In den letzten Jahren sind die Baltimore Ravens ein Dauergast in den NFL-Playoffs. In der Postseason selbst spielte Baltimore seit dem Super-Bowl-Sieg 2012 allerdings keine echte Rolle mehr. Das könnte sich in dieser Saison ändern.
Spätestens seit dem deutlichen Statement-Sieg über die San Francisco 49ers dürfte auch der letzte NFL-Zuschauer die Ravens auf dem Zettel haben.
Abgesehen von 2021 schafften es die Ravens in den letzten fünf Jahren stets in die Playoffs, hier war allerdings immer früh Schluss. Einzig 2020 überstand Baltimore die erste Playoff-Runde, um dann sang- und klanglos mit 3:17 gegen die Bills zu unterliegen. Doch warum kann es für die Mannen aus Maryland dieses Jahr für den großen Wurf reichen?
Lamar Jackson spielt wieder auf MVP-Niveau
Seit dem Duell gegen Niners und Brock Purdy, der ebenfalls einen Case als MVP hat, dürfte man Lamar Jackson die größten Chancen ausrechnen, der wichtigste Spieler der Liga zu werden.
Die Buchmacher sehen das ähnlich und haben Lamar mittlerweile als klaren Favoriten auserkoren. Und das aus gutem Grund!
Zwar spielt Lamar bei weitem nicht so spektakulär, wie in seiner zweiten NFL-Saison, als er ebenfalls MVP wurde und vor allem eine eindrucksvolle Touchdown-zu-Interception-Ratio auflegte (36:6 sowie sieben Rush TDs).
Doch auch, wenn die nackten Zahlen eben jener Metrik in dieser Saison zu wünschen übrig lassen - 19 Touchdowns stehen sieben Interceptions gegenüber - ist Lamar Jackson der Spieler, der die Ravens-Offense trägt.
Seine unglaublichen Fähigkeiten als Runner und Scrambler retten immer wieder Spielzüge oder gar ganze Drives. Zudem konnte sich Lamar auch als Quick Passer verbessern und ist bei kurzen Downs deutlich sicherer im Passspiel.
Er steht damit nicht mehr nur für reines Spektakel, er kann auch das Tempo der Partie vorgeben und das Spiel für sein Team managen. Und weil er dennoch weiterhin jederzeit für ein Highlight-Play sorgen kann, bietet Lamar mehr oder weniger das Komplettpaket.
Eine geschlossene Einheit arbeitet hart
Dass Lamar Jackson sich hin und wieder auch als Game Manager betätigen kann, liegt daran, dass die Ravens selten in Zugzwang geraten.
Denn neben dem womöglich besten wertvollsten Offensiv-Spieler der NFL können die Baltimore Ravens traditionell auf eine sehr gute Defense setzen. Die Abwehrreihe der Ravens steht seit Ewigkeiten für guten, aber auch kompromisslosen Defense-Football.
Es ist eine Arbeiter-Mentalität, die in Baltimore gelebt wird. "Play like a Raven" heißt es in den Katakomben des Stadions. Ein Ausspruch, der mehr als nur eine Aufschrift auf einer Wand ist.
Einer, der wie kaum jemand anderes für diese Mentalität steht, ist Ravens-Legende und Hall of Famer Ray Lewis. Der rigorose Linebacker früherer Tage ist immer noch stark mit den Ravens verbunden.
Und er übernimmt von Zeit zu Zeit sogar die Rolle des Mentors. So zum Beispiel hat er sich mit Roquan Smith zusammengetan, um gemeinsam Film-Sessions zu bestreiten und seinem Schützling wertvolle Tipps zu geben.
Roquan Smith, auf seiner Position selbst einer der besten Spieler der NFL, spielt seit 2022 bei den Ravens und nimmt die Hilfe der NFL-Ikone gerne an. Es wird zusammengearbeitet für den großen Traum, Baltimore seine dritte Lombardi-Trophy zu verschaffen.
Erfahrung pur an der Seitenlinie
Jemand der weiß, wie das funktioniert ist Head Coach John Harbaugh. Der Übungsleiter ist seit 2008 in Amt und Würden beide den Balitmore Ravens und gewann mit dem Team 2012 den Super Bowl.
Das Duell gegen die San Francisco 49ers ging als Harbaugh-Bowl in die Geschichte ein, war doch Johns Bruder Jim Head Coach der Niners.
John Harbaugh weiß also, wie man Titel gewinnen kann. Gepaart mit seiner ohnehin außergewöhnlichen Erfahrung (nach Bill Belichick und Mike Tomlin ist er der drittlängste aktive Cheftrainer in der NFL) kann das ein entscheidender Vorteil sein.
Die Konkurrenz schwächelt
Während die Baltimore Ravens eine überragende Saison spielen, zeigt die Konkurrenz in der AFC ungewohnte Schwächen. Die Bills, Bengals und auch Chiefs waren es, die den Ravens in der Vergangenheit spätestens in der Postseason den Rang abliefen.
Die Chiefs und auch die Bills stehen zwar unmittelbar vor dem Einzug in die Playoffs, zeigten in dieser Saison aber ein ums andere Mal große Schwächen. In der aktuellen Form dürfte keines der Teams den Ravens das Wasser reichen können, auch wenn in einem möglichen Playoff-Duell natürlich alles geschehen kann.
Die Bengals unterdessen, zuletzt immerhin zwei Mal im Conference Championship Game, werden die Playoffs aller Wahrscheinlichkeit nach sogar verpassen.
Von einem freien Weg in den Super Bowl zu sprechen, wäre sicherlich vermessen, die Baltimore Ravens haben aber alles, was es braucht, um Anfang Februar nach Las Vegas reisen zu können.
Nach aktuellen Einschätzungen wären der wahrscheinlichste Gegner, wie 2012, die San Francisco 49ers. Und wie das dann ausgehen könnte, haben die Baltimore Ravens an Weihnachten eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Marcel Schmidt



































