In weniger als zwei Jahren wird Flag Football bei den Olympischen Spielen in Los Angeles sein Debüt feiern. Mit dabei sind dann womöglich auch einige NFL-Stars. Doch welchen Stellenwert hat Flag Football für den "normalen" Football hierzulande eigentlich?
Darüber diskutierten die beiden RTL-Experten und Podcast-Kollegen Björn Werner und Patrick Esume in einer Medienrunde in Berlin vor dem Germany Game am Sonntag (ab 14:30 Uhr live bei RTL).
Für Patrick Esume beispielsweise ist Flag Football "eine gute Initiative", weil es den Einstieg in den Tackle Football erleichtert. "Es ist eine kontaktlose Variante, die alle spielen können. Egal welche Formen, Farben, Größen, Mann, Frau, Kind divers, jeder kann es Spielen. Man kann es einfach im Park spielen oder auf dem Schulhof. Und da ist es, was du brauchst, denn Tackle Football mit Helm und Shoulderpads kannst du nicht einfach an Schulen spielen. Du brauchst den Flag Football, um ein Grundinteresse am Football zu schüren. Am Ende des Tages ist der echte Football aber American Football mit Helmen und Shoulderpads", ist sich Esume sicher.
"Die Faszination kommt nicht beim Flag Football. Die Faszination liegt in der Geschwindigkeit, in der schieren Gewalt und in der Taktik vom echten Football. Und das kann Flag Football dir nicht simulieren, aber ich finde es ist ein unglaublich guter Eingang in diese Sportart, um Begeisterung zu schüren und es zum Sport für Jedermann zu machen. Aber am Ende des Tages wird es wird es kein Flag Football ohne Tackle Football geben"

Werner: "Flag Football ist eine andere Sportart"
Björn Werner, ehemaliger NFL-Profi bei den Indianapolis Colts, hat genau diese Erfahrung gemacht. Auch für ihn war Flag Football seinerzeit der Eintritt in die Welt des Footballs. Für ihn ist das der richtige Weg.
"Ich bin mit 15 Jahren zum Tackle Football gewechselt. Dahin sollten wir zurückgehen. Ich habe gesehen, wie Kinder mit 11 Jahren schon Tackle Football spielen. Kleine Kinder, die noch gar nicht bereit sind, so einen Helm zu tragen. Lasst sie doch erstmal reinkommen, eine gewisse Athletik entwickeln. Und dann kannst du irgendwann sagen: 'Hey probier doch mal Tackle Football und wenn es nichts für dich ist, dann spiel Flag Football weiter", so der Wunsch des früheren Pass Rushers.
Werner glaubt hingegen nicht, das der Flag Football mehr als nur der Eintritt in die Welt eines NFL-Spielers sein kann. Für ihn ist es "einfach eine andere Sportart". Der RTL-Experte gibt sogar zu, "etwas angepisst zu sein" ob der steigenden Aufmerksamkeit für Flag Football.
"Ich hatte den Eindruck, dass dadurch der Tackle Football als böse angesehen wurde", erklärt Werner. "Der böse Tackle Football macht ja alle kaputt. Jeder Sport ist Mord. Wir haben die UFC, wir haben Boxen, Oktagon, Fußball und so weiter. Wenn du Sport machst, kann das Konsequenzen haben und trotzdem ist Sport super gut. Teambuilding ist sehr wichtig, auch wenn du kein Profi wirst. Und Sport wird zu wenig unterstützt in Deutschland", zeigt sich der frühere Football-Profi enttäuscht.

Der Wunsch nach einer NFL Academy
Unterstützung ist das richtige Stichwort, denn einer solchen bedarf es auch, wenn es mehr deutsche Football-Profis geben soll. Denn nach dem entsprechenden Wechsel zum Tackle Football werde man in Deutschland zu viel alleine gelassen.
"Ich habe damals mit 15 Jahren ein Vertrag im Fitnessstudio gehabt und alleine trainiert. Und das ist auch heute noch so. Wir müssen realisieren, dass wir viel mehr reinstecken müssen in die Jugendarbeit. Natürlich fängt das auch mit Geld an. Wir brauchen Leute, die die Ausbildung übernehmen, denn Football ist ein wichtiger Sport, wo du früh anfangen musst", fordert Werner.
Die beste Lösung wäre für ihn eine NFL Academy. Eine solche gibt es bereits in England, doch für Werner ist es elementar, dass auch in Deutschland eine NFL Academy entsteht, denn nicht jeder könne es sich leisten nach England zu gehen.
"Wir brauchen so eine Academy in Deutschland. Sichtet all die großen Talente in Deutschland, packt die alle an einen Ort und du wirst sehen, dass die in einem Jahr einen größeren Sprung machen, als in fünf Jahren bei ihrem Verein. Warum haben wir das nicht? Ich weiß nicht, ich sage das die ganze Zeit. Warum haben wir sowas nicht? Wenn wir die nächsten NFL-Stars haben wollen, brauchen wir das. Die Jungs müssen konstant unterstützt werden, weil im Football musst du es schaffen, ein Bodybuilder, ein Strongman, ein Sprinter zu sein und dann gleichzeitig brauchen die Spieler sozusagen die mentale Kraft und Reaktionen eines Formel-1-Fahrers. Es ist halt diese Kombination, was ja diese Sportart so attraktiv macht", so der Colts-Botschafter.
Spieler kamen mit Waffen zum Training
Für Werner ist klar, dass die Ausbildung aber nicht nur körperliche Attribute haben darf.
"Neben der Athletik ist es auch wichtig, das richtige Mindset zu haben, denn das ist der Grund, wieso so viele Deutsche am College strugglen. Ich war an der Florida State, da kamen 90 Prozent aus schweren Verhältnissen, Spieler kamen mit Waffen zum Training. Für die ist die NFL der einzige Weg es raus zu schaffen", erzählt Werner.
"Wir meckern immer, uns gehe es schlecht. Dabei geht es uns verdammt gut hier. Wenn du rüber gehst, erlebst du erstmal einen Realitätscheck und dann musst du dich nicht nur körperlich durchsetzen, sondern auch das richtige Mindset haben."



































