Woche 5 der NFL sah eine Fortsetzung eines fragwürdigen Trends der Philadelphia Eagles. Derweil hat die Shanahan-Rehe erneut gefruchtet und der Liga droht offenbar eine Epidemie - der Dummheit.
sport.de-Redakteur Marcus Blumberg nennt an jedem Montag seine Erkenntnisse der NFL-Woche.
Eagles-Offense setzt fragwürdigen Trend fort
Die Philadelphia Eagles haben in Woche 5 nicht nur einen sicher geglaubten Sieg noch aus den Händen gegeben und gegen die Denver Broncos ihre erste Niederlage der Saison kassiert, sie haben dabei auch einen fragwürdigen Trend fortgesetzt.
Die Eagles waren bislang ungeschlagen, doch das hieß keineswegs, dass sie frei von Mängeln waren. Allen voran war das Passspiel bislang meist ein Problem und man sorgte unfreiwillig für Aufsehen, als man in der Vorwoche beim Sieg über die Tampa Bay Buccaneers keinen einzigen Pass nach der Pause an den Mann gebracht hat. Ganz so schlimm war es gegen Denver nicht, doch insgesamt ging nach der Pause auch nahezu nichts mehr mit dieser Offense.
Das Passspiel war generell in den Schlagzeilen, weil die Wide Receiver A.J. Brown und DeVonta Smith - der eine lauter als der andere - offenkundig Frust schieben ob der Art und Weise, wie sie derzeit eingesetzt werden. Beide sollen sich darüber beklagt haben, dass sie gerade in der Red Zone kaum noch Targets sehen. Das berichtete Dianna Russini von "The Athletic" am Wochenende. Entsprechend reagierte Offensive Coordinator Kevin Patullo und setzte schon früh betont auf seine beiden Top-Receiver, die dann sogar Pat Surtain erfolgreich herausforderten.
Smith fing letztlich acht Pässe für 114 Yards und Brown hatte fünf Catches für 43 Yards. Doch vernachlässigte der Play-Caller damit eben auch das eigene, sonst so starke Run Game. Die Eagles liefen im Spiel nur elfmal für 45 Yards und einer dieser "Läufe" war sogar noch ein Kneeldown von Jalen Hurts. Von den neun Handoffs zu Running Backs kamen derweil acht vor der Pause.
Eagles zu berechenbar
Das machte die Eagles berechenbar und führte zu sechs Sacks für die Broncos, die auch noch neun Battled Balls an der Line sammelten und die Offense der Hausherren nach der Pause im Grunde aus dem Spiel nahmen.
Zwar erhöhte Philly kurz nach dem Break durch den 47-Yard-Touchdown-Catch-and-Run von Saquon Barkley auf 17:3, doch anschließend gelang den Eagles kaum noch etwas. Vielmehr gelang ihnen in den folgenden vier Drives nur noch ein First Down und sie punteten viermal am Stück.
Dass ein Sieg gegen ein Team wie Denver nicht garantiert ist, sollte klar sein. Aber die Art und Weise, wie man versuchte, diese eigentlich hohe Führung über die Bühne zu bringen, war fahrlässig, uninspiriert und auf eine neue Art besorgniserregend. Unterm Strich bleibt damit die Offense ein Problem. Dass die Defense im Schlussviertel auseinanderbrach, darf man aber wohl auch auch der Offense ankreiden, schließlich gab die der Defense mit ihren drei 3-and-Outs eben auch kaum Zeit zum Verschnaufen.
Und sicherlich muss man erwähnen, dass gleich mehrere Schiedsricter-Entscheidungen zu Ungunsten der Eagles ausfielen, die eine Rolle spielten beim Ausgang der Partie. Doch das erklärt nicht diese selbst auferlegte Eintönigkeit bei der Play-Selection, die Denver in die Karten spielte.
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Die Jets sind ein Desaster
Kontext ist so wichtig - im Leben wie in der NFL. Auf dem Papier allein sieht der 37:22-Erfolg der Dallas Cowboys bei den New York Jets durchaus angemessen aus, wenn man bedenkt, wo die Cowboys und die Jets in den vergangenen Jahren standen. In diesem Jahr allerdings ist dies zumindest aus Cowboys-Sicht schon ein bemerkenswert deutliches Ergebnis. Denn die Cowboys-Defense drehte vor allem in dem Bereich auf, in dem sie seit Micah Parsons' Abgang komplett brach lag - im Pass Rush!
Die Cowboys hatten gegen die Front der Jets laut vorläufigen Daten von "PFF" 28 (!) Pressures und Justin Fields steckte 14 (!) QB-Hits und fünf Sacks ein. Eine Defense, die normalerweise dem gegnerischen QB einen ruhigen Tag beschert, hat Fields in den Meadowlands aufs Schlimmste belästigt. Die Cowboys-Defense war bislang ein Erholungsurlaub für Offenses und ließ diese Quarterbacks wie zukünftige Hall-of-Famer aussehen.
Wie ist also dieser Auftritt zu erklären? Haben die Cowboys plötzlich die Kurve bekommen? Oder sind die Jets einfach desaströs schlecht? Basierend auf der Tatsache, dass die Jets unter Head Coach Aaron Glenn nun 0-5 sind Glenn damit der erste Jets-Coach überhaupt ist, der seine Karriere dort mit fünf Pleiten begonnen hat, sehe ich die Hauptschuld dafür also doch eher bei Gang Green.
Fields hielt den Ball im Schnitt für 2,89 Sekunden, was ziemlich lange ist, wenn man unter Dauerbeschuss steht. Doch die Offensive Line und Pre-Snap-Adjustments, die auf Fields entfallen, sind ebenso Faktoren, denn den größten Schaden richteten die Cowboys nicht etwa mit Blitzes an. Sie blitzten Fields nur in 24 Prozent seiner Dropbacks und dieser hatte sogar seine besten Pässe in diesen Situationen und kam dabei auf 84 Yards und seine beiden Touchdowns (8/12). Vier seiner fünf Sacks steckte er derweil gegen nur vier oder weniger Rusher ein.
Jets ohne Takeaway nach fünf Spielen
Alles in allem wirkt das ziemlich konzeptlos, was die Jets da gemacht haben. Dass sie defensiv keine Antworten auf die Cowboys-Offense hatten, ist derweil nicht überraschend. Diese ist bekanntlich nicht das Problem in Dallas. Dak Prescott und Co. agieren auf einem enorm hohen Niveau dieser Tage und sind der Grund, warum das Team überhaupt konkurrenzfähig ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die Jets-Defense nun das Kunststück vollbracht hat, als erstes Team überhaupt in den ersten fünf Spielen einer Saison keinen einzigen Takeaway zu erzielen!
Was heißt das nun für die Jets? Sie reisen nach London und treffen auf die vor allem defensiv starken Denver Broncos, was einen Sieg nicht unbedingt wahrscheinlich macht. Anschließend könnte mehr drin sein, wenn es gegen die Panthers, Bengals und Browns geht, doch angesichts der bisher gezeigten Leistungen, fällt es grundlegend schwer, viel von diesem Team zu erwarten.
Und damit geht der Blick schon nach vorne und es drängen sich ernste Fragen auf: allen voran muss man nun wohl schon Glenn hinterfragen, denn so hatte sich sicherlich niemand den Auftakt in die neue Ära der Jets vorgestellt. Und Fields? Der wird offenbar nicht mehr der nächste Mayfield, Darnold oder Geno Smith, wie man sich das noch vor der Saison versucht hatte, herbeizureden. Ihn jedenfalls könnte man nach der Saison ohne große Probleme abgeben, auch wenn ihm noch garantierte zehn Millionen Dollar für 2026 zustehen.
In Position für einen der besten Quarterbacks im kommenden Draft dürfte man angesichts der bisher gezeigten Leistungen aber dann sicherlich sein.
New York Jets: Die nächsten fünf Wochen im Überblick
| Woche | Datum | Gegner |
|---|---|---|
| 6 | 12.10.2025 | vs. Denver Broncos |
| 7 | 19.10.2025 | vs. Carolina Panthers |
| 8 | 26.10.2025 | @ Cincinnati Bengals |
| 9 | 02.11.2025 | Bye Week |
| 10 | 09.11.2025 | vs. Cleveland Browns |
Shanahan-Scheme rettet Quarterback-Karrieren
Ich hatte den 49ers in dieser Woche im Grunde nichts zugetraut bei den Los Angeles Rams. Es fehlte fast die komplette Skill-Abteilung der Offense mit Quarterback Brock Purdy, Tight End George Kittle sowie die Receiver Brandon Aiyuk, Jauan Jennings und Ricky Pearsall. Einzig Christian McCaffrey blieb übrig von den Stars und brachte es schließlich auf 139 Scrimmage Yards (TD) bei 30 Touches (!).
Doch der Schlüssel zum Sieg war - neben den drei Turnovers der Rams (TO on Downs am Ende mitgezählt) - vielmehr die starke Vorstellung von Quarterback Mac Jones, den wir ja eigentlich schon abgeschrieben hatten. Jones warf für 342 Yards und zwei Touchdowns beim 26:23-Overtime-Erfolg der Niners in Los Angeles und zeigte dabei sicherlich eine seiner besten Leistungen überhaupt in der NFL. Er tat dies indes mit zahlreichen Pässen auf seinen alten Bekannten aus Patriots-Zeiten, Kendrick Bourne, der erst seit ein paar Wochen im Team ist und nun zehn Pässe (11 TGTS) für 142 Yards fing.
Für Jones war es bereits der dritte Sieg im dritten Start in dieser Saison in Vertretung von Brock Purdy, dessen Zehenverletzung offenbar schlimmer ist als gedacht. Und Jones, der einstige Erstrundenpick der Patriots im Draft 2021, war sportlich eigentlich schon begraben. Bis auf seine durchaus ordentliche Rookie-Saison, in der er New England zum bis heute letzten Mal in die Playoffs führte, verlief Jones' Karriere durchweg enttäuschend.
Er dümpelte durch sein zweites Jahr und gewann nur sechs seiner 14 Starts, im dritten Jahr verlor er dann sogar seinen Starter-Job und 2024 schließlich verschlug es ihn nach Jacksonville, wo er durchwachsen agierte.
Kaum Konstanz für Mac Jones
Der rote Faden seit 2022? Er hatte durchweg andere Offensive Coordinators und Play-Caller und keiner davon schien wirklich viel von seinem Job zu verstehen. Nun jedoch spielt er für den Coach, der 2021 lange und intensiv darüber nachgedacht hatte, ihn schon mit dem dritten Pick insgesamt zu ziehen. Kyle Shanahan und die 49ers entschieden sich damals aber doch für Trey Lance, was sich als Fehlgriff herausstellte.
Jones jedoch passt offenbar sehr gut ins Scheme und blüht trotz seiner offensichtlichen Limitierungen in seiner dritten NFL-Station im fünften Jahr merklich auf. Kommt uns das bekannt vor? Natürlich! 2023 noch war Sam Darnold in ähnlicher Lage wie Jones, seine Karriere als Starter schien vorbei und er kam als Backup zu Shanahan und wurde gewissermaßen rehabilitiert. Er spielte zwar kaum, doch das Training unter einem der besten Play-Caller und Play-Designer der Liga wirkte Wunder. Er ging 2024 zu den Vikings, wo Kevin O'Connell - er stammt aus dem McVay-Coaching-Tree, McVay wiederum kommt wie Shanahan aus dem Mike-Shanahan-Tree und lässt ein ähnliches Scheme spielen - ihn zu seiner besten NFL-Saison verhalf. Nun ist er der Starter in Seattle und blüht unter Klint Kubiak, der unter KOC gearbeitet hatte, ebenfalls auf wie nie.
Und um die Runde komplett zu machen, sei auch Carson Wentz hervorgehoben. Er landete über einige Umwege in diesem Jahr bei den Vikings und in Vertretung von J.J. McCarthy nun seinen ersten Sieg gegen eine starke Browns-Defense in London eingefahren und sah dabei durchaus kompetent aus. Etwas, was man über ihn schon länger nicht mehr sagen konnte.
Am Rande sei noch erwähnt, dass Baker Mayfield, bevor er seinen Siegeszug in Tampa Bay antrat, bei McVay in Los Angeles für ein paar Wochen angeheuert hatte. Und Daniel Jones, der in Indy dieser Tage nicht wiederzuerkennen ist, verbrachte die letzten Wochen der Vorsaison in Minnesota bei O'Connell.
Man kann also legitim davon sprechen, dass das Shanahan-McVay-Scheme eine Art Reha-Center für bereits abgeschriebene Quarterbacks ist.
Haben wir eine Epidemie der Dummheit?
Du spielst in der NFL, weil du zu den besten Athleten der Welt gehörst auf deiner jeweiligen Position. In der NFL zu spielen, ist ein Privileg, das nur rund 1800 Spielen im Jahr zuteil wird, wenn man diejenigen dazu zählt, die via Practice Squad noch dazu kommen. Wir reden hier über weniger als 2000 Jobs, die diese größte Sportliga der Welt zur Verfügung hat.
Und dann ist dir Style wichtiger als Erfolg? Ich rede hier nicht von den zahllosen Spielern, die in Maßanzügen und viel Bling-Bling zur Arbeit anrollen. Jedem das Seine, schließlich will man ja auch außerhalb des Platzes gesehen werden. Und ich spreche auch nicht über Jaydon Blue, der Blasen an den Füßen von seinen neuen, stylischen - zumindest wurde mir das gesagt - Louis-Vuitton-Cleats bekam. Er spielte ja trotzdem und gar nicht so schlecht für die Cowboys in New Jersey. Ich spreche von Adonai Mitchell in Woche 4 und nun eben Emari Demercado.
Beide hatten in ihren jeweiligen Spielen 70+-Yard-Touchdowns und beide ließen den Ball jeweils Inches vor der Goal Line fallen, weil sie zu arrogant waren und zu früh zum Jubeln ansetzten. Es sieht anscheinend cool aus, den Ball lässig fallen zu lassen, wenn man den Touchdown erzielt hat, um dann irgendeinen ausgeklügelten Tanz aufzuführen, der offensichtlich mehr Vorbereitung beanspruchte als der eigentliche Spielzug, jedenfalls das Ende davon.
Und beide Aktionen waren nicht nur dumm, sie waren auch kostspielig. Sowohl die Colts als auch die Cardinals verloren in der Folge ihre Spiele und der Unterschied war in beiden Fällen eben nur je ein Score. Und während die Colts mit der 20:27-Niederlage am Ende wohl leben können, war es für die Cardinals schon die dritte Pleite in Serie, die ihnen womöglich schon die Saison gekostet hat in einer ultra-kompetitiven NFC West, in der man sowieso der Außenseiter ist.
DeSean Jackson als Urvater der Dümmlichkeit
Mitchell sah beim Kantersieg über die Raiders in Woche 5 als Konsequenz aus der Aktion kaum das Feld und bekam letztlich auch nur ein Target. Man darf nun gespannt sein, wie die Konsequenzen für Demercado aussehen werden, doch in jedem Fall ist es fast unglaublich, dass so etwas zweimal in aufeinanderfolgenden Wochen passiert.
Beide sind zudem keine Einzelfälle. DeSean Jackson, der damals für die Eagles spielte, war so etwas wie der Urvater dieser Dümmlichkeit. Er hatte seinerzeit in der Saison 2008 einen Deep Shot von Donovan McNabb in Dallas gefangen und den Ball kurz vor der Endzone weggeworfen, um zum Jubeln anzusetzen. Keine Sternstunde in der Karriere des exzentrischen Receivers.
Und natürlich ging dieser Aktion der peinliche Fumble vor der Endzone im Super Bowl von Cowboys-Defensive-Tackle Leon Lett Anfang der 90er Jahre zuvor. Immerhin muss man zu seiner Ehrenrettung sagen, dass die Cowboys das Spiel gegen die Bills - naturgemäß - gewannen. Und ein Bills-Spieler schlug ihm den Ball immerhin noch aus der Hand. Seine drei Nachfolger schafften das mit dem Fumble allesamt ganz alleine.
Es geht um so viel in dieser Liga und gerade in dieser Saison, wo so viele Spiele mit nur einem Score entschieden werden - und man denke auch an die ganzen Wetter, für die dieser Fehler richtig teuer wurde. Da ist es einfach inakzeptabel, so unreif und unverantwortlich zu handeln. Und gerade der Fehler von Demercado kann echte Konsequenzen haben. Für die Cardinals-Saison, aber auch für die Frage, wer den First-Overall Pick im kommenden Draft erhält. Die Titans haben nun völlig überraschend ein Spiel gewonnen und sind entsprechend erstmal zurückgefallen in diesem Rennen - nur die Jets sind 0-5.
Man kann nur hoffen, dass spätestens jetzt jeder Coach der Liga seinen Spielern nochmal klar vermittelt, wie unsinnig solche Aktionen sind und wie leicht es eigentlich wäre, so etwas zu verhindern. Denn so lustig das auch mal aussehen mag, darüber lachen sollte man eigentlich nicht.




































