Woche 2 der NFL wirft Fragen auf, wie fair der Tush Push der Philadelphia Eagles tatsächlich ist und was die Philadelphia Eagles ansonsten noch zu bieten haben. Zudem müssen wir über Aaron Rodgers reden.
sport.de-Redakteur Marcus Blumberg nennt an jedem Montag seine Erkenntnisse der NFL-Woche.
So ist der Tush Push ein unfairer Vorteil
Die Philadelphia Eagles haben das Super-Bowl-Rematch gegen die Kansas City Chiefs 20:17 gewonnen und dabei einmal mehr mächtig vom Tush Push profitiert. Erneut hielt dieses so unstoppbare Play für einige First Downs und einen Touchdown her. Es sorgte zudem für die endgültige Entscheidung mit einem First Down nach der Two-Minute Warning, um die Uhr herunterzuspielen.
Doch die Art und Weise, wie er nun schon vermehrt gespielt wurde in dieser Saison, wirft er Fragen auf. Schon in der vergangenen Woche im Season Opener gegen die Dallas Cowboys tauchten Kameraperspektiven vom Tush Push auf, die suggerierten, dass mehrere O-Liner eventuell zu weit vorne standen. Und in Woche 2 sahen wir nun mehrfach, wie teils beide Guards vor dem Snap nach vorne preschten und damit den entscheidenden Vorteil herstellten, um den Weg für Hurts und seine Anschieber freizumachen.
Das war gerade beim letzten First Down im Spiel so latent, dass "FOX"-Regelexperte Dean Blandino seine Frustration über den Tush Push in der Übertragung des Spiels zum Ausdruck brachte: "Ich habe genug vom Tush Push, Jungs. Es ist einfach schwer zu bewerten."
Gemeint war damit in diesem speziellen Fall aber nicht nur die Tatsache, dass es auf dem Feld nur schwer zu sehen ist, ob da wirklich jemand zu früh springt - was eindeutig der Fall war! In diesem Fall nämlich kam noch hinzu, dass wir über einen möglichen Fumble hätten sprechen können, denn Hurts ging nie zu Boden und man entschied auf dem Feld offenbar auf "Forward Progress stopped", was per se eine Tatsachenentscheidung ist und sonst wie entschieden werden kann. Entsprechend spielte es anschließend keine Rolle mehr, dass Chiefs-Linebacker Drue Tranquill letztlich den Ball hatte.
Der Punkt bleibt jedoch, dass wir hier mehrfach im Spiel False Starts der Eagles-Offense beim Tush Push gesehen haben, die aber nicht von den Schiedsrichtern geahndet wurden. Und das sollte so natürlich nicht sein. Wer zu früh springt, muss eben auch dafür bestraft werden.
Natürlich sollten jetzt gerade Anhänger der Chiefs eher ruhig bleiben, denn Schiedsrichter haben in den vergangenen Jahren nahezu konsequent die zahllosen False Starts - und Holds - von Right Tackle Jawaan Taylor übersehen. Doch das ändert nichts daran, dass es schwer fällt, den Tush Push als legales Play zu verteidigen, wenn man so klar sieht, dass da eben nicht alles mit rechten Dingen zugeht.
Entweder man pfeift das künftig konsequenter oder man muss wirklich darüber nachdenken, das Play zu verbieten. Und das kann eigentlich auch nicht im Sinne des Sports sein.
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Hat die Eagles-Offense wirklich einen Plan?
Nachdem wir nun die ersten zwei Spiele der Eagles in dieser Saison gesehen haben, stellt sich mir schon die Frage: was genau ist der Plan der Eagles-Offense? Also wie will man Spiele gewinnen? Gegen die Cowboys in Woche 1 ging durch die Luft herzlich wenig und A.J. Brown hatte ein Target und einen Catch im Spiel. Das Run Game funktionierte nur bedingt und Running Back Saquon Barkley produzierte -0,07 EPA/Play. Dass man am Ende doch den Ball bewegte, lag einzig daran, dass Hurts so viel wie noch nie scrambelte. Jener produzierte schließlich 0,33 EPA/Play bei sieben Runs und einer Success Rate von 100 Prozent.
Gegen die Chiefs nun wirkte alles nochmal ein wenig zusammenhangloser. Hurts produzierte als Passer -0,02 EPA/Play. Und das machte er ohne Turnover zu produzieren. Doch durch die Bank waren seine Pässe meist ungenau und kamen teilweise aus purer Verzweiflung heraus. Einer davon - dieser Rainbow-Ball auf DeVonta Smith -, wurde vor der Endzone sogar gefangen, aber das war sicher nicht der Plan und schon gar nicht sein erster Read.
Mit besagtem Tush Push holte er dann das eine oder andere positive Play heraus und kam erneut auf eine hohe Success Rate (71 Prozent), doch war er in seiner Kernkompetenz, dem Passspiel, einmal mehr nicht gut genug. Hurts warf für ganze 101 Yards. Auf dem Boden lief Saquon Barkley immerhin für 88 Yards und hatte ein paar längere Plays, doch die Tatsache, dass es im Schnitt nur vier Yards im Schnitt waren, zeigt, wie brotlos der Großteil seiner Runs im Spiel waren.
Die Chiefs haben das Spiel dank einer guten Defensivvorstellung eng gehalten und auch die Cowboys waren in Coverage eine Herausforderung. Doch unterm Strich waren das zwei Offensivauftritte, die wenig Plan erkennen ließen. Es reichte jeweils zum Sieg, auch weil die eigene Defense zumeist ihre Klasse unter Beweis stellte. Aber auf lange Sicht ist das nicht wirklich nachhaltig, was die Eagles derzeit spielen.
Es ist noch früh in der Saison, doch für eine weitere große Saison bräuchte es mehr Production von der eigenen Offense, die noch nicht wieder meisterlich aussieht.
Aaron Rodgers doch nicht der Heilsbringer?
Nach zwei Spielen von Aaron Rodgers als Quarterback der Pittsburgh Steelers ist das Zwischenfazit durchwachsen. In Woche 1 gewann er einen Shootout gegen Justin Fields und die New York Jets (!) 34:32 und glänzte mit vier Touchdown-Pässen. Doch auch wenn die nackten Zahlen gut aussahen, war sicherlich nicht alles Gold, was glänzte. Rodgers hatte laut "PFF" gerade mal ein Passing Grade von 56,2 (100 ist das Maximum). Das mag für sich betrachtet nicht die einzige Wahrheit sein, deutete aber schon an, dass die Resultate nicht unbedingt seine Leistung widerspiegelten.
Seine Pässe waren im Schnitt nur fünf Yards tief und er wurde den Ball in 2,29 Sekunden los, was sehr schnell ist und zeigt, das man eigentlich nur aufs Quick Game setzte. Das kann gegen manch einen Gegner reichen, aber sicherlich nicht gegen die besseren Defenses.
In Woche 2 gegen die Seahawks wurde dies nun bestätigt. Besonders schwach war Rodgers unter Druck, wo er jede Menge Fehler machte und sehr ungenau wurde. Er warf zwei Interceptions, wobei eine davon mit Pech verbunden war. Die Rede ist von der von Derion Kendrick in der Endzone. Doch zuvor schon hatte Rodgers Glück, das ein anderer Pass von Rodgers nicht in den Händen von eben jenem Kendrick gelandet war.
Rodgers warf dieses Mal im Schnitt mehr als sieben Yards tiefe Pässe, die jedoch zu selten ankamen (18/33) und vor allem die Effizienz aus Woche 1 vermissen ließen. Die genaue Zählung steht noch aus, doch produzierte Rodgers im Spiel mindestens drei Plays, die zu Turnovers hätten werden können. Und da auch das Run Game jegliche Effizienz vermissen ließ, war da einfach zu viel auf den Schultern des 41 Jahre alten Quarterbacks, der alleine nicht den Unterschied machen wird.
Das Problem damit: die Defense ist schwer angeschlagen und musste am Sonntag Verletzungen von Edge Rusher Alex Highsmith, Defensive Tackle Isaiah Loudermilk sowie den Linebackern Payton Wilson und Patrick Queen hinnehmen. Cornerback Joey Porter und Safety DeShon Elliott fielen von vornherein schon aus. Und wir reden hier über eine Unit, die nun zweimal mehr als 30 Punkte abgegeben hat.
Basierend auf dem bisher gezeigten wird Pittsburgh in den kommenden Wochen nur dann eine Chance haben, wenn die Offense einen Shootout gewinnt. Und das ist in der aktuellen Verfassung von Rodgers zumindest mal nicht garantiert.
Micah Parsons befeuert Packers-Defense
Jayden Daniels brachte es gegen die Green Bay Packers am Donnerstag auf 200 Yards durch die Luft (24/42, 2 TD) und ganze 17 Yards auf dem Boden (7 CAR). Entsprechend kam nicht viel von der Commanders-Offense bei der 18:27-Niederlage im Lambeau Field.
Hauptgrund dafür, dass der Offensive Rookie of the Year kaum zur Geltung kam, war zweifelsohne Micah Parsons. Der frühere Cowboys-Star spielte in seinem zweiten Auftritt für die Packers 47 Snaps, nachdem es in Woche 1 noch 30 waren. Und er machte das beste aus seiner immer noch eingeschränkten Einsatzzeit. Parsons führte sein Team mit acht Pressures an und sammelte dazu einen halben Sack und zwei Tackles insgesamt.
Doch Parsons machte mehr als das. Er verursachte drei Flaggen gegen die Commanders mit seinen Plays und riss Lücken für die Kollegen, die dann einen leichteren Job hatten und insgesamt für vier Sacks im Spiel gegen diesen eigentlich so mobilen Quarterback generierten. Da wäre etwa D-Liner Devonte Wyatt zu nennen, der nicht nur die zweitmeisten Pressures (7) generierte, sondern auch einen Sack und zwei Batted Balls an der Line. Linebacker Edgerrin Cooper war als Blitzer aus der zweiten Reihe sowie als sicherer Run-Stopper aktiv und Rashan Gary sammelte ebenfalls einen Sack.
Alle zusammen zwangen Daniels zu schlecht getimten Würfen und zerstörten damit den Rhythmus dieser eigentlich so flüssig und explosiv spielenden Offense.
Die Packers haben in zwei Spielen in dieser Saison noch keine 20 Punkte abgegeben und wirken schon jetzt wie ein Team, das nur schwer zu schlagen ist. Überzeugende Siege gegen den großen Division-Rivalen Detroit und nun gegen die Commanders zeigen zudem, dass geht die Top-Teams dieser Liga geht. Und das ist vielleicht das größte Statement der bisherigen Saison in der NFL.






































