Die Entscheidung ist gefallen! Daniel Jones ist der Starting Quarterback der Indianapolis Colts für die Saison 2025. Das Projekt Anthony Richardson ist damit sehr wahrscheinlich gescheitert. Ein Umstand, der das gesamte aktuelle Regime in Indy ins Wanken bringen sollte. Ein Kommentar.
Ist es überraschend, dass die Colts am Ende Jones den Vorzug geben, nachdem sie ihm als "möglichen Konkurrenten und Backup" für Anthony Richardson 14 Millionen Dollar zahlen? Nein, überhaupt nicht! Es war sogar sehr wahrscheinlich, wenn man ehrlich ist. Und angesichts der neuerlichen Schulterprobleme von Richardson in der Offseason und der verpassten Spiel- und Trainingszeit durch seine Handverletzung kürzlich sanken dessen Chancen weiter.
Und es ist jetzt nicht so, dass diese Entscheidung unverständlich oder unfair wäre. Nein, beide sind keine guten Quarterbacks. Jones hat das in seinen ersten sechs Jahren (!) in der NFL mit Nachdruck bewiesen. Richardson wiederum hat ganze 15 Spiele in zwei Saisons gemacht, weil er als Rookie schwerverletzt war und weil er im Vorjahr zwischendrin mal auf die Bank gesetzt wurde, weil Head Coach Shane Steichen in Panik verfallen war und sicherlich um seinen Job fürchtete inmitten einer schwierigen Saison - fairerweise ist jede Saison in Indy schwierig.
Insgesamt aber haben die Colts Richardson im Draft 2023 an vierter Stelle gezogen, was ein beträchtliches Investment war. Was folgte, war glasklares Missmanagement. Vermutlich war Richardson, der nach nur einem Jahr als Starter am College in Florida in die NFL ging und von Anfang an als Projekt galt, einfach noch zu grün hinter den Ohren, um von Beginn an zu starten. Aus heutiger Sicht ziemlich sicher sogar.
Colts-Coach verliert früh die Geduld
Man tat wenig, um ihn zu unterstützen oder zu schützen. Entsprechend ließ man ihn als Rookie quasi in sein Verderben laufen und er verletzte sich so schwer, dass nach nur vier Spielen insgesamt in Woche 5 - er hatte zuvor schon eine Gehirnerschütterung erlitten, die ihn Woche 3 kostete - Schluss war. Und 2024 ging er dann nur geringfügig besser vorbereitet in seine zweite Saison.
In dieser nahm er sich bekanntlich einmal selbst aus dem Spiel, weil er "müde" war, was ihm natürlich auch nicht half. Und er wurde für Joe Flacco auf die Bank gesetzt, eben weil Steichen die Geduld verlor - inmitten des zweiten Jahres dieses Projekts.
Jetzt kann man nicht sagen, dass Richardson sonderlich viele Argumente für sich geliefert hat. Er hat im Vorjahr nur 47,7 Prozent seiner Pässe an den Mann gebracht - in elf Starts. So schlecht war zuletzt Tim Tebow 2011. Und in Sachen Quarterbacking möchte man nicht mit Tim Tebow verglichen werden, wenn es nicht gerade um heroische Taten für die Gators geht.
Insofern kann man durchaus Richardson, der gerade mal 23 Jahre alt ist und damit jünger als zum Beispiel Jayden Daniels, die Schuld an diesem tiefen Fall geben. Doch geht es eben um die Colts und General Manager Chris Ballard, der spätestens jetzt angezählt sein sollte. Ballard übernahm die Colts 2017, also in dem Jahr, als Andrew Luck aufgrund einer Schulterverletzung komplett ausfiel. Jener kam 2018 zurück und erklärte dann vor der Saison 2019 sein Karriereende.
Colts haben sich nie von Luck-Schock erholt
Das war damals ein Schock, keine Frage. Doch selbst wenn wir 2019 ausklammern, weil einfach keine Zeit mehr war, einen adäquaten Nachfolger zu finden wenige Wochen vor Saisonbeginn, hatte Ballard danach bis heute sechs Jahre Zeit, einen neuen Franchise-Quarterback zu finden. Stattdessen sah Indy jedes Jahr einen neuen Quarterback, der entweder ein Karriere-Backup (Jacoby Brissett), dem Ende seiner Karriere sehr nah war (Philip Rivers, Matt Ryan) oder eben ohnehin ein hoffnungsloser Fall zu sein schien (Carson Wentz).
Als dann Richardson kam, wähnte man sich endlich wieder auf der sicheren Seite. Doch anstatt ihn nach Kräften zu unterstützen, warf man ihn wohl ohne Freischwimmer ins tiefe Wasser und wundert sich nun, dass er im Grunde ertrunken ist.
Die Colts haben nach dem plötzlichen Tod von Owner Jim Irsay mit seinen drei Töchtern eine neue Führungsriege und jene sollte sich sehr gut überlegen, ob ihre Colts noch in den besten Händen sind. Speziell, wenn diese Saison 2025 so läuft, wie man das mit Daniel Jones als Starting Quarterback erwarten kann.




































