu tragen und meint, man sei etwas Besonderes, dann ist das schon der Weg nach unten", meint Mende.
Auch Trainer Jari Pasanen mahnt zur Ruhe. Sein Team sei sicherlich "keine Supermacht" geworden. "Wir dürfen nicht träumen", stellt der 51-Jährige klar. Manager Mende möchte aber selbstverständlich möglichst lange auf seine nächste Scouting-Tour in Nordamerika verzichten. Die steht erst nach dem Saisonende der Roosters an.