Der Höhepunkt des Divisional Weekend in den NFL Playoffs bildet das Duell der Giganten zwischen den Baltimore Ravens und Buffalo Bills. Doch dies ist nicht das erste Aufeinandertreffen der zwei Topteams in dieser Saison. Die Begegnung in Woche 4 gab bereits Einblicke, worauf es ankommen wird.
So spannend die anderen drei Matchups dieser Divisional Round am kommenden Wochenende auch sein mögen, keines kommt an das Prestige des Duells des #2-Seeds gegen den #3-Seed der AFC heran. Die Buffalo Bills (13-4) empfangen die Baltimore Ravens (12-5) (Mo., ab 0:20 Uhr live bei RTL und im Stream auf RTL+*), die sich beide in Höchstform befinden.
Beim ersten Aufeinandertreffen dieser Teams gab es derweil einen klaren Sieger: In Woche 4 setzten sich die Ravens deutlich mit 35:10 durch und setzten damit ihr erstes echtes Ausrufezeichen nach einem holprigen (1-2-)Start in die Saison. Und damals lief so ziemlich alles richtig für die Ravens, die vor allem einen schnellen Start hinlegten, während sich die Bills gerade zu Beginn auch selbstverschuldet schwertaten.
Generell war der Beginn des Spiels beispielhaft für die mitunter aufkeimenden selbstzerstörerischen Tendenzen von Bills-Head-Coach Sean McDermott, wenn es um situative Entscheidungen geht. So endete der erste Bills-Drive bei einem 4th&2 an der 50-Yard-Linie und einem Punt. Die Ravens antworteten darauf mit einem 87-Yard-Touchdown-Run von Derrick Henry, der in diesem Spiel für 199 Yards lief und gewissermaßen seinen Durchbruch in Baltimore feierte.
Mehr dazu:
4th-Down-Entscheidungen waren richtungsweisend
Es folgten ein Field Goal der Bills und ein weiterer Touchdown der Ravens. Die Bills punteten dann bei 4th&1 nach 3-and-out von der eigenen 39, woraufhin die Ravens auf 21:3 erhöhten und nur dank eines Fumbles von Jackson nicht noch mehr Punkte vor der Pause erzielten. Gerade die zwei Punts waren solche der ängstlichen Variante und kosteten den damaligen Gästen im Grunde das Spiel, bevor es richtig begonnen hatte.
Insofern werden Entscheidungen bei 4th Down am Sonntag ganz sicher eine große Rolle spielen, auch wenn man bemerken muss, dass gerade die Ravens so dermaßen effizient waren in Woche 4, dass sie sich erst im dritten (Touchdown-)Drive überhaupt einem 3rd Down gegenübersahen. Es wird ein großer Schlüssel sein, die Ravens häufiger in idealerweise längere 3rd Downs zu bringen, was dann auch Blitzes effektiv machen könnte.
Eine Notiz aus dem damaligen Spiel war es, dass die Bills eigentlich erst nach der Pause angefangen haben, Jackson zu blitzen. Das führte zu Beginn der zweiten Hälfte schnell zu einem Pressure, der ein Intentional Grounding zur Folge hatte. Mehr Blitzes muss man in diesem Fall allerdings mit Vorsicht genießen, denn Jackson hat gegen Extra-Rusher ein Passer Rating von immer noch 113,6. Er kassierte aber auch zehn seiner 24 Sacks gegen den Blitz.
Generell wird sich zeigen, inwiefern sich das Passspiel der Ravens seit damals verändert. Seinerzeit warf Jackson relativ kurze Pässe (7,5 durchschnittliche Passtiefe) und wurde den Ball schnell los (2,7 Sekunden). Das hatte Gründe, denn er warf überwiegend auf seine Running Backs - neun seiner 18 Targets gingen auf Justice Hill (6) und Henry (3). Das dürfte auch daran gelegen haben, dass die Bills in dem Spiel auf ihr Top-Linebacker-Duo Terrel Bernard und Matt Milano verzichten mussten. Gerade Letzterer ist eine Bank in Coverage. Beide sind am Sonntag mit dabei.

Rückkehr von Leistungsträgern als Zünglein an der Waage?
Speziell die beiden werden auch ein wichtiger Faktor dabei sein, Henry besser in den Griff zu bekommen. Er lief damals für 199 Yards und +119 davon waren over Expected, wie "Next Gen Stats" errechnete. Dies waren die drittmeisten für einen Running Back in einem Spiel seit Beginn der Datenerhebung 2018. Den Großteil seines Schadens richtete er dabei gegen leichte Boxes an (110 YDS). Ob er jene erneut sieht, dürfte sich wohl dadurch entscheiden, ob Slot-Receiver Zay Flowers wieder mittun kann. Seine Knieverletzung verhinderte einen Einsatz im Wild Card Game gegen die Steelers. Die Ravens reagierten darauf mit deutlich weniger Nutzung von 11-Personnel (3 WR) und setzten vielmehr häufig auf 21- und 22-Personnel. Und gegen solche Packages werden vollgepackte Boxes wohl unabdingbar sein.
Doch was müssen eigentlich die Bills tun, um offensiv dieses Mal besser ins Spiel zu finden und sich nicht erneut früh ein tiefes Loch zu buddeln? Das Handling von vierten Versuchen scheint ein sinnvoller Ansatzpunkt zu sein. Insgesamt liegen die Bills bei einer Go-Rate von circa 50 Prozent, womit sie in der NFL auf Rang 10 liegen - auf Augenhöhe mit den Eagles und Chiefs. Das heißt, sie spielen den vierten Versuch in etwa der Hälfte der Fälle aus, in denen sie dies rein statistisch betrachtet auch machen sollten.
McDermott hatte sicherlich seine Momente in diesen Situationen. Unvergessen ist der ausgespielte vierte Versuch, der im Spiel gegen die Chiefs in Woche 11 zum entscheidenden Touchdown von Josh Allen geführt hat. Doch in der Regel kann man sich nicht darauf verlassen, dass McDermott dann immer die richtige Entscheidung trifft.
Viel wichtiger wird es jedoch sein, Allen selbst in Schwung zu kriegen. Jener litt merklich unter der Defense der Ravens in Woche 4. Laut "NGS" brachte es Allen damals auf eine Success Rate von gerade mal 23,5 Prozent in seinen 34 Dropbacks. Das war der zweitniedrigste Wert seiner Karriere. Besonders problematisch wurde es, wenn er den Ball länger als 2,5 Sekunden hielt. Dann nämlich brachte er nur 6/16 Passversuchen an den Mann. Zudem sah er eine Pressure Rate von 44,1 Prozent und kassierte 3 Sacks.
Hilft Allen das Quick Game?
Entsprechend wird es wohl darauf ankommen, ihn vor allem per Quick Game in Schwung zu bringen. Das allerdings geht gegen seine normalen Tendenzen. Letztmals blieb er in einem Spiel im Schnitt bei unter 2,5 Sekunden bis zum Pass in Woche 10 in Indy (2,42 Sekunden). In der Vorwoche gegen die Broncos waren es sogar 3,13 Sekunden.
Ein weiteres Mittel ist das Run Game, das gegen Denver lange das Hauptmittel war mit James Cook (120 YDS) an der Spitze. Auch das kann gegen Pressure helfen, jedoch stellen die Ravens die effizienteste Rush-Defense der NFL.
Insgesamt haben beide Teams ihre Hausaufgaben gemacht seit Woche 4. Die Kader sehen anders aus - speziell die Bills werden auf Linebacker besser besetzt sein - und vermutlich hat sich die Herangehensweise der Teams auf die eine oder andere Weise verändert. Zudem sind beide Teams statistisch sehr nahe beieinander, was ein hochklassiges Duell auf Augenhöhe verspricht.
*Wir arbeiten in diesem Beitrag mit Affiliate-Links. Wenn Sie über diese Links ein Produkt kaufen, erhalten wir vom Anbieter eine Provision. Für Sie entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo und wann Sie ein Produkt kaufen, bleibt natürlich Ihnen überlassen.






































