Die Washington Commanders befinden sich in einem großen Umbruch. Als sportlichen Verantwortlichen dafür hat man Dan Quinn auserkoren, der seit Anfang des Jahres der Head Coach in der Hauptstadt ist. Wie jedes Team haben auch die Commanders (zumindest mittelfristig) den Traum vom Super Bowl und womöglich kann Quinn dabei helfen - sie nötige Erfahrung hat er jedenfalls.
Denn der Übungsleiter stand in seiner NFL-Karriere bereits zweimal im Endspiel um die Lombardi Trophy. Je einmal als Defensive Coordinator und Head Coach.
Der in New Jersey geborene Quinn spielte in seiner Jugend natürlich selbst Football, war als Defensive Lineman unter anderem Teil des Teams der Salisbury University, die sich allerdings mit Division-III-Football zufrieden geben musste.
Quinn spielte als Starter zwar eine wichtige Rolle, tat sich aber nebenbei vor allem beim Hammerwurf hervor, wo er einen Schulrekord aufstellte, der erst knappe 20 Jahre später wieder gebrochen wurde.
Nach seinem College-Abschluss wechselte er in Sachen Football die Seiten und war fortan nur noch Coach und kein Spieler mehr. Bei William & Mary, dem VMI und an der Hofstra University betreute er die Defensive Line und bei letzterer wurde er 2000 zusätzlich zum Defensive Coordinator.
Der Sprung in die NFL
Seine dortige Arbeit eröffnete Quinn den Weg in die NFL. Es waren die San Francisco 49ers, die erstmals auf ihn aufmerksam wurden und ihn 2001 als Defensive Quality Coach in die Bay Area holten.
Auch hier schien er einen guten Eindruck zu hinterlassen, weshalb ihn die 49ers zum Defensive Line Coach beförderten. Insgesamt hielt es Quinn vier Jahre lang in Kalifornien, ehe er eine Reise durch die NFL startete.
Es verschlug ihn zunächst an die Ostküste, wo er in Miami ebenfalls für die Defensive Line verantwortlich war. Nach zwei Jahren in der Wärme ging es für Quinn dann in den Big Apple zu den New York Jets. Wieder lag sein Fokus auf der Defensive Line.
Es waren die Seattle Seahawks, die 2009 dann erstmals auch größere Führungsqualitäten in Dan Quinn sahen. Sie machten ihn neben seinem Job als Defensive Line Coach auch zum Assistant Head Coach.
Zurück zum College und Bau der "Legion of Boom"
Doch nach einem knappen Jahrzehnt als Defensive Line Coach strebte Quinn nach noch mehr Verantwortung und fand diese am College. Die Florida Gators nahmen Quinn als Defensive Coordinator und Defensive Line Coach unter Vertrag. Aufgrund seiner neuen Rolle als Coordinator und dem Ansehen der Gators kann man dies aber als Schritt nach vorne bezeichnen, auch wenn der Schritt von der NFL zurück ins College auf den ersten Blick vielleicht nicht als solcher aussah.
Zudem ließ die Rückkehr in die National Football League nicht lange auf sich warten. Die Seattle Seahawks waren es, die sich um Quinn als Defensive Coordinator bemühten. Nach rund zwölf Jahren im Oberhaus hatte Quinn also erstmals die Verantwortung für eine NFL-Defense.
Und viel besser hätte es dabei nicht laufen können. In seiner ersten Saison hatten die Seahawks die wenigsten Punkte (231) und die wenigsten Yards (4.378) zugelassen und die meisten Turnover (39) der Liga erzielt.
Herzstück des defensiven Erfolgs war eine Cover-3-Defense, die angeführt wurde von der legendären "Legion of Boom" bestehend aus den beiden Safeties Earl Thomas und Kam Chancellor sowie Cornerback Richard Sherman.
Die Seahawks rund um die Legion of Boom schafften den Sprung in den Super Bowl, bekamen es dort jedoch mit den Denver Broncos mit Quarterback Peyton Manning zu tun. Manning und Co. hatten die Liga zuvor mit einer historischen Offensiv-Leistung kurz und klein gespielt.
Umso beachtlicher, dass die Seahawks-Defense die Broncos bei nur acht Punkten hielt und den Super Bowl nach Hause brachte. Ein eindrucksvolles Ende für Dan Quinns erste Saison als Defensive Coordinator.
Und das Ende der Fahnenstange war noch nicht erreicht, schließlich ging es für die Seahawks im Folgejahr erneut in den Super Bowl, wo man allerdings an den New England Patriots, dem eigenen Playcalling an der Goal Line und Malcolm Butler scheiterte.
Erster Job als Head Coach und erneuter Super Bowl
Wenig überraschend hatten die Leistungen der Seahawks-Defense auch Dan Quinn ins Rampenlicht gerückt, weshalb Angebote für einen ersten Head-Coach-Job eintrudelten. Den Zuschlag bekamen die Atlanta Falcons.
Nach einer Bilanz von 8-8 im ersten Jahr marschierten die Falcons in Jahr zwei unter Quinn durch die Liga. Und nicht nur in der Regular Season, sondern auch in den Playoffs.
Und auch durch drei Viertel des Super Bowls gegen die New England Patriots. Was nach der 28:3-Führung für die Falcons passierte, ist eine viel erzählte Geschichte und womöglich auch ein Grund, wieso es in der Karriere des Dan Quinn anschließend erstmals abwärts ging.
In den Folgejahren gelang es den Falcons unter Quinn - und anschließend auch ohne ihn - nicht, sich von ihrem Super-Bowl-Fiasko zu befreien und so stürzten sie ins Niemandsland der NFL ab. Dieser Umstand kostete Quinn im Laufe der 2020er-Saison seinen Job.
Über Dallas nach Washington
Nach seinem Aus bei den Atlanta Falcons ließ allerdings ein neuer Job nicht lange auf sich warten, Quinns Leistungen in Sachen Defensivarbeit hatten auch weiterhin eine guten Ruf hinterlassen. So kam Quinn in alter Rolle bei den Dallas Cowboys unter.
Er entwickelte in seiner Zeit bei America's Team Spieler wie Micah Parsons oder zuletzt DaRon Bland, doch für den ganz großen Wurf reichte es bei den Cowboys schon fast traditionell nicht.
Während Head Coach Mike McCarthy in Dalls einmal mehr unter Druck steht, nimmt auch Dan Quinn eine schwere Herausforderung an. Seit Januar ist er der Chef bei den Washington Commanders, ein Team das im kompletten Umbruch steckt. Mit einem relativ neuen Owner, einem jungen Kader und seit April auch mit einem neuen Starting Quarterback in Jayden Daniels wollen die Hauptstädter eine neue Ära einleiten.
Für Quinn wird es eine spannende Aufgabe werden und eine ganz andere als bei seiner ersten Head-Coach-Station in Atlanta. Dort galt Quinn im Übrigen als sehr beliebt unter den Spielern, eine Eigenschaft, die ihm auch in Washington helfen kann. Schließlich ist davon auszugehen, dass nicht alles direkt funktionieren wird. Das bringt so ein Umbruch nun einmal mit sich. Doch Dan Quinn stellt sich der Herausforderung und will zeigen, dass es vielleicht irgendwann wieder in Richtung Super Bowl gehen kann.
Wie schnell ein Team eine Kehrtwende mit einem an Draft-Position zwei gewählten Quarterback hinlegen kann, haben ja die Houston Texans erst kürzlich gezeigt.
Den Auftakt in die neue Ära machen die Commanders am Sonntag beim Gastspiel in Tampa Bay (live ab 22:25 Uhr bei RTL und im Stream auf RTL+*).
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