Die Kansas City Chiefs haben erstmals seit 2014 die NFL Playoffs verpasst und stehen nun nicht nur vor einer verlorenen Saison, sondern auch vor einem ziemlich großen Scherbenhaufen. Doch was muss jetzt passieren, um wieder auf die Erfolgsspur einzubiegen?
Die Kansas City Chiefs haben schon jetzt (6-8) die meisten Niederlagen in der Mahomes-Ära (seit 2018) kassiert und erstmals die Playoffs verpasst. Zu allem Überfluss hat sich der Superstar auch noch das Kreuz- und Außenband im linken Knie gerissen, sodass nun sogar der Saisonstart 2026 für den Quarterback infrage steht. Doch auch ohne diesen Extratiefschlag wäre die kommende Offseason zu einer echten Herausforderung für KC geworden.
Die Chiefs haben in den vergangenen paar Jahren alles unternommen, um die Band zusammenzuhalten. Langjährige Leistungsträger wurden größtenteils gehalten und mit hochdotierten Verträgen ausgestattet. Zudem kamen ein paar teure Free Agents hinzu. Alles, um den Run am Leben zu halten. Was 2024 trotz im Grunde ähnlicher Leistungen, aber erheblich mehr Glück (11-0 in One-Score Games) noch gelang und in einen weiteren Super-Bowl-Trip mündete, ging in dieser Saison - mit erheblich weniger Glück (1-7 in One-Score Games) - gehörig schief.
Das Ergebnis ist ein teurer Kader und eine ungewisse Zukunft, völlig unabhängig davon, ob Patrick Mahomes nun in Woche 1 der kommenden Saison wieder spielen kann oder womöglich erst ein paar Wochen später wieder einsteigt.
Sehr viele Baustellen für die Chiefs
Die Chiefs haben Baustellen in sehr vielen Bereichen. Zu viele, um sich als sportliche Leitung entspannt zurückzulehnen. Die Offensive Line hat offensichtliche Lücken, die Playmaker im Receiving Corps haben zu wenige Plays gemacht und Travis Kelce ist nicht mehr der Rettungsanker, der er lange Jahre für Mahomes war. Zudem ließ das Run Game zuletzt auch zu wünschen übrig.
In der Defense, die insgesamt immer noch sehr stabil steht, fehlt es derweil ebenfalls an der nötigen Explosivität. Im Pass Rush geht gefühlt nichts ohne Chris Jones (9,9 Prozent Pressure Rate, 4 Sacks), der seine schlechteste Saison seit Jahren gespielt hat und nun auch schon 32 wird. Hat er keinen herausragenden Tag, wird Pressure nur über Blitzes generiert. Von den Edge-Positionen hingegen kam zuletzt herzlich wenig, vor allem aber keine Konstanz. Dass man dennoch die fünftwenigsten Punkte pro Spiel und achtwenigsten Yards pro Spiel zugelassen hat, ist immerhin ein Beweis dafür, welch gute Arbeit Defensive Coordinator Steve Spagnuolo weiterhin abliefert.
Selbiges lässt sich allerdings nicht unbedingt von Offensive Coordinator Matt Nagy sagen, dessen Offense größtenteils darauf basierte, dass Mahomes scrambelte und eben meist einen Weg fand. Und wenn er das tat, dann klickte es auch! Die Chiefs haben in ihren sechs Siegen durchschnittlich mit mehr als 16 Punkten Vorsprung gewonnen. Das Problem: wenn der Gegner mehr als 19 Punkte erzielte, dann lag die Bilanz nur noch bei 1-8! Punktefeuerwerke gelangen also praktisch nur gegen richtig schwache Gegner.
Nicht auszuschließen, dass Head Coach Andy Reid daher sein Personal im offensiven Coaching Staff überdenken könnte.
Großes Minus in Sachen Cap Space
Die größere Herausforderung hat jedoch General Manager Brett Veach vor sich. Er geht in die Offseason mit -43 Millionen Dollar an Cap Space - -63 Millionen, wenn dann irgendwann mal mehr als 51 Spieler im Kader stehen. Sprich: Bevor Veach ans Werk gehen kann, muss erstmal der aktuelle Kader aufgeräumt werden.
Hier sei gesagt, dass "Over the Cap" von einer Salary Cap in Höhe von 295,5 Millionen Dollar für die Saison 2026 ausgeht, derzeit sind es noch 279,2 Millionen. Gut möglich, dass diese Zahl in Wahrheit anders aussieht. Doch für den Moment gehen wir mal davon aus. Um also wenigstens erstmal die schwarze Null zu erreichen, kann man das Übliche in solchen Fällen tun und einfach an Mahomes' Vertrag herangehen.
Mahomes steht derzeit bei einem Cap Hit von mehr als 78 Millionen Dollar in der kommenden Saison. Man kann jedoch 54,5 Millionen Dollar seines Gehalts in einen Signing Bonus umwandeln, was dann 43,5 Millionen Dollar an Cap Space brächte. Ein ähnliches Manöver bei Chris Jones brächte fast 27 Millionen Dollar an Cap Space. Darüber hinaus könnte man in der Summe auch noch um die 35 Millionen Dollar an weiterem Cap Space generieren, wenn man an die Verträge von Trey Smith, Nick Bolton und Creed Humphrey heranginge.
Genügend Flexibilität ist also in jedem Fall vorhanden, um den Kader für die Zukunft zu rüsten, speziell, wenn man eine größere Einkaufstour in der Free Agency plant. Allerdings dürften sich die brauchbaren Optionen dort wie üblich in überschaubaren Grenzen bewegen.
Offensive Line im Fokus
Bedarf jedoch besteht auf jeden Fall. Die Offensive Line dürfte im Mittelpunkt stehen, nachdem jene in zu vielen Spielen zuletzt einfach überfordert wirkte. Eigentlich hat dieser Mannschaftsteil nur zwei feste Größen mit Center Creed Humphrey und Right Guard Trey Smith (derzeit verletzt). Rookie Josh Simmons hat auf Left Tackle in den wenigen Spielen, die er tatsächlich machte, durchaus überzeugt, sodass die Hoffnung besteht, dass er zur dritten Säule dieser Unit werden kann.
Doch Left Guard und Right Tackle? Letzteres ist die Planstelle von Jawaan Taylor, bei dem man kein Prophet sein muss, um hier eine Entlassung zu erwarten. Er würde nicht garantierte 20 Millionen Dollar verdienen, die man sicherlich anderweitig besser investieren könnte. Angesichts seiner gezeigten Leistungen sollte man sich ohnehin anderswo umsehen. Und Left Guard Kingsley Suamataia präsentierte sich auf dieser Position zwar besser als noch in seiner unterirdischen Rookie-Saison auf Left Tackle, doch als Bank kann man auch ihn nicht bezeichnen.
Zwei neue Starter wären hier also wünschenswert. Gleiches gilt fürs Receiving Corps, in dem nur Rashee Rice überzeugte. Alle anderen waren weitestgehend wirkungslos. Hollywood Brown wird Free Agent und hat kaum Argumente für eine Weiterbeschäftigung geliefert. Xavier Worthy wartet weiter auf seinen Durchbruch und der Rest sind Rollenspieler. Die nächste große Personalie ist dann Kelce, der nicht mehr der Fixpunkt der Offense ist.
Einmal mehr wird er entscheiden müssen, ob er seine Karriere im Alter von, zum Saisonstart 2026, fast 37 Jahren fortsetzen will. Und wenn, dann sollte er eine gehörige Gehaltsreduzierung in Kauf nehmen, nachdem es in diesem Jahr noch 17 Millionen Dollar einstrich, was sportlich ist für einen Spieler, der keinen Unterschied mehr macht. Free Agents werden auch die zwei Running Backs Isiah Pacheco und Kareem Hunt. Beide sollten günstig sein und waren nicht das Problem. Frischer Wind, gerade auch in Sachen Receiving aus dem Backfield, sollte aber zumindest ins Auge gefasst werden.
| Position | Name | Alter (Stand Dez. 2025) |
|---|---|---|
| S | Bryan Cook | 26 Jahre |
| CB | Jaylen Watson | 27 Jahre |
| TE | Travis Kelce | 36 Jahre |
| WR | Marquise Brown | 28 Jahre |
| LB | Leo Chenal | 25 Jahre |
| RB | Isiah Pacheco | 26 Jahre |
| ED | Charles Omenihu | 28 Jahre |
| RB | Kareem Hunt | 30 Jahre |
Kyle Pitts als Ideallösung?
Das ideale Upgrade wäre in diesem Bereich sicherlich ein neuer Playmaker entweder auf Wide Receiver oder Tight End. Kyle Pitts von den Falcons kommt hier in den Sinn, doch muss man bei ihm wohl davon ausgehen, dass er mindestens via Franchise Tag eben nicht auf den Markt kommt. Der Draft - die Chiefs werden ihren höchsten Pick seit vielen Jahren haben - ist aber auch eine gute Anlaufstelle hierfür.
Auch in der Defense könnte es zu einem gewissen Umbruch kommen. Mit Safety Bryan Cook, Cornerback Jaylen Watson, Linebacker Leo Chenal und Edge Rusher Charles Omenihu könnten gleich vier mehr oder weniger feste Größen das Team verlassen. In den vergangenen Jahren wurden solche Verträge noch fast selbstverständlich verlängert, doch angesichts der derzeitigen Situation ist es zumindest denkbar, dass man auch hier mal einen neuen Ansatz wählt.
Darüber hinaus sind Edge Rusher Mike Danna und Cornerback Kristian Fulton mögliche Cut-Kandidaten. Beide verdienen recht gute Gehälter, zählten jedoch nicht zu den Leistungsträgern.
Neben Edge ist jedoch auch Defensive Tackle ein Problem. Seit dem Abgang vom durchaus unterschätzten Tershawn Wharton (Panthers) ist der Platz neben Chris Jones in der Mitte der Defensive Line vakant. Wenn man bedenkt, wie oft Jones in Pass-Rush-Downs auf 5-Technique wechselt, ist das eine Personalie, die man 2025 sicherlich nicht gebührend im Blick hatte.
Saison im Schatten von Mahomes' Rückkehr
Was die Zukunft betrifft, steht derweil eine Vertragsverlängerung mit Trent McDuffie an. Der Cornerback würde ansonsten ins fünfte und letzte Jahr seines Rookie-Vertrags gehen, was man schon des Burgfriedens Willen vermeiden sollte. Er ist der beste Corner des Teams, kein Grund also, an dieser Stelle zu sparen.
Am Ende wird die Saison 2026 im Schatten von Mahomes' Knie stehen. Niemand weiß, wann genau er zurückkehrt. Mit Mahomes' Heilfleisch ist er vermutlich zum Saisonstart wieder da, irgendwann danach scheint aber auch denkbar. Medienberichten zufolge geht man zunächst von einer Ausfallzeit von neun Monaten aus, damit wären wir dann rund eine Woche nach Saisonstart am 10. September. Doch genau sagen kann das derzeit niemand.
Eines dürfte aber klar sein: in Jahr eins nach so einer Verletzung tendieren Spieler dazu, nicht ganz so beweglich oder explosiv wie davor zu sein. Wir könnten also zunächst einen weniger Scramble-freudigen Quarterback als zuletzt sehen. Umso wichtiger, dass man die Offensive Line fixt und darüber hinaus mehr echte Playmaker an Land holt.
Die Cap-Situation ist weniger schlimm als sie auf den ersten Blick wirkt, die Probleme im Kader jedoch sind gravierend und müssen behoben werden. Für die Chiefs steht eine schwierige Offseason an, in der die Schüsse sitzen müssen, nachdem man sich zuletzt wohl zu sehr auf den vorherigen Erfolgen ausgeruht hat. Der Weg zurück an die Spitze beginnt jetzt.




































