Der NFL Draft 2024 steht vor der Tür und wird bei Fans und Teams mit Spannung erwartet. Natürlich richten sich die Blicke wie so oft auf die offensive Seite des Balles, doch auch in der der Defensive gilt es die richtigen Spieler zu finden. Die Königsposition, was den Draft anbetrifft, ist dabei oft die des Edge Rushers.
Die Edge Rusher sollen vor allem das Passspiel des Gegners ausbremsen, wenn der Spieler dann auch noch gegen den Lauf gut arbeitet, umso besser. Die Priorität dieser Position ist es aber in jedem Fall, den gegnerischen Spielmacher unter Druck zu setzen und im besten Falle zu Boden zu bringen.
sport.de zeigt euch die zehn besten Draft-Optionen im großen Edge-Rusher-Ranking
Die besten Edge Rusher im NFL Draft 2024
10. Jonah Elliss - Utah
Jonah Elliss spielt sehr ausdauernd und wird auch in Zukunft unaufhörlich versuchen, zum Ballträger oder Quarterback durchzukommen. Dabei wird er sich stets auf seine Agilität und Antrittsstärke verlassen können. Diese paart er mit einem sauberen und gut ausgebildeten Handeinsatz, der ihn als technischen Pass Rusher auszeichnet.
Doch auch ein NFL-Coach wird ihn nicht länger ziehen können als er ist, weshalb es für Elliss sehr schwer wird, zukünftig die ausreichende Kraft und den richtigen Hebel in seine Aktionen zu legen. Über einen durchschnittlichen Spieler wird er deshalb kaum hinauswachsen, denn er holt bereits fast das Maximum aus seinem Antritt und seinem athletischen Profil heraus.
9. Jalyx Hunt - Houston-Christian
Jalyx Hunt wechselte innerhalb der FCS von Cornell an die Houston-Christian und profitierte von seinem späteren Einsatz an der Line of Scrimmage. Zuvor bewies er als Safety bereits hervorragende Fähigkeiten in Coverage, auf die man auch nicht an der HCU verzichten wollte. Doch sein wahres Potential schöpfte Hunt erst im Pass Rush als Edge Defender aus.
So erzielte er in den letzten zwei Jahren 15 Sacks und generierte 78 Pressures am gegnerischen Quarterback. Er bewegt sich natürlich und instinktiv. Doch für ein zukünftiges Spiel an der Line muss er kräftiger im Unter- und Oberkörper werden und lernen, seine Hände technisch sauber, schwer und mit gutem Timing einzusetzen. Über die Special Teams kann er sich jedoch für größere Aufgaben qualifizieren.
8. Javontae Jean-Baptiste - Notre Dame
Javontae Jean-Baptiste spielte knapp unter 1.500 Snaps in der Defense der Notre Dame Fighting Irish. In seinen fünf Jahren Spielzeit erzielte er 13 Sacks, 20,5 Tackles for Loss und generierte 87 Pressures. In seinem letzten Jahr, als er zum ersten Mal vollwertiger Starter gewesen ist, konnte er seine Produktivität in allen Bereichen nahezu verdoppeln.
Der gut gebaute Edge Defender weiß seinen Körper einzusetzen und kann auch eng um die Offensive Line herumkommen. Seine besten Resultate erzielte er allerdings, wenn er mit einem zügigen ersten Schritt den Kontakt initiieren und dann sein Matchup mit kräftigem Handeinsatz und sauberer Technik schlagen konnte. Gut zu wissen, dass der Athlet sich nicht mehr allein auf seine Anlagen verlässt.
7. Adisa Isaac - Penn State
Adisa Isaac hat die passende Körpergröße, das Gewicht und die Armlänge, um in der NFL als Starter auflaufen zu dürfen. Das Talent ist durchaus spürbar, doch konstant zeigt es Isaac noch nicht. Zwar besitzt er ein ausreichendes Arsenal an Pass Rush Moves und Techniken, um sich in der Run Defense von Blocks zu lösen, doch versteht er noch nicht, wann diese adäquat und zu seinem Vorteil einzusetzen sind.
Vieles verläuft sehr planlos im Sand, weshalb er aktuell das Durchsetzungsvermögen und die Effektivität für die NFL vermissen lässt. Vielleicht nimmt sich ein guter Defensive Line Coach seiner an und bündelt seine einzelnen Attribute, bis er zu einem ansprechenden Defender bei den Profis reift.
6. Gabriel Murphy - UCLA
Gabriel Murphy hat das Potential zu einem effektiven Pass Rusher bei offensichtlichen Passing Downs. Gegen den Lauf könnte er maximal als Gap Shooter agieren, wenn ein Team sich voll und ganz auf seine Quickness und Agilität verlassen möchte, aber dann wäre er schematisch schon sehr eingeschränkt.
Technisch holt Murphy bereits viel aus seinen Reps heraus. Doch es ist die fehlende Körpergröße und Armlänge, die ihn von einer größeren Rolle in einer NFL-Defense abhält. Ein Wechsel auf 3-4 Outside Linebacker wäre ratsam, jedoch müsste er dazu erst einmal an seinen Fähigkeiten für Pass Coverage arbeiten. Der Weg könnte für Murphy daher über die Special Teams zu allmählich wachsenden Aufgaben gehen.
5. Jared Verse - Florida State
Die Art und Weise, wie effektiv sich Jared Verse von Blocks als Run Defender löst, beweist vor allem, wie technisch sich der Edge Rusher entwickelt hat. Sehr hoch beschleunigen konnte er schon immer. Jetzt kommt seit seinem Wechsel von Albany an die Florida State auch ein gewisses Repertoire an Pass Rush Moves hinzu, bei dem er aber noch lernen sollte, es auf die Situation passend einzusetzen.
Außerdem ist Verse eindeutig ein Edge Defender, der nicht in Coverage droppen sollte. Hier wirkte er am College einfach verloren und unsicher, was auch auf seine insgesamt nur durchschnittliche Athletik zurückzuführen ist. Im Gegensatz zu anderen Anwärtern auf seiner Position konnte Verse immerhin seine hohe Produktivität aus dem Vorjahr noch einmal bestätigen.
4. Chop Robinson - Penn State
Nach seinem Wechsel von Maryland an die Penn State vor zwei Jahren wurde Chop Robinson immer häufiger als Pass Rusher eingesetzt. Der Edge Defender hat dieses Vertrauen mit Sacks und Pressures zurückgezahlt, war aber nie so effektiv, wie man es sich von einem so gut veranlagten Verteidiger eigentlich wünscht.
Trotzdem muss ihm seine Entwicklung vom rohen Athleten zum definierten Footballspieler für seine Bewertung zum Draft angerechnet werden. Denn Robinson findet immer öfter Wege, seine P.S. auf die Straße zu bringen und mit einem schnellen ersten Schritt, hoher Beschleunigung und einer sicheren Körperbeherrschung sehr eng und tief, um seine Gegenspieler zum Quarterback zu ziehen. Lediglich die Kontinuität und Technik fehlt noch.
3. Chris Braswell - Alabama
Chris Braswell musste zunächst einmal in einer elitären Defense eine Rotationsrolle übernehmen, ehe er im letzten Jahr an der Seite von Dallas Turner starten durfte. Braswell spielt mit hoher Ausdauer und wandelt am Snap auf engstem Raum viel seines Vortriebs in pure Power um.
Sonderlich agil ist er nicht, weshalb ihm trotz guter Techniken im Handfight häufig nur die reine Kraftübertragung als Mittel im Pass Rush und in der Laufverteidigung bleibt. Insgesamt begrenzt das auch seinen Entwicklungshorizont. Doch als gute Nummer Zwei hat er seinen Wert für die NFL und da die Klasse generell nicht gut besetzt ist, dürfte ihm das auch eine frühe Auswahl im Draft an Tag Zwei einbringen.
2. Dallas Turner - Alabama
Dallas Turner zeigt am Snap eine Entschlossenheit und Explosivität, mit der er seine Gegner häufig bereits mit dem ersten Schritt schlägt. Seine Verbesserungen sind aber offensichtlich auf seine technische Entwicklung im letzten Jahr zurückzuführen. Zwar hat er dort noch einen Weg zu gehen, doch nun schafft es Turner erst, seinen Körper situativ einzusetzen.
Das war auch dringend nötig, denn im Gegensatz zu elitären Edge Defendern der letzten Jahre steckt er nicht in einem besonderen Körper, sondern muss zusätzliche Möglichkeiten finden, um zum Quarterback zu gelangen und gegen den Lauf verteidigen zu können. Nur mit Speed und Körperbeherrschung wird er künftig nicht konstant spielen.
1. Laiatu Latu - UCLA
Laiatu Latu war einer der besten High-School-Spieler seines Jahrgangs in Kalifornien und erhielt Angebote von allen großen Schulen des Landes. Sein Fokus richtete sich bei der Auswahl aber eindeutig auf die Westküste und so entschied er sich, für die Washington Huskies zu spielen. Nach diversen Verletzungen wechselte er in die Heimat an die UCLA, wo seine Karriere erst richtig Fahrt aufnahm. Der All-American wurde mit dem Ted Hendrick’s Award und dem Lombardi Award ausgezeichnet. Letztere Auszeichnung erhält alljährlich der Athlet, der am ehesten die Werte und den Geist von Vince Lombardi verkörpert.
In seinen Fähigkeiten wirkt Latu bereits so reif wie mancher NFL-Veteran. Sein Timing, seine Technik und die Art und Weise, mit der er durch die Offensive Line mit viel Power hindurch gleitet, sind wirklich eine Augenweide. Sogar innen kann er damit regelmäßig gewinnen, obwohl ihm dort für eine größere Aufgabe dann doch der nötige Anker fehlt. Instinktiv versteht er, wohin sich ein Play entwickelt oder welcher Move gerade am besten geeignet ist, um den Gegner zu schlagen. Sein Repertoire ist fast so unerschöpflich wie seine Ausdauer. Bei den Profis wird er damit vom ersten Tag an elitäres Spiel ins Feld führen.
Aufgrund einer früheren Nackenverletzung werden Teams aber vorsichtig mit ihm sein und Spieler mit schwächerem Tape sogar vor ihm draften. Außerdem zählt er nicht zu den prototypischen Edge Defendern und besitzt schlichtweg nicht die Armlänge eines elitären Pass Rushers. Da es nicht mehr viel an seiner Technik zu bemängeln gibt, kann sich Latu allerdings mit Defensive-Line-Coaches ganz seiner Beinarbeit widmen, um dort das Maximum aus seiner Kraftübertragung herauszuholen. Das würde sein Spiel noch einmal energischer machen und ihn konstanter spielen lassen.
Ohne Vorverletzung wäre Latu der erste Defender, der gedraftet wird. Nun wird er leider etwas länger warten müssen.
Philipp Forstner