Woche 9 liegt hinter uns, was bedeutet, dass wir die Halbzeit in der NFL erreicht haben. Zeit, ein erstes Fazit zu ziehen und Awards zur Saisonmitte zu verteilen. Wer sind die besten Rookies, wer dominiert in Offense und Defense und wer ist aktuell der wertvollste Spieler der Liga?
Zwar haben noch nicht alle Teams neun Spiele absolviert, doch zur Saisonmitte haben wir zumindest schon genug gesehen, um aussagekräftige Urteile zu fällen, welcher Spieler in ihrer jeweiligen Kategorie am meisten geglänzt haben. Ebenso gibt es eine klare Tendenz, welcher Head Coach bis jetzt die beste Arbeit geleistet hat.
NFL: Midseason Awards 2024
sport.de-Redakteur Marcus Blumberg hat die bisherige Saison genaustens verfolgt und mithilfe von Zahlen und Bewertungen von renommierten Quellen wie "PFF" und "Next Gen Stats" seine Midseason Awards für die erste Saisonhälfte 2024 vergeben.
Midseason Awards 2024 - Offensive Rookie of the Year: Jayden Daniels
Kein Rookie hatte in dieser ersten Saisonhälfte solch einen Impact wie Daniels. Der zweite Pick insgesamt im Draft 2024 ist aber nicht nur als Rookie beeindruckend. Schaut man sich seine Leistungen und seine Zahlungen genauer an, fällt auf, dass er über seine erste Saisonhälfte in der NFL gerade in Sachen Effizienz ganz oben mitspielt.
Laut "Next Gen Stats" wird er in Sachen EPA und EPA/Dropback nur von Lamar Jackson übertroffen. Hinzu kommt, dass er auch als Runner eine absolute Waffe ist und sogar in Sachen Rush EPA (+52,3) die NFL nicht nur anführt, sondern hier auch noch einen mehr als doppelt so guten Wert wie etwa Derrick Henry hingelegt hat. Das hat natürlich Gründe, aber dieser Fakt an sich zeigt, wie gefährlich Daniels schon im ersten Jahr auf dem Boden und durch die Luft ist.
Dass er seine Washington Commanders damit seit Wochen an der Spitze der NFC East, einer der am härtesten umkämpften Divisions der NFL, hält, ist dann so etwas wie das Sahnehäubchen auf seiner bisherige Saison.
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Midseason Awards 2024 - Defensive Rookie of the Year: Jared Verse
Nur wenige Rookies blühen gerade in der Defense schon früh auf, weshalb die ersten Wochen von Edge Rusher Jared Verse von den Los Angeles Rams umso bemerkenswerter waren. Verse führt alle Rookies mit 39 Pressures laut "PFF" an und hat zudem das mit Abstand beste Defense Grade (83,0) unter Spielern, die mindestens 50 Prozent von 638 Snaps bis hierhin absolviert haben.
Zudem hat er 3,5 Sacks gesammelt und ist damit einer der Lichtblicke einer Defense, die sich nach dem Karriereende von Aaron Donald gerade noch neu aufstellen muss. Bemerkenswert ist bei ihm zudem, dass er als Rookie derzeit genauso viele Quick Pressures (Pressure in unter 2,5 Sekunden) auf dem Konto hat wie etwa Superstar Chris Jones (Chiefs) oder Rashan Gary von den Picks, nämlich elf.
Midseason Awards 2024 - Offensive Player of the Year: Derrick Henry
Zugegeben, man kann hier auch gute Argumente für den einen oder anderen dominanten Receiver finden. Doch was Henry seit seiner Ankunft bei den Baltimore Ravens spielt, ist im Grunde die Idealvorstellung von dem, was man erwarten konnte bei seinem Wechsel im März.
Henry führt die NFL in Rushing Yards (1052), Rushing Touchdowns (11) und Rushing Yards over Expected (+398) an, belegt zudem in diversen weiteren Kernstatistiken den zweiten Rang. Henry ist eine Maschine, die scheinbar nicht zu halten ist. Er ist damit bei den Ravens die perfekte Ergänzung zu Lamar Jackson, der so gar nicht so häufig selbst die Beine in die Hand nehmen muss.
Midseason Awards 2024 - Defensive Rookie of the Year: Trey Hendrickson
Das mag jetzt kontrovers wirken, zumal ich bezweifle, dass ihn derzeit viele auf dem Zettel haben aufgrund der Gesamtleistung seiner Defense. Doch Hendrickson spielt gerade bei den Cincinnati Bengals eine herausragende Saison. Er führt die NFL mit elf Sacks und hat je nach Quelle ("PFF" oder "Next Gen Stats") die dritt- oder zweitmeisten Pressures mit 46 und präsentiert sich auch brauchbar gegen den Run.
Er hat mit 0,76 Sekunden einen der schnellsten Get-Offs unter den Top-Edge-Rushern und erzielte bislang die zweitmeisten Quick Pressures der NFL (23), was das ultimative Gegenmittel für Quarterbacks mit schnellem Release ist. Zudem erzwang er mit seinen Pressures schon zwei Turnovers.
Er mag unter dem Radar fliegen, doch könnte er noch ein großer Faktor werden in dieser Saison, wenn die Bengals ihre derzeitige aufstrebende Form fortsetzen können.
Midseason Awards 2024 - Comeback Player of the Year: Joe Burrow
Die Associated Press hat nach dem Ergebnis des Vorjahres (Joe Flacco) seine Wähler nochmal genau instruiert, welche Kriterien für einen Comeback Player stehen. Wie sich herausstellte, soll das Jahr auf der Couch oder in der sportlichen Bedeutungslosigkeit zu verbringen, keine Grundlage mehr für einen solchen Award sein. Vielmehr soll dieser Preis an einen Spieler gehen, der tatsächlich länger beziehungsweise schwerer verletzt war oder sonstige Hindernisse überwunden hat, um in die NFL zurückzukehren.
Joe Burrow verpasste mit einer Oberschenkel- und dann einer Handverletzung die komplette zweite Saisonhälfte 2023 und war davor merklich beeinträchtigt. Ich denke, dass man das gelten lassen kann. Und dann blicken wir hier auf einen Spieler, der nun wieder in herausragender Verfassung ist und in diesem Jahr im Grunde in der MVP-Diskussion wäre, wenn die Bengals - hauptsächlich aufgrund ihrer Defense - den Saisonstart nicht verbockt hätten. So ist man gerade dabei, sich aus einem tiefen Loch zu befreien, doch Burrow spielt allerhöchstem Level und belegt sogar Rang 2 der NFL mit 76,3 Total QBR.
Midseason Awards 2024 - Coach of the Year: Dan Quinn
Es ist nur die erste Saisonhälfte und es kann sich noch vieles verschieben, aber wenn mir jemand vor der Saison gesagt hätte, dass die Washington Commanders im ersten Jahr unter Dan Quinn gerade in der Verlosung wären, die eigene Division zu gewinnen und sogar den Top-Seed der NFC in Blickweite hätten, hätte ich vermutlich gelacht.
Ich habe schon damit gerechnet, dass Quinn zusammen mit Daniels und Kliff Kingsbury für einen Aufschwung sorgen würde, aber die gezeigten Leistungen übertreffen das deutlich. Das heißt nicht, dass das bis Saisonende so weitergeht, zumal noch einige schwierige Hürden warten, doch bis hierhin machen sie in Washington einen großartigen Job.
Und das Gesicht dieses Erfolgs ist zweifelsohne Dan Quinn, der mit seiner ganzen Art neue Energien frei setzt und diese Truppe, die sich noch um Umbruch befindet, aktuell wohl ein klein wenig über ihren Möglichkeiten spielen lässt. Hut - oder besser: Cap ab vor dieser Leistung!

Midseason Awards 2024 - MVP: Lamar Jackson
Lamar Jackson ist derzeit alles andere als effizient auf dem Boden. Er bringt es auf -0,05 EPA/Carry. Doch das ist angesichts seiner Leistungen als Passgeber komplett irrelevant! Der amtierende MVP hat nochmal einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht in dieser Saison.
Jackson führt die NFL in Passer Rating (120,7), Adjusted Net Yards per Attempt (9,68), EPA (+91,4), EPA/Dropback (0,30) und Total QBR (77,3) an und belegt darüber hinaus noch Rang 2 bei den Passing Yards (2379) und Touchdown-Pässen (20). Jackson steuert derzeit auf seine erste 4000-Passing-Yard-Saison zu und könnte sogar eine historische 4000/1000-Saison hinlegen, wenn er seine Rushing-Produktion noch etwas steigert.
Jackson ist der Hauptgrund, warum seine Baltimore Ravens eine 93-prozentige Chance haben, die Playoffs zu erreichen, auch wenn sie derzeit ein halbes Spiel hinter den Pittsburgh Steelers in der AFC North rangieren.