Einmal im Jahr können sich deutsche Fans der NFL über frühere Übertragungszeiten freuen. Um die spätere Zeitumstellung in den USA ranken sich verschiedenen Theorien. Halloween spielt dabei eine wichtige Rolle.
In Week 8 ist es wieder so weit. Achtung bei der TV/Streaming-Planung rund um die NFL! Denn dank der um eine Woche späteren Zeitumstellung in den USA im Vergleich zu Deutschland laufen die Spiele der Football-Liga hierzulande schon eine Stunde früher.
Die RTL-Übertragung für das Duell der Buffalo Bills gegen die Carolina Panthers startet dadurch schon um 17.45 Uhr. Das zweite Free-TV-Spiel steigt dann ab 21:25 Uhr bei RTL, denn dann empfangen die Denver Broncos die Dallas Cowboys.
Für viele NFL-Fans heißt das vermutlich eine Stunde mehr Schlaf (in der Theorie). Denn während in Deutschland und Europa schon am kommenden Sonntag an der Uhr gedreht (nach hinten!) wird, geschieht dies in den USA wie gewohnt eine Woche später. Stets am ersten Sonntag im November. So weit, so klar.
Touchdown Süßigkeitenindustrie?!
Nun sind die USA ein kapitalistisches Land. Da liegt für viele die Vermutung nahe, dass die in den November verschobene Zeitumstellung etwas mit einem Interesse gewisser Industrieverbände zu tun haben könnte. Hartnäckig hält sich die Geschichte, dass die Süßigkeitenindustrie etwas mit dem veränderten Datum der Zeitumstellung zu tun gehabt hätte, um mehr Süßes an Halloween (31. Oktober) abzusetzen und zu verdienen.
Denn: Der Umstellungs-Zeitpunkt Anfang November ist noch relativ neu. 2005 wurde unter der damaligen George-Bush-Administration der "Energy Policy Act" verabschiedet, in dem die neue Richtlinie festgelegt wurde. Seit 2007 erfolgt die Zeitumstellung auf die Winterzeit daher erst Anfang November. Zuvor war sie – wie in Europa – am letzten Sonntag im Oktober umgestellt worden.
Ein Schelm, wer dabei denkt, die Starkzucker-Industrie hätte da ihre Finger im Spiel gehabt.
Aber ist diese Geschichte mit dem Halloween/Süßigkeiten-Deal mehr als eine Urban Legend? Touchdown Süßigkeitenindustrie?!
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Nun, der Autor Michael Downing behauptet in seinem Buch "Spring Forward: The Annual Madness of Daylight Saving Time", dass die Süßigkeitenhersteller sich schon in den 1980er Jahren stark dafür eingesetzt hätten. Die Logik dahinter: Durch die Umstellung ist es eine Stunde länger hell an Halloween und die Kinder können länger im Hellen Trick-or-treating betreiben ("Süßes oder Saures").
In einem "NPR"-Interview erklärte der Bestseller-Autor: "Das ist keine Legende. Das ist die Wahrheit. Seit 25 Jahren versuchen die Süßigkeitenhersteller, die Sommerzeit für Trick-or-Treat zu nutzen, weil sie glauben, dass die Kinder mehr Süßigkeiten sammeln, wenn sie eine Stunde mehr Tageslicht haben."
Dann führt er diese Anekdote aus: Tatsächlich seien Lobbyisten so weit gegangen, "dass sie während der Kongress-Anhörungen 1985 zur Sommerzeit Süßigkeiten-Kürbisse auf den Sitz von jedem Senator gelegt haben, in der Hoffnung, sich einen Vorteil zu verschaffen."
Damals wurde die Nach-Halloween-Änderung nicht durchgesetzt, diese folgte dann erst 2005 in dem neuen Gesetz.
Süßigkeitenhersteller widersprechen
Die Sache ist so: Die Verbände der Industrie dementieren dies vehement. Wirkliche Beweise für seine Theorie konnte Downing nicht wirklich liefern.
Eingeführt wurde die Sommerzeit während des 1. Weltkrieges, in den USA im Jahr 1918, aber erst 1966 mit einer einheitlichen Regelung unter Präsident Lydon B. Johnson umgesetzt. Der Sinn des Ganzen ist allerdings umstritten. Der ursprünglich Zweck, nämlich Energie einzusparen durch weniger Stromverbrauch aufgrund des längeren Tageslichts, verpuffe allerdings nach Experten-Meinungen. Zudem sind die negativen gesundheitlichen Folgen für viele Menschen durchaus spürbar.
Offiziell hatte das Gesetz aus 2005 auch damit zu tun, dass Kinder besser geschützt werden sollen. Studien zeigten demnach, dass an Halloween besonders viele Kinder im Straßenverkehr verletzt werden. Durch die Stunde mehr Helligkeit beim Trick-or-treating sollte dies eingedämmt werden.
Dass allerdings Menschen an helleren Abendstunden nochmal eher einkaufen gehen, sei es für Süßigkeiten oder nicht, liegt allerdings auch auf der Hand.
Downing betont: Die hartnäckigste Lobby für die Sommerzeit in diesem Land sei die Handelskammer gewesen. Diese habe gewusst, dass Menschen dann vermehrt abends in die Kaufhäuser strömen.
Auch die Golfer freuen sich
Allerdings soll sich laut dem Autor eine andere überraschende Lobby dafür eingesetzt haben.
"1986 gewährte uns der Kongress einen zusätzlichen Monat Sommerzeit. Damals gingen wir von sechs auf sieben Monate über, und das ist der Zeitraum, mit dem wir seit 2007 leben.
Bei den Anhörungen im Kongress erklärte allein die Golfindustrie - das sind die Schätzungen der Industrie - dem Kongress, dass ein zusätzlicher Monat Sommerzeit einen Wert von 200 Millionen Dollar an zusätzlichen Umsätzen bei Golfschlägern und Gebühren fürs Golfen hätte. Die Barbecueindustrie schätzte den zusätzlichen Absatz von Grills und Holzkohlebriketts auf 100 Millionen Dollar", sagte er.
Die genauen Hintergründe werden wir vermutlich nie erfahren. Aber Fakt ist: Die Umstellung erfolgt seit 2007 und bis auf Weiteres immer nach Halloween.
Und: Eigentlich wollen die USA die Sommerzeit ohnehin zum Dauerzustand machen. 2022 stimmte der US-Senat einstimmig dafür. Aber wie das aktuell öfter mal in den Vereinigten Staaten ist. Man ist sich uneins, im Repräsentantenhaus gibt es noch keine Mehrheit oder Zeit dafür. Auch der Präsident müsste das Gesetz erst noch annehmen. Donald Trump kündigte in seiner zweiten Amtszeit indes an, die Sommerzeit abschaffen zu wollen.
Vorerst gibt es also weiterhin die Zeitumstellung in den USA – immer nach Halloween. Mit Folgen für deutsche NFL-Zuschauer.





































