Die NFL-Saison 2024 wirft ihre Schatten voraus und in der AFC East bahnt sich ein Dreikampf um die Division-Krone an. Bleiben die Bills trotz Aderlass oben oder ist die Zeit der Dolphins gekommen? Und was bewirkt die Rückkehr von Aaron Rodgers bei den New York Jets? sport.de blickt voraus in den Division-Previews.
Die AFC East hatte zuletzt die Angewohnheit, ziemlich einseitig zu sein. Nachdem die New England Patriots diese Division über zwei Jahrzehnte dominierten, standen zuletzt viermal die Buffalo Bills an der Spitze. Die Miami Dolphins, die seit 2008 auf einen Division-Titel warten, schicken sich nun aber an, diese Vorherrschaft zu durchbrechen. Und dann wären da noch die New York Jets, die seit 2010 sogar auf eine Playoff-Teilnahme warten. Und was ist eigentlich von den New England Patriots mit neuem Regime zu erwarten?
sport.de blickt voraus und schätzt die Chancen der Teams für die kommende NFL-Saison ein. Den Anfang macht die AFC East.
NFL Division Preview 2024: AFC East
NFL Preview: Buffalo Bills
- Bilanz 2023: 11-6
- Wichtigste Zugänge: WR Keon Coleman, S Cole Bishop, WR Curtis Samuel, RB Ray Davis, DT DeWayne Carter, OL Sedrick Van Pran-Granger, WR Marquez Valdes-Scantling, WR Mack Hollins
- Wichtigste Abgänge: WR Stefon Diggs, WR Gabe Davis, CB Dane Jackson, EDGE Leonard Floyd, S Jordan Poyer, C Mitch Morse, CB Tre'Davious White, S Micah Hyde, EDGE Shaq Lawson
Buffalo Bills: So wird die Saison ein Erfolg
Die Bills haben ihr Team nach einer von Verletzungen geprägten Saison, die mal wieder mit einer Pleite gegen die Chiefs in den Playoffs endete, an mehreren Stellen neu aufgestellt. Nun kommt es darauf an, wie gut Quarterback Josh Allen wirklich ist. Das Receiving Corps wurde generalüberholt und aus dem Vorjahr ist eigentlich nur noch Khalil Shakir übrig, der für den Slot eingeplant ist. Der Rest ist neu.
Um aus dieser für alle neuen Situation einen Erfolg zu machen, muss Allen schnell eine gemeinsame Wellenlänge mit seinen Receivern finden und gerade Rookie Keon Coleman wird von Beginn an zu einer verlässlichen Größe werden müssen.
Was die Defense betrifft, wird sicherlich Linebacker Matt Milano das größte Upgrade sein. Er kommt nach langer Verletzung zurück und dürfte gerade der Passverteidigung einen Schub geben. Ansonsten wäre es hilfreich, wenn Von Miller im zweiten Jahr nach seinem Kreuzbandriss nun wieder annähernd seine alte Form fände.
Buffalo Bills: So wird die Saison ein Misserfolg
So ein Umbruch ist schwierig. Es ist aber der natürliche Lauf der Dinge in der NFL, dass, wenn man seinen Franchise-Quarterback gefunden hat, dieser irgendwann so viel Cap-Space einnimmt, dass man anderswo Abstriche machen muss. Die Bills gingen diesen Übergang radikal an und nahmen Kürzungen in allen Mannschaftsteilen vor, vermutlich auch, um ein Signal zu senden.
So darf man auch den Abgang von Diggs bewerten, der zwar immer noch der beste Receiver des Teams war, aber durchaus nachgelassen hat und merklich unzufrieden war. Nun setzt man im Receiving Corps voll auf die Jugend sowie auf Spieler, die bislang aufgrund bestimmter Defizite keine Stars waren. Was passiert nun also, wenn die neuen Leute nicht einschlagen? Wenn Coleman noch länger braucht, ehe er ein Faktor wird. Wenn Samuel zeigt, dass er eben doch nur ein Gimmick-Receiver ist. Wenn MVS weiterhin reihenweise Pässe fallen lässt. All das sind mögliche Gründe für ein Scheitern dieses Teams.
Defensiv kommt derweil vieles darauf an, wie die etablierten Safetys ersetzt werden. Sie sorgten stets für Stabilität und jetzt soll hier ein Rookie eine tragende Rolle spielen. Riskant, riskant!
Buffalo Bills: Der X-Faktor - Josh Allen
Das klingt nun trivial, ist aber in Buffalo definitiv der Fall. Durch den Wegfall der erfahrenen Receiver steht Allen besonders unter Druck. Er muss dafür sorgen, dass das Niveau der Offense auch mit weniger klangvollen Namen hoch bleibt. Er muss die Maschine am Laufen halten. Gelingt ihm dies, bleiben die Bills ein starker Contender. Wenn nicht, dann ist das Gesamtniveau der Truppe zu niedrig, um es zu kompensieren.
Buffalo Bills: Saison-Prognose 2024
Football kann ein recht simpler Sport sein, wenn man gewisse Grundsätze bedenkt. Der wichtigste Faktor für ein Team ist der Quarterback. Ein Top-QB kann alle Probleme bewältigen. Und Allen ist weiterhin einer der mindestens fünf besten QBs der NFL und der beste im Osten. Daher gewinnen die Bills erneut die Division. Platz 1!
NFL Preview: Miami Dolphins
- Bilanz 2023: 11-6
- Wichtigste Zugänge: C Aaron Brewer, WR Odell Beckham Jr., OT Patrick Paul, RB Jaylen Wright, DL Calais Campbell, CB Kendall Fuller, S Jordan Poyer, EDGE Chop Robinson, Marcus Maye, TE Jonnu Smith, LB Jordyn Brooks
- Wichtigste Abgänge: DT Christian Wilkins, EDGE Jerome Baker, C Conner Williams, CB Xavien Howard, EDGE Andrew Van Ginkel, OG Robert Hunt
Miami Dolphins: So wird die Saison ein Erfolg
Die Offseason der Dolphins war eine Mischung aus Aufrechterhaltung des Status Quo gepaart mit ein paar gezielten, wenn auch riskanten Verbesserungen, während auch ein paar namhafte Leistungsträger das Weite gesucht haben. Das führt uns zur Erkenntnis, dass die Dolphins gerade offensiv immer noch hochklassig besetzt sind, was die Skill-Positionen angeht - OBJ könnte nochmal ein klares Upgrade gegenüber den bisherigen Nummer-3-Optionen sein, Rookie Jaylen Wright wiederum könnte zusammen mit Mostert und Achane ein dreiköpfiges Monster im Backfield kreieren.
Und da Mike McDaniel und Tua Tagovailoa nun eine weitere Offseason hatten, in der sie ihr Zusammenspiel weiter verbessern konnten, könnte diese Highspeed-Offense noch flüssiger laufen.
Defensiv wiederum war 2023 eine klare Enttäuschung. Es passte einfach nicht mit Defensive Coordinator Vic Fangio. Umso größer sind nun die Lobeshymnen auf den früheren Ravens-Coach Anthony Weaver, der sein Nachfolger ist und als Spielerversteher gilt. Mit ihm könnte die Defense unangenehmer und aggressiver werden. Es würde jedoch reichen, einfach seltener auseinanderzubrechen.
Miami Dolphins: So wird die Saison ein Misserfolg
Ich weiß nicht, wie lange ich nun schon Season-Previews schreibe, doch eines blieb in den vergangenen paar Jahren eine stete Konstante: die Dolphins haben eine wacklige Offensive Line. In diesem Jahr wurde der Center ausgetauscht. Aaron Brewer hat übernommen und zeigte bereits Probleme beim Snap. Auch sonst ist da wenig Grund zum Optimismus. Robert Hunt ist weg und ob ihn Robert Jones adäquat ersetzt, bleibt abzuwarten. Zudem befinden sich Left Guard Isaiah Wynn und OBJ derzeit auf der PUP List mit kaum überzeugenden Alternativen in Sicht.
Die Feuerpower ist dank der Stars weiter enorm, doch viel passieren darf nicht, denn dahinter ist kaum Kadertiefe ersichtlich.
Defensiv geht man womöglich ohne Starting-Edge-Verteidiger Chubb (PUP) in die Saison und da Neuzugang Shaq Barrett kurzfristig zurückgetreten ist, ist die Personaldecke an dieser Front sehr dünn. Immerhin wurde Jaelan Phillips mittlerweile von PUP aktiviert und dürfte rechtzeitig fit sein. Stichtwort Front: Hier müssen die Dolphins hoffen, dass Calais Campbell noch was im Tank hat, denn der Abgang von Wilkins wiegt schwer.
Miami Dolphins: Der X-Faktor - Austin Jackson
Am Ende steht und Feld alles mit der Offensive Line und man sagt nicht umsonst, dass der drittbeste Spieler dieser Kette der entscheidende Faktor dafür ist, wie gut die Unit funktioniert. Der Right Tackle ist vermutlich nicht nur das, er ist auch der Blind-Side-Blocker für Linkshänder Tagovailoa. Er steht aber auch stellvertretend für die ganze Unit, denn wenn diese nicht funktioniert, kommen die Dolphins nicht weit.
Miami Dolphins: Saison-Prognose 2024
Am Ende werden die Dolphins wieder schwer zu stoppen sein. Die Offense bleibt eine Macht, die Defense wiederum könnte unter Weaver wieder stabiler werden. Letztlich spielen die Dolphins erneut oben mit, da die Bills aber insgesamt stabiler sind, reicht es erneut nur für Platz 2 der AFC East.
NFL Preview: New England Patriots
- Bilanz 2023: 4-13
- Wichtigste Zugänge: QB Drake Maye, QB Jacoby Brissett, OT Chukwuma Okorafor, TE Austin Hooper, WR K.J. Osborn, WR Ja'Lynn Polk, WR Javon Baker, OT Caeden Wallace, OG Layden Robinson, RB Antonio Gibson, S Jaylin Hawkins
- Wichtigste Abgänge: QB Mac Jones, S Jalen Mills, TE Mike Gesicki, OT Trent Brown, CB Myles Bryant, DT Lawrence Guy, CB J.C. Jackson, RB Ezekiel Elliott, WR DeVante Parker, WR JuJu Smith-Schuster, EDGE Matthew Judon
New England Patriots: So wird die Saison ein Erfolg
In Jahr 1 nach Belichick geht es für die Patriots vor allem um Konsolidierung. Man hat bei weitem noch keinen vollständigen Kader, um wieder anzugreifen, entsprechend gilt es, mit realistischen Erwartungen in die Saison zu gehen.
Erfolg wäre in diesem Fall also, wenn man von einer trostlosen Saison 2023 zu einer respektablen Saisonleistung 2024 übergehen könnte. Dazu gehört es, offensiv wieder einen ersichtlichen Plan und solidere Leistungen zu zeigen. Das übergeordnete Ziel muss es sein, die jungen Neuzugänge nach und nach heranzuführen. Die Sahne auf der Kirsche wäre, irgendwann im Saisonverlauf Rookie-QB Drake Maye aufs Feld zu bekommen und von ihm gute Ansätze zu sehen. Denn wie die diesjährigen erfolglosen Versuche, namhafte Receiver ins Team zu holen, zeigten, sind Spieler derzeit skeptisch, was die Offense New Englands betrifft. Hier muss ein Ausrufezeichen her.
Sollte dann noch die Defense mit durchweg etablierten Leistungsträgern das Niveau der Vorjahre unter neuer Leitung annähernd halten, dann wäre man in einigen Spielen durchaus konkurrenzfähig und in der Lage, Achtungserfolge einzufahren.
New England Patriots: So wird die Saison ein Misserfolg
Ein erneuter Top-3-Pick wäre kein Misserfolg, er würde den Rebuild nur vorantreiben. Ein Misserfolg für dieses Team wäre es eher, wenn die vielversprechenden Rookies eben doch nicht einschlagen. Das gilt für die Receiver wie Baker und Polk, ebenso wie für die jungen O-Liner. Und sollte Maye tatsächlich Spielpraxis bekommen und dann enttäuschen, wäre dies vermutlich ein erheblicher Rückschritt für den von Patriots-Direktor Eliot Wolf angestoßenen Neuaufbau.
Der größte Faktor und das größte Hindernis für diese Truppe ist und bleibt derweil die Offensive Line, die keinen gelernten Left Tackle hat. Wer auch immer diese Rolle übernimmt, wird dies ohne große Vorerfahrung tun. Was die Defense betrifft, ist es statistisch zumindest mal unwahrscheinlich, dass das Vorjahresniveau zu halten ist, gerade auch weil Belichick nicht mehr da ist. Und da nun auch noch Matthew Judon weg ist, wird der Pass Rush per se geschwächt in die Saison gehen.
New England Patriots: Der X-Faktor - Jacoby Brissett
Brissett ist nur der Platzhalter für Maye. Doch wenn er seinen Job macht und den soliden Game Manager gibt, der er durchaus sein kann, dann schützt er auch den Rookie und hält ihm den Rücken frei. Scheitert Brissett dagegen an den moderaten Erwartungen und fallen die Patriots dadurch früh in ein tiefes Loch, dann könnte die Ungeduld in dieser Organisation gerade an der Spitze zu unschönen schnellen Konsequenzen führen, die das Gesamtprojekt gefährden.
New England Patriots: Saison-Prognose 2024
Völlig losgelöst von angepassten Erwartungen sollte niemand viel von den Patriots erwarten. Sie haben einen brutalen Spielplan, der nicht viele Möglichkeiten aufzeigt, für Überraschungen zu sorgen. Und da keiner weiß, wie die ganzen neuen Teile zusammenpassen - das gilt auch für den Coaching Staff -, erscheint mehr als Platz 4 utopisch.
Mehr dazu:
NFL Preview: New York Jets
- Bilanz 2023: 7-10
- Wichtigste Zugänge: OT Tyron Smith, OT Morgan Moses, OG John Simpson, OT Olu Fashanu, QB Tyrod Taylor, RB Braelon Allen, WR Mike Williams, WR Malachi Corley, DT Javon Kinlaw, EDGE Haason Reddick, S Chuck Clark
- Wichtigste Abgänge: EDGE Bryce Huff, S Jordan Whitehead, OT Mekhi Becton, OG Laken Tomlinson, OT Duane Brown, OG Connor McGovern, EDGE Carl Lawson, TE C.J. Uzomah, WR Randall Cobb, QB Zach Wilson.
New York Jets: So wird die Saison ein Erfolg
Augenscheinlich war 2023 eine Saison zum Vergessen für die Jets. Die Reaktion darauf war, zahlreiche Änderungen in mehreren Mannschaftsteilen vorzunehmen. Und auf dem Papier sollte das zu Behebung des größten Problems geführt haben - die Offensive Line sieht nun deutlich vielversprechender aus, auch wenn gerade bei Tyron Smith Verletzungssorgen nicht wegzudiskutieren sind. Dennoch sollte Aaron Rodgers in diesem Jahr deutlich besser beschützt werden, als das letzte Saison möglich gewesen wäre.
Stichwort Rodgers: Er ist wieder gesund und dürfte die Offense mit seiner Präsenz allein schon besser machen. Und dieses Mal ist man mit Tyrod Taylor auch stabiler in der zweiten Reihe besetzt als mit Draft-Bust Zach Wilson. Zudem bekam Rodgers mit Mike Williams einen neuen Deep Threat als Ergänzung zu Top-Receiver Garrett Wilson.
Die starke Secondary kehrt zurück und die Front Seven scheint ebenfalls gerüstet zu sein für einen neuen Run, nachdem das Vorjahr auf dieser Seite des Balls schon vielversprechend war.
New York Jets: So wird die Saison ein Misserfolg
Klartext: Aaron Rodgers letzte wirklich gute Saison war 2021. Seither ging es stetig bergab mit 2023 und seinem Achillessehnenriss als vorläufigem Tiefpunkt. Rodgers ist nun 40 und soll ein Jahr nach der schwersten Verletzung seiner Karriere ein Team in die Playoffs tragen, dass dort seit 13 Jahren nicht mehr war. Die Voraussetzungen sind dafür nicht unbedingt die besten.
Weitere Problemfelder sind natürlich die neugestaltete Offensive Line, in der Center Joe Tippmann offenbar schon im Camp Problem mit Shotgun-Snaps hat. Smith spielte zuletzt 2015 eine volle Saison.
Und defensiv hat man den vielversprechenden Edge Rusher Bryce Huff gegen Reddick getauscht, von dem man wusste, dass er einen neuen Vertrag will. Den hat Stand jetzt noch nicht, also tauchte er auch nicht im Camp auf. Ende offen. Und offen ist ebenso, wer ihn ersetzen würde. Die Kadertiefe in diesem Bereich ist eher flach. Und dann gilt auch hier, dass Defenses selten zwei Jahre in Serie außerordentlich dominant sind.
New York Jets: Der X-Faktor - Aaron Rodgers
Wer das Vorjahr gesehen hat, weiß, dass dieses Kartenhaus zusammenhält, wenn Rodgers nicht spielt oder nicht brilliert, wenn er spielt. Das Coaching - Nathaniel Hackett ist allen Ernstes immer noch der Offensive Coordinator! - wird erneut keine Hilfe sein bei etwaigen Problemen. Und so solide Taylor auch ist, wird er im Zweifel die Kohlen nicht aus dem Feuer holen.
New York Jets: Saison-Prognose 2024
Die Jets werden besser sein als im Vorjahr, als man trotz katastrophaler Offense dennoch zumindest mal an den Playoff-Plätzen geschnuppert hat. Es wird am Ende dennoch schwierig sein, an der großen Konkurrenz im Osten vorbei zu kommen. Daher bleibt es bei Rang 3, aber mit einer Wild Card.
