Dieser Tage jährt sich der WM-Triumph der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Brasilien zum zehnten Mal. Unvergessen bleibt auf dem Weg zum Erfolg in Südamerika das Halbfinale gegen die brasilianische Elf, wo dem DFB-Team ein 7:1-Kantersieg gelang. Ein Ergebnis, das für Staunen sorgte, vom damaligen Bundestrainer Joachim Löw und dessen Stab aber quasi erwartet worden war.
8. Juli 2014, Deutschland gegen Brasilien im Estádio Governador Magalhães Pinto in Belo Horizonte. Gegen 19 Uhr deutscher Zeit prangt der 7:1-Endstand der Halbfinalbegegnung auf der Anzeigetafel. Die Freude auf der einen und die Scham auf der anderen Seite kannte keine Grenzen. Anlässlich des Jubiläums blickte der frühere Bundestrainer Joachim Löw in einer Kolumne auf "dfb.de" nun auf das Spektakel von damals zurück und gab überraschende Eindrücke preis.
"Wenn ich über das Spiel gegen Brasilien schreibe, muss und will ich Urs Siegenthaler nennen. Urs hat Brasilien vor dem Turnier ein paar Mal gesehen und er hat sie auch während der WM beobachtet", erklärte Löw.
Weiter verriet er: "Wir gingen am Strand vor dem Campo Bahia spazieren, an seine Worte erinnere ich mich genau. Brasilien sei 'grottenschlecht' in der Defensive, hat Urs gesagt. Von dieser Einschätzung hat er sich auch durch mein mehrmaliges Nachfragen nicht abbringen lassen", so Löw weiter.
Der Spielbeobachter sei sich ganz sicher gewesen: "So schlecht, wie die aktuelle Selecao, habe eine brasilianische Nationalmannschaft noch nie verteidigt."
Die Brasilianer seien nicht nur "anfällig", wie Löw analysiert hatte, sondern einfach "richtig schlecht", habe Siegenthaler wiederholt betont.
Löws Plan mit der DFB-Elf geht perfekt auf
Die Selecao sei sich ihrer defensiven Schwächen zwar bewusst gewesen, deswegen habe sie versucht, "nach Ballverlusten sofort zu foulen und das Spiel zu unterbrechen. Sie hätten nicht die Ambition, Zweikämpfe zu führen und den Ball zurückzugewinnen, für sie gehe es nur darum, das Spiel zu unterbinden", so Löw weiter. Aber genau darauf habe der Bundestrainer seine Mannschaft dann eingestellt.
"Es ging darum, auf den Beinen zu bleiben, die Fouls nicht anzunehmen. Es ging darum, minimale Ballkontaktzeiten zu haben und sofort in die Räume zu starten. Es ging um den Automatismus, sich nach Ballgewinn blitzschnell in vollem Tempo nach vorne zu lösen", so Löw.
So sei der Matchplan im allerbesten Sinne aufgegangen. "Das 1:0 ist aus einem Eckball resultiert, das hat uns natürlich in die Karten gespielt. Brasilien hat danach aber einfach weitergemacht - blind nach vorne. Beim 2:0, 3:0 und 4:0 waren es genau solche Situationen, die wir vorher beobachtet und den Spielern gezeigt hatten. Wie am Reißbrett."
Alles sei genauso abgelaufen, wie Siegenthaler es prophezeit hatte. "Wenn die Brasilianer nach Ballverlust nicht sofort Zugriff bekommen, dann ist es für sie im Grunde zu spät. Dann hatten sie hinten nur noch die beiden Innenverteidiger - und wir hatten die Qualität, unsere Überzahl auszuspielen. Die Tore zwei, drei, vier und fünf fielen innerhalb von sechs Minuten, es war unwirklich, unfassbar."
Thomas Müller besorgte damals das 1:0 (11.), es folgten Tore durch Miroslav Klose (23.) und ein Doppelpack von Toni Kroos (24. und 26. Minute). Kurz darauf folgte Sami Khedira (29.) mit dem 5:0. Nach der Pause legte André Schürrle zum 6:0 (69.) und 7:0 (79.) nach. Brasilien blieb lediglich der Ehrentreffer in der 90. Minute durch Oscar.


























