Die NFL macht Halt in Berlin. Am Sonntag stehen sich im Olympiastadion die Indianapolis Colts und die Atlanta Falcons gegenüber. Die Vorfreude in der Hauptstadt ist spürbar und macht vor allem einen Berliner richtig stolz.
Die Rede ist von Björn Werner. Der ehemalige Erstrundenpick der Colts saugt die Stimmung in seiner Heimatstadt regelrecht auf. Für ihn geht ein Traum in Erfüllung. Wenn auch auf etwas andere Art.
"Ich habe immer davon geträumt, als aktiver Spieler mal in Europa spielen zu können. Da war es schon damals der Traum in London spielen zu können, doch die Gelegenheit hatte ich nicht, in der Nähe meiner Familie zu spielen", so Werner, der nun "mit RTL als Botschafter" das Spiel kommentieren darf. "Das macht es am Ende noch viel runder, habe ich das Gefühl. Ich muss nicht auf dem Feld meinen Körper zerstören und kann das alles ganz entspannt genießen. Ich freu mich sehr drauf und bin stolz."
Und wenn der frühere Pass Rusher von genießen spricht, dann meint er vor allem die zahlreichen Anhänger, die die Hauptstadt schon jetzt zur NFL-Hochburg machen. Hier hat der RTL-Experte in den letzten Jahren einen Wandel erkennen können.
"Am Ende sind es die Fans, die es uns ermöglichen, im Fernsehen zu sitzen, auf Social Media Quatsch zu machen und irgendwie den Football-Virus weiter zu verbreiten. Wir probieren, frische Leute für Football zu begeistern. Das ist das Ziel und es funktioniert gut. Schritt für Schritt habe ich das Gefühl, dass sich auch die Zielgruppen ändern. Früher war es sehr männlich, jetzt begeistern wir auch Frauen und Menschen aller Altersgruppen. Egal welches Geschlecht, welches Alter, es ist einfach cool zu sehen, wie die Weiterentwicklung läuft. Da ist es auch okay, dass ich gestern auf dem Heimweg 50 Minuten im Stau stand, denn da realisiert man es und ist stolz auf die Arbeit, die wir alle in den letzten Jahren reingesteckt haben. Da gehören ja viel viel mehr Leute dazu", zeigt sich Werner begeistert.
NFL: Raimann und St. Brown betreiben tolle Werbung
Dass die NFL im deutschsprachigen Raum weiter wächst, liegt neben der vielen Arbeit hierzulande auch an den deutschsprachigen NFL-Stars. Mit Offensive Lineman Bernhard Raimann wird einer dieser Stars am Sonntag für die Colts auf dem Rasen stehen. Für Björn Werner ist der Österreicher ein Vorbild, auf seine ganz eigene Art.
"Bernhard Raimann steht für Erfolg in der NFL, doch er bekommt zu wenig Aufmerksamkeit. Zum einen spielt er in der Offensive Line, die Position ist nicht so sexy für den normalen Fan. Dann ist Bernhard zwar deutschsprachig, aber er ist Österreicher. Wäre er Deutscher, hätte er vielleicht mehr Fokus auf sich. Zudem ist er eher der ruhige Typ, er macht zum Beispiel kaum Social Media. Er ist unglaublich bodenständig, der perfekte Profi. Der will am liebsten gar nichts machen, außer sich auf das Sportliche zu konzentrieren", beschreibt der Colts-Botschafter den Österreicher.
"Wenn wir also über Aushängeschilder reden, ist er wahrscheinlich nicht ganz vorne, einfach auf Grund seiner Position. Aber er ist in der europäischen Football-Bubble schon groß. Er ist ein Vorbild für Kinder. Der Typ hat es geschafft, einer der besten in der NFL zu sein. Er hat einen 100-Millionen-Vertrag unterschrieben. Das sind Sachen, die du dir vor zehn Jahren als Europäer kaum vorstellen konntest", erklärt Werner.
Jemand, der deutlich mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist Lions-Receiver Amon-Ra St. Brown. Auch er ist einer der besten Spieler auf seiner Position und ist somit ein toller Botschafter für Deutschland.
"Ja, er ist halb Amerikaner, halb Deutscher und hat sein Leben lang in den USA gelebt. Doch er sagt immer wieder, er identifiziert sich auch als Deutscher. Er sagt: 'Da sind meine Wurzeln, meine Mutter kommt aus Leverkusen.' Er nimmt sich immer wieder die Zeit für viele Dinge, da sollten wir dankbar sein. Bernhard und Amon-Ra tragen gerade eine Phase, die sehr wichtig für die Sportart ist in Deutschland. Aber ich bin mir sicher, dass es eine nächste Welle an deutschsprachigen Spielern in der NFL geben wird", so der Ex-Profi überzeugt: "Das kann vielleicht noch ein paar Jahre dauern, aber wir haben eine Menge College-Spieler aus Deutschland und Österreich, die da drüben um ihre Chance kämpfen."

NFL: Esume zweifelt an Europa-Team
Angesichts des NFL-Booms im deutschsprachigen Raum und des jahrelangen Erfolgs der London Games drängt sich die Frage auf, ob sich nicht auch ein europäisches NFL-Team durchsetzen könnte.
Werners Podcast-Kollege und RTL-Experte Patrick Esume hegt daran seine Zweifel: "Wenn dem aber so sein sollte, glaube ich, gehört ein Team auf jeden Fall nach Deutschland. Wir sind der zweitwichtigste Markt außerhalb von Amerika, deshalb müsste hier ein Team sein. Wahrscheinlich in London auch noch eins, aber für mich ist Deutschland die Nummer eins. Aber ich glaube nicht dass es passiert, weil es einfach viel zu kompliziert ist. Die Reisen, die Division, die Free Agency sind schwer. Man muss ja dann auch Menschen überzeugen, dass sie mit ihren Familien für die Saison hier rüber nach Europa ziehen. Das Steuersystem ist hier anders, du verdienst weniger oder gibst mehr Steuern ab, als vielleicht in Florida. Das will auch nicht jeder. Aber ich glaube, das muss auch gar nicht sein. Vielleicht kriegen wir noch ein paar Spiele mehr, zum Beispiel in Hamburg."



































