Seit der Verpflichtung von Aaron Rodgers war der Hype um die New York Jets bei vielen NFL-Fans groß. Die Hoffnungen der Anhänger erhielten durch die Verletzung von Rodgers einen herben Dämpfer. Nun übernimmt Zach Wilson wieder bei der Gang Green - Die Freude darüber hält sich vielerorts in Grenzen.
Noch berauscht durch den epischen Einzug ihrer Helden vor dem ersten Saisonspiel der New York Jets in Gedenken an die Opfer des 11. Septembers konnten die Fans im MetLife Stadium kaum fassen, was nur wenige Sekunden nach Spielbeginn passieren sollte.
Ihr neuer Quarterback Aaron Rodgers ging zu Boden, riss sich, wie später gemeldet wird, die Achillessehne und wird für die restliche Saison ausfallen. Der Neue macht nun wieder Platz für den Alten. Zach Wilson ist allerdings keine unbestrittene Personalie für die Gang Green.
Der Jubel war nicht weniger groß, wenn der Aufmarsch von Rodgers mit der amerikanischen Flagge in der Vorwoche mit der Auswahl von Zach Wilson im NFL Draft 2021 verglichen wird. Doch die Enttäuschung war ebenfalls genauso groß, als der junge Quarterback in den letzten beiden Jahren versuchte, eine anständige Offense aufs Feld zu zaubern.
Zach Wilson auffällig neben dem Platz
Schlagzeilen machte Wilson dabei vor allem abseits des Platzes. Die öffentliche Schlammschlacht zwischen seiner Ex-Freundin und ihm, als sie ihn beschuldigte, mit der Freundin seiner Mutter geschlafen zu haben, sorgte für mehr Aufsehen als sein eigentliches Spiel.
Denn auf dem Feld wirft Wilson in den ersten beiden Jahren seiner Karriere öfter den Ball zu einem gegnerischen Verteidiger für eine Interception, statt in die Endzone zu einem Touchdown. Obendrein bringt er nur 55 Prozent seiner Pässe an, was weit vom Liga-Durchschnitt eines NFL-Passers entfernt ist.
Immerhin lässt er wenigstens seine Stärken gelegentlich darin aufblitzen, einen gefährlichen tiefen Ball zu spielen. Doch insgesamt geht er relativ sorglos mit dem Spielgerät um. Zu sorglos, möchten viele meinen.
Deshalb reagieren die Jets in der letzten Offseason, weil sie ihren qualitativ sehr gut besetzten Kader nicht dafür verschwenden möchten, dass ein unreifer Quarterback der ganzen Mannschaft Probleme bereitet. In Aaron Rodgers wollte man den neuen Heilsbringer im Big Apple gefunden haben. Doch mit dessen Verletzung, legt sich Head Coach Robert Saleh überraschend deutlich wieder auf Wilson als Starter fest:
"Ich möchte es ganz klar sagen – Zach ist unser Quarterback. Wir haben großes Vertrauen in Zach und freuen uns sehr über diese Gelegenheit. Wir arbeiten mit Zach zusammen und freuen uns für ihn und die Gelegenheit, die er bekommen wird."
Ob dies eher Lippenbekenntnisse sind oder Saleh tatsächlich von seinem Quarterback überzeugt ist, wird nicht zuletzt auch das nächste Spiel gegen die Dallas Cowboys zeigen. Die Partie wird am Sonntag ab 22:25 Uhr auf RTL übertragen und auch in den USA wird das Spiel mehr als die Lokalnachrichten bestimmen.
Die Jets geben Wilson eine weitere Chance
Wilson wird es an diesem Abend mit einer beinharten Defense aufnehmen müssen, die bereits in der Vorwoche unter Beweis stellte, jeden Fehler eines Quarterbacks gnadenlos zu bestrafen. Unsaubere Pässe und übermütige Entscheidungen, indem der Ball sorglos in dicht stehende Verteidigungsreihen gezimmert wird, dürfen Wilson nicht unterlaufen.
Gleichzeitig hat er mit Play Caller Nathaniel Hackett den persönlich ausgewählten Offensive Coordinator von Aaron Rodgers an seiner Seite. Der ehemalige Head Coach der Denver Broncos strebt danach, bestimmte Spielzüge für den jeweiligen Quarterback maßzuschneidern.
Demnach dürfte Zach Wilson ein paar Möglichkeiten erhalten, in denen sein stärkster Receiver Garrett Wilson in Eins-gegen-Eins-Duelle an der Seitenlinie geschickt wird. Es liegt dann an der hoffentlich verbesserten Genauigkeit des Quarterbacks, ob der Wideout aus solchen Situationen etwas herausholen kann oder der Ball in den Armen der Verteidigung landet.
Die Jets wollen alles dafür tun, um es ihrem jungen Playmaker so komfortabel wie möglich einzurichten. Derzeit bleibt ihnen aus Mangel an Alternativen aber auch gar keine andere Wahl.
Philipp Forstner