Quarterback J.J. McCarthy hat bei seinem NFL-Debüt für die Minnesota Vikings nach schwachem Beginn für einen sehenswerten 27:24-Comeback-Sieg bei den Chicago Bears gesorgt.
Vikings @ Bears: Auf einen Blick
- J.J. McCarthy begann das Spiel äußerst schwach, wirkte fast überfordert und das Play-Calling der Vikings war äußerst konservativ. Am Ende jedoch drehte der Youngster in seinem NFL-Debüt auf und führte sein Team zu einem Comeback-Sieg.
- Auf der anderen Seite begann Caleb Williams stark mit einer beeindruckenden Serie und seinem ersten Rushing Touchdown. Doch anschließend gelang der Bears-Offense nahezu nichts mehr.
- Vikings-Kicker Will Reichard stellte in der ersten Hälfte einen Soldier-Field-Rekord ein.
Vikings @ Bears: Die Analyse
Die J.J.-McCarthy-Ära begann für die Minnesota Vikings schleppend. Das Play-Calling war sichtlich darauf ausgelegt, den jungen Quarterback nicht zu sehr zu fordern. Das Ergebnis war ein 3-and-out samt Sack am Ende. Im Gegenzug machten es die Hausherren besser. Caleb Williams begann das Spiel mit zehn Completions in Serie und krönte den gut gescripteten ersten Drive mit einem 9-Yard-Touchdown-Run.
Danach allerdings übernahmen die Defenses auf beiden Seiten und machten den insgesamt konservativen Offenses - sehr viele kurze, sichere Pässe und Run-Plays, die wenig effizient blieben - das Leben schwer. Minnesota gelang erst mit dem letzten Play des ersten Viertels das erste First Down. Das zweite Viertel eröffneten die Gäste dann mit einem 31-Yard-Field-Goal durch Will Reichard in einem Drive, der begünstigt wurde durch eine Pass Interference von Cornerback Nahshon Wright, der für den Verletzten Jaylon Johnson startete, an Running Back Aaron Jones. Die Strafe war gut für 42 Yards an Raumgewinn.
Williams' Start-Serie endete derweil zur Unzeit mit seiner ersten Incompletion bei einem vierten Versuch. Einige Punts später erhöhte Kicker Cairo Santos die Führung auf 10:3 für Chicago, doch die Vikings schlugen noch vor der Pause zurück - Reichard nagelte ein 59-Yard-Field-Goal durch die Stangen - 10:6 Chicago zur Pause.
Die zweite Hälfte begann dann mit drei Incompletions in Serie von Williams und einem Punt. Im Gegenzug wurden die Vikings etwas mutiger, was jedoch nach hinten losging, denn McCarthy versuchte Justin Jefferson, der in der ersten Hälfte nur einen Pass fing, auf einer Out-Route zu finden. Wright erkannte die Situation und schnappte sich eine Interception, aus der er einen 74-Yard-Pick-Six machte. Die Bears hatten in der Situation Cover-0 gespielt und McCarthy damit aus der Ruhe gebracht.
McCarthy kommt im vierten Viertel in Schwung
Danach blieb es zäh, doch auch die Bears bekamen offensiv kaum noch etwas zusammen, sodass Santos letztlich einen Field-Goal-Versuch aus 50 Yards klar vergab. Im Gegenzug erwachten dann die Gäste und kamen durch einen explosiven Run von Running Back Jordan Mason sowie einen 17-Yard-Catch von Jefferson in die Red Zone. Wenig später fand McCarthy dann erneut Jefferson auf einer Dig-Route für einen 17-Yard-Touchdown-Pass. Mit noch mehr als zwölf Minuten zu spielen war die Partie damit wieder offen, auch wenn die anschließende Two-Point Conversion misslang.
Und die Vikings bekamen den Ball nach einem Sack von Javon Hargrave sowie einer Intentional-Grounding-Strafe gegen Williams auch schnell zurück, woraufhin sie den Fuß auf dem Gas hielten. Nur vier Spielzüge später, darunter erneut eine Pass Interference, warf McCarthy dann direkt seinen zweiten Touchdown-Pass! Dieses Mal fand er Jones auf einer Corner-Route aus dem Backfield über 27 Yards. Anschließend gelang eine Two-Point Conversion per Pass auf Adam Thielen und gab den Gästen eine 20:17-Führung nach 14 Punkten in nur rund drei Minuten.
Es kam noch schlimmer für die Bears, denn nicht nur wurden sie kurz darauf zum sechsten Mal in Serie gestoppt, anschließend blockten die Vikings auch noch einen Punt und bekamen den Ball schon nahe der Mittellinie in der eigenen Hälfte zurück. Der Schlüssel für den Aufschwung: Mehr Druck! Hatte Defensive Coordinator Brian Flores zuvor noch für seine Verhältnisse etwas konservativ gespielt, ließ er in der zweiten Hälfte deutlich mehr blitzen, was Williams in Probleme brachte.
Die Gäste legten dann vielleicht ihren besten Drive des Spiels hin. Neun Plays über 68 Yards in 4:31 Minuten. Nach einem 19-Yard-Run von Jordan Mason übernahm McCarthy, fand Jefferson, Jones und T.J. Hockenson durch die Luft und krönte dann den Drive und seine Leistung mit einem Read-Option-Keeper über 14 Yards zum Touchdown. 27:17 Vikings mit weniger als drei Minuten zu spielen.
Die Bears meldeten sich jedoch nochmal zurück und Williams fand Rome Odunze für einen kurzen Touchdown-Pass zwei Sekunden vor der Two-Minute Warning. Nach dem anschließenden Kickoff-Return - Ty Chandler trug den Ball tief aus der eigenen Endzone, um die Uhr zu starten und zur Two-Minute Warning zu gelangen - bekamen die Vikings den Ball jedoch mit 1:55 Minuten zurück und da die Bears nur noch eine Timeout hatten, spielten die Gäste die Uhr weitestgehend herunter, ehe die Bears den Ball nach Punt neun Sekunden vor Schluss ein letztes Mal bekamen. Zu wenig, um noch etwas zu erreichen.
Minnesota Vikings (1-0) @ Chicago Bears (0-1)
Ergebnis: 27:24 (0:7, 6:3, 0:7, 21:7) BOXSCORE
Vikings @ Bears: Die wichtigsten Statistiken
- Der erste Touchdown im Spiel war zugleich Caleb Williams' erster Rushing Touchdown in der NFL. Dabei erreichte er laut "Next Gen Stats" eine Höchstgeschwindigkeit von 20,29 Meilen pro Stunde. Das ist die höchste Geschwindigkeit, die er in seiner Karriere erreicht hat und die zehntschnellste Geschwindigkeit eines Quarterbacks seit Start der Saison 2024.
- Das 59-Yard-Field-Goal vor der Pause von Will Reichard stellte den Rekord für das längste Field Goal in der Geschichte des Soldier Field ein (Matt Prater).
- Für die Bears war es erst die siebte Niederlage der Franchise-Geschichte, nachdem sie zuhause mit mindestens zehn Punkten Vorsprung in ein viertes Viertel gegangen waren. Ihre Bilanz in solchen Situationen nun ist 244-7.
- McCarthy ist nun der zweite Spieler überhaupt in der Geschichte der Vikings, der in seinem Debüt für mehrere Touchdown-Pässe in seinem Debüt für das Team geworfen hat. Zuvor gelang dies nur Hall-of-Famer Fran Tarkenton 1961 - ebenfalls gegen die Bears.
Der Star des Spiels: J.J. McCarthy (Quarterback, Vikings)
Nach drei Vierteln hätten wir eine längere Diskussion über McCarthy und auch O'Connell führen müssen, doch nach diesem vierten Viertel sind erstmal alle Zweifel vom Tisch. McCarthy legte beim Debüt sein erstes 4th-Quarterback-Comeback hin und führte sein Team zu 21 Punkten in Serie. Die nackten Zahlen sind wenig beeindruckend, doch am Ende stehen da drei Total Touchdowns und eine grandiose Story im ersten Start für McCarthy.
Der Flop des Spiels: Caleb Williams (Quarterback, Bears)
Williams begann vielversprechend mit zehn Completions in Serie sowie seinem ersten Rushing Touchdown in der NFL. Doch danach gelangen den Bears noch drei Punkte per Field Goal - den zweiten Touchdown erzielte die Defense! Williams verfiel zum Teil wieder in alte Muster, hielt den Ball zu lange und warf viele ungenaue Pässe, wenn er nicht unnötige Sacks nahm. Generell muss sich hier die ganze Offense samt Ben Johnson für weite Teile des Spiels hinterfragen.
Analyse: Vikings @ Bears - das fiel taktisch auf
- Vikings-Head-Coach Kevin O'Connell ging das Spiel sehr vorsichtig an, was Plays für McCarthy betraf. Man setzte überwiegend auf Run-Plays in early Downs und fast ausschließlich bei First Down. Wenn McCarthy doch mal werfen durfte, waren die Pässe meist sehr kurz. Selbst nach Play Action blieben zu Beginn fast nur Checkdowns. Das Problem damit: da das Run Game kaum fruchtete, kreierte man so immer wieder offensichtliche Passing Downs.
- Die Bears hielten defensiv mit Disguises dagegen und machten McCarthy so das Leben extra schwer. Und sie verzichteten weitestgehend auf Blitzes und sorgten schon mit ihrem 4-Man-Rush für Druck auf den QB.
- Auf der anderen Seite war Ben Johnson darauf bedacht, Williams schnell in einen Rhythmus zu bringen und setzte ebenfalls zum Start auf kurze, sichere Pässe. Zudem war auffällig, dass Williams zum Start fast ausschließlich nach solchen sicheren Completions suchte und sehr selten überhaupt Downfield schaute.
- Mit fortlaufender Spieldauer wendete sich jedoch das Blatt, auch, weil die Vikings mehr blitzten und damit Williams das Leben schwer machten. Er hielt den Ball gewohnt zu lange, kassierte Sacks und warf ungenaue Pässe.
- Offensiv ließ man derweil McCarthy immer mehr von der Leine und der Youngster dankte es mit einem beeindruckenden Comeback im vierten Viertel.