Die Lage bei den Kansas City Chiefs ist so ernst wie lange nicht mehr in der NFL. Was plagt sie und wie groß sind ihre Chancen noch, die Playoffs zu erreichen?
Seit Patrick Mahomes in der Saison 2018 als Starting Quarterback der Kansas City Chiefs übernommen hat, lief es scheinbar ziemlich einfach für das Team von Head Coach Andy Reid. Man stand in jedem Jahr mindestens im AFC Championship Game, erreichte fünf Super Bowls und gewann drei davon. Sechs Niederlagen waren in dieser Zeit der Tiefstwert in der Saison 2023, als man am Ende aber dennoch ganz oben stand.
Zudem gewannen die Chiefs seit 2016 durchgehen die AFC West, also schon zwei Jahre bevor Mahomes überhaupt am Ruder war. Diese Dominanz ist nun sehr wahrscheinlich vorbei. Fünf Spieltage vor Schluss liegen die Chiefs bei einer Bilanz von 6-6 und damit vier Spiele hinter den Denver Broncos, die wie 2015 zuletzt drauf und dran sind, die Division für sich zu entscheiden.
Laut den Playoff-Prognose-Modellen von "Next Gen Stats" sowie von "The Athletic" haben die Chiefs damit nur noch eine Chance von zwei Prozent, ihre Division zu gewinnen. Entsprechend geht es für den viermaligen Super-Bowl-Champion aktuell eigentlich nur noch darum, wenigstens als Wild Card in die Playoffs zu kommen. Doch auch das wird kein Zuckerschlecken - die Chance darauf liegt laut beiden Modellen auch nur noch bei 34 Prozent.
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Chiefs müssen mehrere Teams überholen
Das Problem für KC in diesem Fall ist, dass man nicht nur auf ein Team schauen muss, sondern gleich fünf Teams im aktuellen Playoff Picture vor sich hat. Gegen die Chargers, Bills und Jaguars (gleichauf mit den Colts) hat man bereits verloren, während man immerhin die Colts besiegt hat, was für einen möglichen Tie-Breaker am Saisonende wichtig ist. Dennoch müsste man erstmal mindestens zwei Spiele auf jedes der aktuellen Wild-Card-Teams aufholen - drei, sollte man am Ende mit jenen gleichziehen, gegen die man verloren hat.
Umso wichtiger wird damit auch das anstehende Sunday Night Game gegen die Houston Texans, die aktuell ein Spiel vor den Chiefs liegen (7-5). Mit einer Niederlage würden die Chancen der Chiefs laut "NGS" auf nur noch elf Prozent fallen. Ein Sieg gegen Houston brächte das Team immerhin zu einer 48-Prozent-Chance auf eine Wild Card.
Die Chiefs gehen jedoch geschwächt in diese so wichtige Partie. Allen voran droht der Ausfall von gleich drei Startern in der Offensive Line. Left Tackle Josh Simmons landete nach einer schweren Handgelenksverletzung bereits auf der Injured Reserve List und wird frühestens in Woche 18 wieder mittun dürfen. Right Guard Trey Smith fiel zuletzt schon mit einer Knöchelverletzung aus und Right Tackle Jawaan Taylor hat sich an Thanksgiving am Trizeps verletzt und trainierte zuletzt auch nicht.
Gegen die imposante Defensive Front um die Edge Rusher Will Anderson Jr. und Danielle Hunter könnte das schon der entscheidende Faktor im Spiel werden, schließlich entstanden die größten Niederlagen von Mahomes in den vergangenen Jahren meist aus geschwächten oder generell schwachen Offensive Lines heraus. Man denke an beide Super-Bowl-Pleiten oder schaue einfach die vergangenen paar Wochen. Mahomes' Pressure Rate lag zuletzt immer um die 30 Prozent, wobei es gegen Buffalo in Woche 9 sogar 52,6 Prozent waren. Und er kassierte in den vergangenen fünf Spielen jeweils mindestens drei Sacks.
| Woche | Datum | Gegner | Kickoff (CET) | Bilanz Gegner |
|---|---|---|---|---|
| 14 | 07.12.2025 | vs. Houston Texans | 19:00 | 7-5 |
| 15 | 14.12.2025 | vs. Los Angeles Chargers | 22:25 | 8-4 |
| 16 | 21.12.2025 | @ Tennessee Titans | 19:00 | 1-11 |
| 17 | 28.12.2025 | vs. Denver Broncos | 22:25 | 10-2 |
| 18 | 04.01.2026 | @ Las Vegas Raiders | 19:00 | 2-10 |
Chiefs haben Pech in engen Spielen
Natürlich kam auch Pech dazu, denn die Chiefs sind selten raus aus den Spielen. Sie sind jedoch in engen Spielen 1-6, was eine klare Trendwende zum Vorjahr ist, als sie noch elf One-Score-Games allesamt gewonnen haben. Allerdings sind solche eben immer mit Glück und Pech verbunden in der NFL, wo ein Play allein das Spiel zum Kippen bringen kann. Rein statistisch gleicht sich sowas eben unterm Strich immer aus. Diese statistische Angleichung sehen wir nun in Kansas City.
Zugleich muss man betonen, dass Mahomes selbst nicht das Problem ist. Er spielt seine womöglich beste Saison seit 2022. Wie Analytics-Guru Warren Sharp herausstellte, ist dies Mahomes' beste Saison seit seinem zweiten Super-Bowl-Triumph in den Kategorien EPA/Passversuch (+0,15), Yards pro Passversuch (7,3), Touchdown-Interception-Verhältnis (3,1) und explosive Plays (+20 Yards Raumgewinn, 10 Prozent). Und er machte dies gegen den sechstschwersten Schedule in dieser Saison.

Dennoch erhält er eben auch wenig Unterstützung von seinen Anspielstationen. Der 36 Jahre alte Travis Kelce führt das Team mit 719 Receiving Yards an, während kein anderer auch nur die 500er-Marke geknackt hat. Drei Spieler haben jeweils fünf Touchdowns gefangen (Kelce, Rashee Rice, Hollywood Brown) und nur Rice hat es auf mehr als 2 Yards pro gelaufener Route (2,49) unter den Receivern gebracht. Und das alles, obwohl Mahomes im Schnitt so tiefe Pässe (8,3 Yards durchschnittliche Passtiefe) wirft wie seit 2020 nicht mehr!
Zudem ist man 1-6 ist in Spielen, in denen der Gegner mehr als 19 Punkte erzielt hat. Das muss man wohl auch der Defense ankreiden, die zuletzt 2023 wirklich "elite" war. Damals hielt man Gegner noch bei -0,15 EPA/Play und erzeugte zudem eine Pressure Rate von 36,7 Prozent. Seither ging es stetig bergab. In diesem Jahr liegt man nur noch bei -0,07 EPA/Play und Pressure Rate von 33,6 Prozent. Das reicht zwar immer noch für eine Top-10-Unit insgesamt, aber die Defense ist nicht mehr dominant. Und vor allem kommt man bei 3rd Down nicht mehr vom Feld - hier lassen die Chiefs nun +0,03 EPA/Play zu, was Rang 25 in der NFL bedeutet. Ein Problem, das nicht zuletzt gegen die Cowboys an Thanksgiving ersichtlich wurde, als Dallas 9/16 3rd Downs verwertet hat.
Schwächere Front führt zu Problemen
Der Pass Rush ist nicht mehr dominant, weil allen voran Defensive Tackle Chris Jones nicht mehr dominant ist. Seine Pressure Rate von 8,8 Prozent liegt erstmals in seiner Karriere unter 11,8 Prozent (3 Sacks) (2022) und er ist auch als Run-Stopper so schwach wie seit mindestens 2021 nicht mehr. Da seine Nebenleute ohnehin nicht gut genug sind, um diesen Pass Rush zu tragen, wird weiter munter geblitzt, doch auch das hatte gegen schnelle Passer zuletzt nur noch bedingt Erfolg - Dak Prescott etwa kassierte keinen Sack und nur sechs Hits.
Die Secondary spielt solide, wird aber nicht wirklich von der Front unterstützt, was zwar nie zu Blowouts führt, es Gegner jedoch erlaubt, genügend Nadelstiche zu setzen.
Die Chiefs sind immer noch ein gutes Footballteam, aber keines, vor dem man Angst haben müsste. Mahomes ist diese Offense und so weit er das Team trägt, wird es auch gehen. Doch sieht man in diesem Jahr, dass auch ihm gewisse Grenzen gesetzt sind, wenn das Gesamtniveau um ihn herum so viel schlechter ist als in den vergangenen Jahren.
Eine Playoffteilnahme ist weiterhin möglich, erscheint aufgrund der aktuell vielen und tiefen Baustellen im Team aber zumindest mal nicht sonderlich wahrscheinlich.




































