Die Jacksonville Jaguars sind nach ihrem Last-Minute-Sieg gegen die Kansas City Chiefs in Woche 5 der NFL so gut wie seit 2007 nicht mehr in eine Saison gestartet. Two-Star-Rookie Travis Hunter jedoch hatte daran nur bedingt großen Anteil.
Die große Frage vor der Saison in Duval war es, wie genau man dieses Einhorn Travis Hunter, der am College nahezu gleich viel Einsatzzeit als Cornerback und Wide Receiver sah, ins Spiel der Jaguars einbeziehen würde. Das klare Ziel - und auch der Wunsch des Spielers - war es, dass er weiterhin in Offense und Defense zum Zuge kommt.
Nach nun fünf Spielen lässt sich sagen, dass dies zwar durchaus der Fall ist, der Rookie ist jedoch noch weit davon entfernt, eine feste Größe bei den Jaguars zu sein.
Beim 31:28-Erfolg über die Chiefs im Monday Night Game von Woche 5 gelang ihm immerhin ein Career-High, was Receiving Yards angeht. Ebenso legte er sein längstes Play des Jahres hin, das auch noch sehenswert war. Quarterback Trevor Lawrence fand ihn Downfield für einen 44-Yard-Catch über einen Verteidiger in enger Coverage. Und insgesamt legte Hunter 64 Yards mit drei Receptions (3 Targets) hin.
Lawrence wächst in Coen-Scheme hinein
Ersteres ist besonders bemerkenswert, da es erst Hunters zweite Downfield-Reception in der NFL war. Vor Woche 5 hatte er zwölf seiner 13 Receptions in der Saison nach Pässen gefangen, die weniger als zehn Air Yards geflogen sind. Konkret lag seine durchschnittliche Target-Tiefe bei nur 7,1 Air Yards. Entsprechend ist dies ein gutes Zeichen dafür, dass sich seine Rolle womöglich bald vergrößern wird.
Ebenso zeigt es, dass Lawrence allmählich besser ins neue Scheme von Head Coach Liam Coen hinein wächst. Denn obwohl die Jaguars vier der ersten fünf Spiele gewonnen haben, lief das Passspiel bislang alles andere als rund. Besonders auffällig war, dass die Connection mit Hunter und vor allem Nummer-1-Receiver Brian Thomas gestört schien. Laut "Next Gen Stats" waren Thomas und Hunter zwei der drei Receiver in der Liga mit den niedrigsten Passer Ratings bei Pässen in ihre Richtung.
Lawrence brachte es mit Pässen zu Hunter auf ein Rating von 37,5, bei Thomas lag er bei 41,7. Und auch in Sachen Yards pro gelaufener Route glänzten beide bislang kaum. Hunter produziert 1,2 Yards pro Route, Thomas 1,3. Die Leistungssteigerung der beiden gegen die durchaus starke Passverteidigung der Chiefs darf also als Lichtblick gewertet werden. Thomas brachte es in jenem Spiel auf 80 Yards (4 REC, 6 TGTS), Hunter auf 64 (3 REC).
Hunter kam offensiv bislang hauptsächlich im Slot zum Einsatz, was angesichts seines College-Tapes durchaus zu erwarten war, schließlich war sein Route-Tree damals noch relativ limitiert und beschränkte sich hauptsächlich auf zahlreiche Hitch-Routes sowie Go-Routes, Slants und Screens. Entsprechend lag sein Value hauptsächlich darin, Yards und Plays nach dem Catch zu machen. Und insgesamt lieferte er in diesem Bereich nun auch in der NFL einigermaßen ab und bringt es über einen positiven Wert in Sachen zu erwartende Yards nach dem Catch nach dem Modell von "NGS". Insgesamt aber ist sein Receiving Game noch äußerst ineffizient, wenn man es in Gänze betrachtet.
Unterm Strich machte er inklusive Woche 5 nun 187 Snaps in der Offense. Defensiv waren es bislang 120 Snaps.
Hunters Fokus zunächst auf der Offense
Gegen die Chiefs nun startete Hunter sowohl in der Offense als auch in der Defense, was laut "PFF" in den vergangenen 20 Jahren niemand sonst gemacht hat. Und laut deren Aufzeichnungen brachte es Hunter auf 39 Offensiv- und 25 Defensiv-Snaps. Er ist damit zugleich der einzige Spieler, der dies in drei verschiedenen Spielen in einer Saison in den vergangenen 20 Jahren geleistet hat.
Gegen die 49ers in Woche 4 (26:21) hingegen waren es nur neun Snaps in der Defense, in Woche 1 nur sechs. Dennoch zeigen die vergangenen zwei Wochen relativ klar, dass Hunters Rolle in der Defense derzeit etwas in den Hintergrund rücken mag, während der Fokus zumeist auf der Offensive liegt.

Sein Einfluss auf beiden Seiten war bis auf das Chiefs-Spiel in der Offense noch recht überschaubar, doch scheint die Reise erstmal in der Offense weiterzugehen, während in der Defense gelegentliche Einsätze die Norm werden. Unzweifelhaft könnte dies eine wöchentliche vom Matchup abhängige Entscheidung sein. Gegen die Niners stand sicherlich die Laufverteidigung eher im Vordergrund, während gegen die Chiefs wohl primär mit Angriffsspiel durch die Luft spekuliert wurde.
Wenn es nun zum Duell mit den Seahawks (So., 19 Uhr live bei RTL) geht, dürfte unter dieser Prämisse dann auch wieder mehr defensive Einsatzzeit drin sein, denn jene setzen derzeit hauptsächlich aufs Passspiel von Sam Darnold. Ein direktes Duell mit deren Outside-Receivern Jaxon Smith-Njigba und Rookie Tory Horton klingt auf den ersten Blick ohnehin vielversprechend. Auf der anderen Seite winkt ein Rookie-Duell mit Nick Emmanwori im Slot, jedenfalls dann, wenn Starter Devon Witherspoon verletzt passen müsste.



































